Buchbesprechung: Christliche Bildung im postmodernistischen Umfeld

Nicholas Wolterstorff. Educating for Shalom: Essays on Christian Higher Education. Eerdmans: Grand Rapids, 2004. 332 S. 20,99 Euro (Kindle Version 14,73 Euro).

In glauben & denken heute 2/2013 erschien meine Buchbesprechung:

Die Lektüre zog mich aus mehreren Gründen an: Erstens interessierte mich Wolterstorffs reformierte Perspektive. Zweitens freute ich mich auf das Lesen von Texten aus der Feder eines analytischen Philosophen. Sie heben sich oft wohltuend von den schwülstigen Gebilden deutscher Fachtexte ab. Weiter interessierte mich seine fachliche und inhaltliche Meinung. Was sind Ziele und Schwerpunkte einer christlich orientierten Hochschulbildung?

Hoffnungsbarometer 2014

Dr. Andreas Walker hat eben die Ergebnisse des Hoffnungsbarometers 2014 veröffentlicht. 21’812 Personen aus der Schweiz, Deutschland, Tschechien, Frankreich und weiteren Ländern nahmen dieses Jahr an der Umfrage teil. Für die Schweiz wurden 2’936 vollständige und korrekte Fragebogen ausgewertet.

Bei grossen persönlichen Hoffnungen für 2014 sind enge soziale Beziehungen und eine sinnvolle Arbeit wichtiger als Geld oder Karriere. Zum wiederholten Mal ist die “glückliche Ehe, Familie, Partnerschaft” die grösste persönliche Hoffnung, noch vor der “persönlichen Gesundheit”.  Spitzenpositionen belegen Hoffnungen für das enge soziale Umfeld, berufliche Anliegen rangieren deutlich weiter hinten.

Die Hoffnung auf eine „sinnvolle Aufgabe“ ist grösser als auf einen sicheren Arbeitsplatz bzw. auf Erfolg am Arbeitsplatz. Im Sinne der Maslow’schen Bedürfnispyramide ist in der Schweiz anscheinend die Furcht vor einem Arbeitsplatz oder das existentielle Bedürfnis nach Einkommen relativ gering:

Predigtankündigung: Der Dreitakt unseres Glaubens

Nachdem ich vor einem Jahr über den ersten Teil der ersten Frage des Heidelberger Katechismus gepredigt habe, fahre ich nächsten Sonntag weiter mit der zweiten Frage fort. Es geht um den “Herzschlag” des christlichen Glaubens, ich nenne ihn “Dreitakt”. Er bildet nicht nur die Struktur des gesamten Katechismus ab, sondern gibt uns überdies eine verlässliche Struktur unseres Glaubens:

Was musst du wissen, damit du in diesem Trost selig leben und sterben kannst?
Erstens: Wie groß meine Sünde und Elend ist.
Zweitens: Wie ich von allen meinen Sünden und Elend erlöst werde.
Drittens: Wie ich Gott für solche Erlösung soll dankbar sein.

Im Kommentar des Mitverfassers Zacharias Ursinus heisst es u. a.:

  1. Die Erkenntnis unseres Elends ist nötig für unseren Trost, weil sie uns alarmiert, indem sie eine Sehnsucht nach Erlösung weckt.
  2. Die Erkenntnis der Erlösung ist nötig für unseren Trost, damit wir nicht verzweifeln und keine andere Methode der Erlösung wählen.
  3. Die Erkenntnis der Dankbarkeit ist nötig für unseren Trost, dass er zusammen mit unserem Glauben wächst.

Jede Frage und Antwort des Katechismus ist sorgfältig aus der Bibel hergeleitet (siehe hier, hier oder hier).

Thomas K. Johnson hat in seinem Aufsatz “The Triple Knowledge and the Reformation Faith” auf die Bedeutung dieser wenigen Worte hingewiesen:

In roughly thirty words, the authors claim to outline the connections among our understanding of human nature, including existential self-knowledge, the role of authentic religion or faith in human life, and the meaning of daily life, including all of ethics.

