Zitat der Woche: Der Flirt, eine Kümmerform von Liebe

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Frankl – unnachahmlich – in seinem Grundlagenwerk “Ärztliche Seelsorge” (1947):

In unbewußter Absicht vorbeisehend an der geistigen Person des Partners ist aller Flirt, alle durchschnittliche Erotik von gestern und heute. … Der vielfach am meisten bevorzugte weibliche Typus ist nun die unpersönliche Frau – die weibliche »Un-Person«, zu der man keine persönliche Beziehung haben muß, zu der man eine unverbindliche Beziehung haben kann, die Frau, die man eben »haben« kann und daher nicht »lieb haben« muß: sie ist Eigentum – ohne Eigenart – und ohne Eigenwert. … Der Flirt stellt eine Kümmerform von Liebe dar. Daß es eine Redewendung wie: diese Frau habe ich »gehabt« überhaupt gibt, läßt bis auf den Grund dieser Form von Erotik blicken. Was man »hat«, kann man tauschen, was man besitzt, kann man wechseln; auch die Frau, die ein Mann »besessen« hat, kann er ebenso wechseln; kann er sich doch eine andere sogar »kaufen«. (Die Frau) will »genommen« werden – sie will gar nicht ernst genommen werden, als das genommen werden, was sie eigentlich ist: ein Mensch in seiner Einzigartigkeit und Einmaligkeit. … Sie will unpersönlich sein und irgendeinen Typus darstellen, der gerade in Mode ist und auf dem Jahrmarkt erotischer Eitelkeit in hohem Kurs steht. Einen solchen Typus will sie möglichst getreu imitieren und muß dabei sich selbst, ihrem Selbst, untreu werden. … Dem Manne in seinen Wünschen ergeben, gibt sie ihm bereitwillig, was er braucht und »haben« will. So gehen beide leer aus.