Meine Erfahrungen als Amazon-Rezensent

Vor zwei Monaten startete ich den Versuch, regelmässig Rezensionen auf Amazon einzustellen. Es ist eine Plage unserer Zeit, dass alles verglichen werden muss. "Wettbewerb belebt das Geschäft", rufen die einen. "Neid regiert die Welt", schallt es zurück. Meine Erfahrungen in Kürze:

  1. Ich bin eine wettbewerbsfreudige Person und deshalb anfällig für "sportliche Aktivitäten" wie diese. Dass ich mich gerne messe, habe ich wohl auch schon an die nächste Generation weitergegeben – mit Sonnen- und Schattenseiten. Natürlich ist mir klar, dass ich nur mit der Besprechung der neusten elektronischen Gadgets richtig nach vorne kommen könnte. Das werde ich nicht tun; ich will meiner Linie treu bleiben.
  2. Das Wetteifern um Plätze kann eine Sogwirkung entfalten. So habe gelesen, dass Top-Rezensenten einander schlechte Bewertungen geben. Ein Mann gelangte zu Berühmtheit, weil er über 10 Jahre (!) täglich eine Rezension eingestellt hatte. 2012 stieg er aus dem "Zirkus" aus. Es ist eine Gefahr, durch Bezahlung eher das Produkt anzupreisen als eine kritische Auseinandersetzung zu fördern.
  3. Was ist meine Strategie? Kurze, aber nicht zu kurz gehaltene, prägnant geschriebene, strukturierte, mit einer klaren Empfehlung versehene Rezensionen zu einem Buch werden eingestellt. Ich habe für mich ein inhaltliches Profil entwickelt: Bücher aus der Sicht christlicher Weltanchauung zu beurteilen. Das Ziel ist, dass Leser der Besprechungen auf mein Profil gehen und auf diese Weise Zugang zu anderen Büchern finden. Bis jetzt habe ich minimal drei von fünf Sternen vergeben. Ich möchte eigentlich keine Bücher rezensieren, die es nicht wert sind besprochen zu werden.
  4. Ein interessantes Unterfangen ist das Lernen von anderen Top-Rezensenten. Ich lese gerne Christian Döring, Lexi oder fachlich starke Rezensenten wie diese, um von ihnen zu lernen und neue Buchhinweise zu bekommen.
  5. Durch meine Tätigkeit wurde ich angeregt, wieder vermehrt in deutscher und nicht nur englischer Sprache abgefasste Werke zu lesen. Dazu gehören Sachbücher und Biografien, auch neu erschienene. Mein Spektrum erweitert sich auch über den wissenschaftlichen Bereich hinaus auf allgemein verständliche Literatur.
  6. Letztlich sind die Buchbesprechungen auch Dokumentation der eigenen inhaltlichen Auseinandersetzung und Reibung mit den Ideen anderer Menschen. Die Beschäftigung mit diesen Gedankengängen weitet meinen eigenen Blick und schärft meine Argumentation.

Ich werde diese Tätigkeit fortsetzen. Ich verfüge über einen grossen Vorrat an weiteren Rezensionen.