Gedanken zum Jahresende (6): Gut zuhören und prüfen

Ich liebe es, erfahrene Menschen um Rat zu fragen. So habe ich schon manche wichtigen Hinweise bekommen. Nach meinen gesundheitlichen Problemen ging es mir anders: Ich habe (ungebeten) zahlreiche Ratschläge bekommen. So überdachte ich mein eigenes Vorgehen. Wie finde ich einen Mittelweg zwischen überstürztem Annehmen und voreiliger Ablehnung?

  • Ich notiere mir den Ratschlag mit Person, Datum und Inhalt.
  • Ich bete über dem Rat.
  • Mit der Zeit verdichten sich Hinweise, was ich wiederum notiere.
  • Ich stelle mir die Frage: Wie erweitert mir der Ratschlag den Horizont?
  • Es geht nur um Ratschläge, die sich innerhalb von Gottes Normen bewegen. Diese müssen nach den Kriterien überdacht werden: Was ist weise, das heisst wird der gesamten Situation gerecht? Und was passt zu meiner Biografie?
  • Ich treffe zusammen mit meiner Frau eine Entscheidung – bin aber offen, diese bei weiteren Einsichten zu korrigieren.

Gedanken zum Jahresende (5): Das Gebet, die vornehmste Übung des Glaubens

Ich möchte weiter in dieser Übung wachsen. Calvin schreibt (Instutio, III,20,2):

Die Wohltat des Gebets schenkt uns nun dies, daß wir zu den Reichtümern durchdringen, die bei dem himmlischen Vater für uns aufgehoben sind. Das Gebet ist also gewissermaßen ein Verkehr des Menschen mit Gott: er tritt in das Heiligtum des Himmels ein und erinnert Gott persönlich an seine Verheißungen! Und dabei darf er, wo die Not es nun fordert, die Erfahrung machen, daß das, was er dem Worte auf seine bloß hinweisende Zusage hin geglaubt hat, nicht wirkungslos ist! Deshalb sehen wir auch, wie uns nichts vor Augen gestellt wird, das wir von Gott erwarten sollen, ohne daß wir zugleich auch die Weisung erhielten, es im Gebet zu begehren. Es ist also wirklich wahr: Das Gebet gräbt die Schätze aus, die unser Glaube im Evangelium des Herrn angezeigt gefunden und dort erschaut hat!

Wie notwendig aber die Übung des Gebets ist und in wievielerlei Hinsicht sie uns nützt, das läßt sich mit Worten überhaupt nicht genugsam aussprechen. Es ist wahrlich nicht ohne Grund, wenn der himmlische Vater uns bezeugt, daß das einzige Mittel zu unserem Heil in der Anrufung seines Namens besteht; denn damit rufen wir zugleich auch die Gegenwart seiner Vorsehung herbei, in der er ja immer auf der Wacht ist, für uns in allen Dingen zu sorgen, die Gegenwart seiner Kraft, durch die er uns Schwache und nahezu Ermattete aufrechterhält, und die Gegenwart seiner Güte, durch die er uns, die wir jämmerlich unter der Last unserer Sünden bedrückt werden, in seine Gnade aufnimmt. Kurz, wenn wir seinen Namen anrufen, so rufen wir Gott ganz herbei, daß er sich uns als gegenwärtig erweise! Daraus erwächst unserem Gewissen eine herrliche Stille und Ruhe; denn wenn wir die Not, die uns bedrückte, dem Herrn vorgelegt haben, dann finden wir darin völlige Sicherheit, daß nun der, welcher nach unserer festen Überzeugung das Beste für uns will und das Beste für uns schaffen kann, all unsere Nöte kennt!

Eine Auswahl aus 2013: 7 meist gelesene Posts

  1. Interview: Du hast genau die Eltern bekommen, die du bekommen solltest.
  2. 10 Top-Gründe, warum unsere Kinder die Kirche verlassen.
  3. 4 Fragen zum aktuellen Fall der deutschen “Schulverweigerer”
  4. Gemeinde: Wenn der Zufluchtsort zur Bedrohung wird
  5. Ich such’ mir eine neue Kirche (8): Fragen stellen allein genügt nicht.
  6. 10 Hinweise für ein finanziell gesundes 2013
  7. Warum ich keine Gratiszeitungen lese

Es gibt keinen objektiven Massstab mehr ausserhalb unseres Selbst

(A)bsolute truth and morality are fast receding in society because their grounding in God as objective, as outside of our self, as our transcendent point of reference, is disappearing. There is nothing outside the individual that stands over against the individual, that remains as the measure for the individual’s actions, the standard for what is right and wrong, or as the test of what is true and what is not.

