Mario Tafferner, Doktorand im Bereich Altes Testament und Alter Orient an der Trinity Evangelical Divinity School, wirft eine wichtige Grundsatzfrage der Bibelwissenschaft auf.
Die evangelikale Bibelwissenschaft wird leider zu oft mit falschen epistemologischen Vorraussetzungen betrieben. Manchmal scheint es fast so, als ob Bibelwissenschaft und Apologetik im Schaffen des evangelikalen Theologen verschwimmen. Dabei beobachte ich immer wieder eine gewisse Hingabe an die Idee, dass wir die Glaubwürdigkeit der Schrift erst durch Methodik aufrichten müssen, bevor wir auf ihrer Basis arbeiten können. Diese rationalisierte Methode hat einige Gemeinsamkeiten mit dem historischen Sozianismus und entfernt sich zusehends vom augustinischen Erbe der Reformation. Doch gibt es eine Alternative?
Tafferner behandelt einen wichtigen Einwand:
Nun könnte noch der Einwand entgegengebracht werden, dass die Glaubwürdigkeit der Schrift sich nur auf die "geistliche Wahrheit", jedoch nicht auf historische Realitäten (welche ja auch Objekt der Bibelwissenschaft sein können) bezieht. Das Problem dieser Annahme ist aber der historische Charakter ebender Offenbarung, welche das Testimonium bezeugt. Die Trennung von Ideen und Fakten ist platonisch, jedoch nicht biblisch begründbar. Die Botschaft der Errettung im Evangelium ist an historische Gegebenheiten gebunden und von diesen in gewissem Maße abhängig. Autopistia kann sich somit nicht ausschließlich auf geistliche Wahrheiten beziehen, sondern muss auch auf die Geschichte angewendet werden.