In der ersten Folge habe ich über die aktive Minderheit der "echten 68er" und deren unterschiedliche Ausprägungen nachgedacht. Im zweiten Beitrag beschäftige ich mich mit der Entwicklung der 68er Generation.
Neben der aktiven Minderheit der 68er existierte die Masse der schweigenden Mehrheit. Sie führten ihre Überzeugungen und ihren Lebensstil damals zwar nicht mehr direkt auf der Bibel zurück, lebten aber in vielen Bereichen ein Leben, das von der Moral her an die christlichen Wurzeln erinnerte. Schaeffer ging davon aus, dass diese schweigende Mehrheit im täglichen Leben Wohlstand und Frieden suchte, die Anhäufung von Material und das Streben nach einem störungsfreien Leben. Da ihnen ein Fundament absoluter Werte fehlte (worauf sie hätten zurückgreifen können), würden sie sich im Zweifelsfall gegen die Freiheit und für Sicherheit und Wohlstand entscheiden.
Was aber prognostizierte Schaeffer für die aktive Minderheit der 68er? Der überwiegende Teil dieser Gruppen seine bereits nach wenigen Jahren desillusioniert gewesen und hätten sich in der schweigenden Mehrheit treiben lassen. Sie rauchten zwar weiterhin Marihuana, unternahmen jedoch nichts mehr, was ihre friedliche Lebensweise hätte stören können. Dies sah Schaeffer als enorme Gefahr für die Evangelikalen: Nachdem sie sich schon in den 50ern und 60ern die Normen des Mittelstandes zu Eigen gemacht hätten, anerkannten sie bedenkenlose das Diktat der Elite des Establishments der schweigenden Mehrheit.
Wie sieht es 50 Jahre später aus? Einige Beobachtungen von meiner Seite: Die „Babyboomer“ bzw. ehemaligen 68er sind um die 70 Jahre alt. Sie haben sich hinter Wohlstand und Sicherheit, immer mehr zu haben und nicht gestört werden, „verbarrikadiert“. Deshalb werden sie schon mal spöttisch „Generation Kreuzfahrt“ genannt. Sie verfügen – zumindest in unserem Land – über ein historisch einmalig hohes Vermögen und können dementsprechend Einfluss nehmen. Sie haben sich grösstenteils in ihren privaten Bereich (Haus, Garten, Ferienhaus, Fahrzeuge, Urlaub) zurückgezogen. Als Privatiers wählten sie für sich den Weg der Hedonisten. Dieser Weg geht mit einer latenten Unzufriedenheit einher. Diese macht sich insbesondere dann bemerkbar, wenn Vertreter dieser Generation viel Geld in Mobilität und Gesundheit stecken. Hintergründig plagt sie wohl doch der Gedanke, dass sie keine echte Hinterlassenschaft ausser ihrem Geld bereit hätten. Etwas haben sie jedoch mit grossem Erfolg transportiert: Ihren kompromisslosen Einsatz für Wohlstand und Sicherheit und die Grundüberzeugung des ethischen Relativismus.