… what seems implausible is that there is a God who is objective to us, who stands outside of us, who is the measure of truth, and who holds us accountable. We simply do not experience this in the course of life, and our experience inclines us to think that it is probably not true.

David F. Wells. The Courage to be Protestant. IVP: Nottingham, 2008. (61+68)

Eine Auswahl aus 2013: 7 provokative Posts

  1. Arbeit: Wie gehe ich mit dem Vorgesetzten um? 10 Weisheiten aus dem Buch der Sprüche
  2. Kirche: Seichter Glaube: Wie die Postmoderne unbemerkt unsere Gemeinden eingeholt hat
  3. Der Einfluss der Staates: 4 Fragen zum Fall einer deutschen Familie
  4. Konsumkultur: Auf Kompensationshandlungen verzichten
  5. Über die Alltags-Untauglichkeit des Konstruktivismus: Unsere Welt ist ein Konstrukt – wirklich?
  6. Zur Genderdebatte aus einer ganz anderen Perspektive: Ihr Frauen, ordnet euch euren eigenen Männern unter!
  7. Europa lebt von seiner Vergangenheit: Tiefer geistlicher Grundwasserspiegel

Gedanken zum Jahresende (4): Eine Studienbibel fürs Leben

Nach meinem Spitalaufenthalt beschloss ich, mir eine neue Bibel zu kaufen. Sie sollte gut in der Hand liegen, einen stabilen Einband haben und durfte ruhig etwas Gewicht aufweisen. Ich verstehe das auch symbolisch: Gottes Wort soll in meinem Leben noch mehr Gewicht erhalten. So erstand ich mir die ESV Study Bible mit Kalbsledereinband und Goldschnitt. Viel bedeutsamer als das Äussere erwiesen sich jedoch die Stunden, die ich beim Studieren zubrachte:

  • Die Einführung in die biblische Heilsgeschichte ist äusserst wertvoll, ebenso
  • die Einführungen in die einzelnen Bibelteile sowie
  • die einzelnen Bibelbücher.
  • Jeder Buchteil wird mit einem Kommentar eingeleitet,
  • schwierige Stellen sind mit den verschiedenen Auslegungsmöglichkeiten dokumentiert.
  • Interessant ist ein systematisches Verzeichnis mit Hinweisen auf Christus im Alten Testament.

Neben diesem ausführlichen Erklärungsapparat begann ich mit eigenen Notizen.

  • Anstreichsystem mit Farben: Blau für Gottes Wesen und Wirken, rot für seine direkte Rede und seine Gebote, orange für Begriffe, violett für den Gehorsam des Menschen, braun für den Ungehorsam des Menschen, schwarz für technische Details, grün für Zitate und oliv für Metaphern.
  • Datum und Stichworte für wichtige Erkenntnisse
  • Buchzeichen von meinen Söhnen mit Namen für mein Gebet

Die Bibel in einer anderen Sprache und Übersetzung und darum in verlangsamtem Tempo zu lesen, hatte sein Gutes. So stolperte ich immer wieder über unbekannte Formulierungen.

 

Buchbesprechung: Endlich auf dem Markt – ein philosophisch-analytisches Werk gegen Konstruktivismus und Relativismus

Paul A. Boghossian. Fear of Knowledge: Against Relativism and Constructivism. Oxford University Press 2007. Neue deutsche Übersetzung: Angst vor der Wahrheit: Ein Plädoyer gegen Relativismus und Konstruktivismus. suhrkamp: Berlin, 2013. 14 Euro (Buch oder Kindle).

