Kolumne: Väter, gebt euer Handwerk weiter!

Nach dem Gottesdienst fragt mich eine Frau: "Was haben deine Söhne aufgeschrieben?" Ihr war aufgefallen, dass sie während der Predigt in einem Notizbuch mitschrieben, meine Frau und mich selbst eingeschlossen. Die Antwort: "Sie lernen, sich strukturiert Notizen anzufertigen." Ein verwunderter Blick folgte. "Du musst es dir so vorstellen: Ein Bauer gibt seinen Kindern jede Menge an Fertigkeiten weiter. Ein fussballbegeisterter Vater geht mit seinem Dreijährigen mit dem Ball nach draussen. Früher wurde sogar das Handwerk der Familie an die nächste Generation weiter gegeben. So fragte ich mich: Was kann ich meinen Söhne weitergeben?" Zuerst kamen mir viele Gedanken dazu, was ich ihnen nicht weitergeben kann. Der handwerkliche Teil ist bei mir weit unterdurchschnittlich entwickelt. Davon ausgehend entstanden folgende Überlegungen.

Was wir tun: Fertigkeiten

Wir geben unseren Kindern eine Menge weiter – sei es in unseren Stärken oder in unseren Schwächen. Was gebe ich meinen Söhnen inhaltlich weiter? Ich entwickle mit ihnen ihre Lesekompetenz, führe sie gründlich in die Bibel ein, zeige ihnen, wie man eine Rede, einen Vortrag oder eine Predigt schriftlich festhält. Ich trainiere sie darin, Veranstaltungen zu moderieren und kurze Reden zu halten. Ich lasse sie daran teilhaben, wie man selbst Texte schreibt. Zudem weise ich sie darauf hin, wie man geschickt fragen und nachfragen kann.

Wie wir vorgehen: Methoden

Neben den konkreten Inhalten liefern wir indirekt immer unser Vorgehen mit. Wann beginnen wir mit einer Aktivität? Wie überwinden wir Anfangswiderstand? Wie gehen wir vor, wenn wir steckenbleiben? Ziehen wir uns zurück? Geben wir auf? Holen wir uns Verstärkung? Versuchen wir es nochmals? Ich habe es mir angewöhnt, immer wieder darüber nachzudenken, was ich nicht leisten kann. Wer seine Grenzen kennt, kann besser entscheiden, ob und wie die Fremdhilfe jenseits der Grenze aussehen soll. Leider neige ich auch dazu, Dinge zu vermeiden. Ich schätze die Fähigkeit, nach Abschluss das Vorgehen zu reflektieren und Rat anzunehmen, sehr hoch ein.

Wie unsere Stimmung ist: Haltung

Ob wir es wollen oder nicht: Am schnellsten geht unsere Stimmung auf unsere Kinder über. Sind wir überaus hartnäckig – wir werden dasselbe Verhalten vielleicht in ganz anderen Zusammenhängen bei ihnen wieder entdecken. Arbeiten wir immer wieder über unsere Kräfte, neigen sie dazu, diese Haltung zu übernehmen. Lassen wir uns von Lustlosigkeit treiben, werden wir diese Unlust auch bei den Kindern spüren. Gehen wir widerwillig oder mürrisch zu Werke, muss es uns nicht wundern, dass unsere Kinder dieselbe Haltung auch annehmen werden.

Frage: Was gibst du deinen Kindern an Fertigkeiten weiter? Bist du dir bewusst, was Gott dir anvertraut hat? Wir geben immer etwas weiter. Selbst dann, wenn wir abwesend sind – auch welchen Gründen auch immer. Es lohnt sich darüber nachzudenken und dann die Zeit und Energie aufzuwenden, die nächste Generation in unser Handwerk einzuführen!

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