Input: Warum Glaube und Verstand nicht gegeneinander ausgespielt werden können

Greg Welty entwickelt in “Alvin Plantinga (Great Thinkers)” (S.  45-50) eine interessante Argumentation, um Parallelität von Kognition und einer Intuition für Gott und seine Ordnung zu verdeutlichen.

Der bevorzugte Ansatz beruht auf unterschiedlichen menschlichen Fähigkeiten (faculty based approach).

  1. Wahrnehmung: “Der Baum steht im Garten hinter meinem Fenster”
  2. Erinnerung: “Ich hatte heute Morgen … zum Frühstück.”
  3. Einsicht: “2 + 2 = 4”
  4. Introspektion: “Ich denke gerade über Philosophie nach”
  5. Zeugenaussage: “Abraham Lincoln wurde ermordet.” 
  6. Deduktive Schlussfolgerung: ” 2 + 2 = 4, daher 2 + 2 ≠ 5″
  7. Induktive Schlussfolgerung: “Da die Sonne in der Vergangenheit immer aufgegangen ist, wird sie wahrscheinlich auch morgen aufgehen.”
  8. Sensus divinitatis: “Gott ist ein wunderbarer Schöpfer.” (während dem Betrachten eines Berges)
  9. Göttliches Zeugnis: “Gott ist darüber erzürnt, was ich gemacht habe.” (während dem Lesen der Bergpredigt)

Alternativer Ansatz: «Inhalts-basiert» (content based approach)

Verstandesglaube betrifft die empirisch-sichtbare, religiöser Glaube die unsichtbare Welt. Einwand: Es gibt auch Verstandesargumente, die unsichtbar sind, z. B. das Argument eines Atheisten, dass Gott, falls es ihn gäbe, ungerecht wäre, weil er so viel Böses zugelassen hat.

Alternative «aus Schlussfolgerungen» (inference based approach)

Eine Überzeugung ist dann rational, wenn sie aus etwas anderem abgeleitet werden kann, z. B. aus guten Gründen. Dies würde bedeuten, dass religiöser Glaube nicht auf guten Gründen basieren kann.

Argumente für den ersten Ansatz:

  • Er unterscheidet zwischen Verstand und Glaube statt diese zu vermischen. Es gibt z. B. Glauben durch Vertrauen oder durch Schlussfolgerung. Wenn jemand jedoch an das Design-Argument glaubt, ist es dann ohne Inhalt, bloss weil es sich auf Gott bezieht?
  • Er anerkennt enge Parallelen zwischen beiden. Die Wahrnehmung (Weg 1) hat grosse Ähnlichkeiten mit dem sensus divinitatis (Weg 8), ebenso das Vertrauen in einen Zeugenbericht (Weg 5) und in das Zeugnis Gottes (Weg 9).
  • Er entlarvt die Irrationalität der üblichen säkularen Deutung. Die Wege 1-5 gelten als zuverlässig, obwohl sie alle nicht auf anderen Argumenten (Wege 6+7) basieren.
  • Er zeigt auf, dass er der erzeugte Widerspruch zwischen Glauben und Verstand irrelevant ist. Dass der Glaube nicht auf den Wegen 1-7 beruht, ist nicht relevant.
  • Es gibt keinen nicht-zirkulären Weg für Argumente des Verstandes-Glaubens. Worauf immer jemand kommt – es braucht stets das Vertrauen auf die entsprechende menschliche Fähigkeit!
  • Einige Dinge sind sowohl durch Glaube als auch durch Verstand zu erfassen. Die Apostel erlebten die Auferstehung durch ihre eigene Sinneswahrnehmung (Weg 1), die Hörer der Pfingstpredigt erlebten einen Zeugenbericht (Weg 5); wir lesen diese in der Bibel (Weg 9). Was daran ist irrational oder widersprüchlich?