Mit Respekt näherte ich mich einer philosophischen Abhandlung. Obwohl ich mit der Versicherung des Autors gestartet bin, dass er das Buch für ein breites Publikum geschrieben habe, bekundete ich etwelche Mühe mir die Argumente geläufig zu machen. Dieser Sachverhalt deutet darauf hin, dass ich im Alltag die Argumente nicht in dieser Tiefe bedacht hatte. Diese Anfangshürde, kombiniert mit der Aktualität des Themas, liess mich dreimal an den gleichen Text herangehen. Der Konstruktivismus ist in meinem beruflichen Fachgebiet der Erwachsenenbildung so verbreitet, wie eine gründliche Auseinandersetzung selten vorkommt. Umso dankbarer bin ich dem Philosophen der New York University, Paul Boghossian, dass er sich der Thematik angenommen hat. So stark sich der soziale Konstruktivismus innerhalb der Sozialwissenschaften etabliert hat, so wenig Beachtung fand er bislang in der angelsächsisch-analytischen Philosophie. Boghossian gab zu, dass er den Aufwand für die Ausarbeitung stark unterschätzt hatte.

Wie kommt es, dass sich – um ein Beispiel aus der Einleitung des Buches aufzugreifen – US-amerikanische Archäologen zwischen dem Schöpfungsmythos der Zuni Indianer und dem wissenschaftlichen Konsens über die Entstehung der Welt hin- und her gerissen fühlen? Diesem Zögern liegt die Auffassung zugrunde, dass es viele gleich valide Wege gebe, um zu Erkenntnis zu gelangen. Jede dieser Anschauungen sei an ihren spezifischen Kontext gebunden. Der Wissenschaft der sogenannten Ersten Welt dürfe kein Vorrang eingeräumt werden. Dieser Deutungsrahmen hat bereits den Status der Orthodoxie, sprich der wissenschaftlichen Rechtgläubigkeit, erlangt.

Wissen wird also nicht länger als neutrale Reflexion einer unabhängig existierenden Wirklichkeit angesehen. Jegliche Erkenntnis wird innerhalb eines sozialen und materialen Gefüges hervorgebracht. Boghossian unterscheidet drei zentrale Argumente: Konstruktivismus bezüglich der Wahrheit (Fakten), bezüglich der Rechtfertigung (justification) sowie der Rolle der sozialen Faktoren. Jede Überzeugung (belief) weist demnach a) einen propositionellen Inhalt auf, der b) als wahr oder falsch beurteilt und c) ebenso gerechtfertigt oder nicht gerechtfertigt werden kann. Der soziale Konstruktivismus geht davon aus, dass a) der Inhalt durch eine Person zu einer bestimmten Zeit aktiv hervorgebracht wird, b) von den Rahmenbedingungen her notwendigerweise durch diese Person hervorgebracht werden musste und c) auf eine Art und Weise hervorgebracht wurde, die den jeweiligen Bedürfnissen und Interessen des Personenkreises entsprach. Dies steht im Gegensatz zum klassischen Bild über Wissenserwerb: Dieser ging zwar davon aus, dass politische und soziale Überzeugungen beeinflussen können, manche Fakten jedoch unabhängig davon blieben. Ebenso entsteht die Evidenz für die Faktenlage unabhängig vom sozialen Gefüge wie auch von den entsprechenden sozialen Werten und Interessen.

Boghossian setzt sich denn im Buch mit den drei Arten des Konstruktivismus auseinander: dem Fakten-Konstruktivismus (Kapitel 3+4), dem Konstruktivismus bezüglich Rechtfertigung (Kapitel 5-7) und dem Konstruktivismus bezüglich rationaler Erklärung (Kapitel 8).

Der Fakten-Konstruktivismus zeigt sich am einflussreichsten, obwohl er den radikalsten Anspruch beinhaltet und der menschlichen Intuition am meisten entgegen läuft. Nach dieser Anschauung gibt es keine vom menschlichen Geist unabhängigen Fakten. Das offensichtlichste Problem, dem sich der Autor widmet, besteht darin, dass manche Fakten schon vor dem Menschen bestanden und nicht erst durch seine Konstruktion ins Dasein gerufen wurden (Problem der Verursachung). Zudem sind manche Objekte Bestandteile eben jener Wesen, die sie konstruierten (Problem der konzeptionellen Inkohärenz). Wie kann ihre Existenz dann von der Person abhängen? Drittens stellt sich das Problem der mangelnden Übereinstimmung: Wenn die sozialen Interessen anders gelagert gewesen wären, hätte sich auch das Faktum mit verändert.

