Herrlich, was Kirchenhistoriker Fritz Büsser über die Bekehrung des Zürcher Reformators Heinrich Bullinger schreibt:
Danach waren es ausschliesslich die Kirchenväter (nicht Luther!), welche Bullinger den Weg zum Evangelium gewiesen haben- negativ durch ihre Uneinigkeit, positiv durch ihre beständige Berufung auf die Heilige Schrift und durch ihre Bemühungen um deren Sinn und zutreffende Auslegung … Durch das Studium dieser Väter (Augustin, Cyprian, Hieronymus und Tertullian werden neben andern als wichtigste Zeugen angeführt) hat Bullinger zur Schrift gefunden und dabei entscheidende theologisch Erkenntnisse gewonnen: Das Wort Gottes legt sich selbst aus und führt zur Erkenntnis Christi. Es enthält alles, was zum christlichen Glauben notwendig ist. Deshalb ist am Wort Gottes als der Richtschnur der kirchlichen Lehre festzuhalten. Eine Ergänzung durch die mündliche Tradition und Lehren der Väter oder Scholastiker ist abzulehnen. …
(Ich meine,) dass Bullinger wie Zwingli und Calvin als Humanist zum Reformator geworden ist: weder aus Angst um sein persönliches Seelenheil (wie Luther) noch aus Sorge um das Schicksal der Eidgenossenschaft (wie Zwingli), auch nicht lange zögernd (wie Calvin), sondern in konsequenter, kurz entschlossener und überzeugter Hinwendung zu den Quellen des christlichen Glaubens, über die Kirchenväter und die Heilige Schrift. Dabei hat ihn Gottes Wort – stärker: Gott durch sein Wort – gepackt.
Fritz Büsser. Heinrich Bullinger (1504-1575). Leben, Werk und Wirkung. Band I. TVZ: Zürich, 2004. (24-26)