Oft wird der Fakten-K. mit folgendem Argument verknüpft: Es gebe keine von der menschlichen Beschreibung unabhängige Wirklichkeit. Diese Beschreibung entspräche stets den Bedürfnissen und Interessen der sie konstruierenden sozialen Wesen. Boghossian entwickelt ein wichtiges Gegenargument: Es ist eine Sache, dass die Beschreibung nicht in erster Linie in Korrespondenz zur Sache selbst geschehe, sondern von Bedürfnissen und Interessen geleitet wird. Eine komplett andere Behauptung besteht jedoch darin, dass keine vom menschlichen Geist unabhängigen Fakten existierten. Beide Argumente gilt es auseinander zu halten.

Boghossian beschreibt den Fall des moralischen Relativismus als Beispiel des relativistischen Konstruktivismus. Er setzt sich aus dem moralischen Non-Absolutismus („es gibt keine absolute moralische Fakten, die absolute moralische Urteile bestätigen“), dem moralischen Relationalismus („gemäss dem moralischen Deutungsrahmen von X war es falsch zu stehlen“) und dem moralischen Pluralismus („es gibt viele alternative moralische Deutungsrahmen, jedoch keine Fakten, die einen als korrekter als den anderen bezeichnen“) zusammen. Der traditionelle Einwand gegen dieses Argument lautet: Jede relativistische These setzt zumindest etwas absolute Wahrheit voraus. Entweder setzt der Betreffende seine eigene Sicht absolut. Oder aber er definiert sie als relativ wahr im Vergleich zu einer anderen Theorie. Die einzigen absoluten Fakten wären demnach diejenigen der eigenen Überzeugung.

In der Widerlegung des epistemologischen Relativismus setzt Boghossian bei einem logischen Widerspruch an: Es mache keine Sinn, spezifische Urteile (particular judgements) einer Rechtfertigung zu unterbinden, dabei aber generelle Urteile, welche Argumente was rechtfertigen, zuzulassen. Der Pluralismus postuliert, dass es verschiedene epistemologische Systeme gibt, von denen keinen einen Vorrang einzuräumen sei. Das führt jedoch, wie Bossoghian im 7. Kapitel ausführt, zu der paradoxen Situation, dass bezüglich sichtbaren Situationen die Optionen von “glauben” und “nicht-glauben” gleich valide nebeneinander stehen.

Bezüglich der sozialen Interessen wird  zwischen einer starken Version (eine korrekte Erklärung ist exklusiv von den sozialen Interessen abhängig) und einer abgeschwächten (soziale Interessen tragen zur Erklärung bei)unterschieden. Wer beispielsweise die Überzeugung trägt, mit einer bestimmten Diät an Gewicht abzunehmen, wird trotz der eigenen Theorie zunehmen.

Schon bei der Ausformulierung dieser Zeilen bemerkte ich, wie wichtig ein präziser Gebrauch von Begriffen ist. Darin liegt eine Stärke der analytischen Philosophie und damit dieses Buches. Ebenso hilfreich waren die Beispiele, anhand derer die Thesen entfaltet wurden. Ein dritter Nutzen des Buches liegt in seiner Kürze. Ich empfehle es Buch allen Studenten der Geisteswissenschaften, insbesondere auch der Pädagogik. Es trägt dazu bei, die Selbstwidersprüchlichkeit des Konstruktivismus zu Tage zu fördern. (Gott sei Dank bleibt diese Denkhaltung ja ein alltags-untaugliches Konstrukt!) Darüber hinaus glaube ich, dass der Untertitel den Kern der Sache trifft: Der Mensch hat Angst vor der Wahrheit und sucht darum nach Möglichkeiten, ihr auszuweichen.