Die Schweiz hat Geburtstag

Meine Söhne lagen im Bett und sangen zuerst “Happy Birthday, liebe Schweiz”.

Wir wohnen in der Schweiz und sind dankbar dafür, weil wir…

  1. Freude haben (mein Vierter mit glänzenden Augen)
  2. keinen Krieg haben
  3. alles einkaufen können, was wir brauchen (und mehr)
  4. an Jesus glauben dürfen
  5. mit so schönen Landschaften gesegnet sind
  6. genügend Geld haben, um für unsere Familie zu zahlen
  7. einfach so in den See springen können
  8. sauberes Wasser haben
  9. Mitbestimmungsrechte haben
  10. Religionsfreiheit haben

Diese kurze Sammlung erstellte ich zusammen mit meinen Söhnen am Frühstückstisch.

Wie sich die Ehemänner selbst glücklich machen

Da liest mir meine Frau diese Zeilen vor:

Ehemänner sollten die gleiche Energie und Zeit und Kreativität aufwenden, um ihre Frauen glücklich zu machen, die sie normalerweise für ihre eigenes Glück aufwenden. Das Ergebnis wird sein, dass sie dabei sich selbst glücklich machen. (John Piper, Von der Pflicht zur Freude, CLV: Bielefeld, 65)

Davon bin ich noch weit entfernt.

Solschenizyn in Harvard: Prophetische Worte

Alexander Solschenizyn hielt 1984, vier Jahre nach seiner Flucht ins westliche Exil, eine berühmte Ansprache an die westliche Welt. Er stellte u. a. fest:

1. Schwindender Mut – der Anfang vom Ende

(T)hey get tongue-tied and paralyzed when they deal with powerful governments and threatening forces, with aggressors and international terrorists.

2. Wohlfahrt, die ihr hässliches Gesicht zu zeigen beginnt

Every citizen has been granted the desired freedom and material goods in such quantity and of such quality as to guarantee in theory the achievement of happiness…

3. Überregulierung und die Gewohnheit, die Regelungen auszureizen

I have spent all my life under a communist regime and I will tell you that a society without any objective legal scale is a terrible one indeed. But a society with no other scale but the legal one is not quite worthy of man either. A society which is based on the letter of the law and never reaches any higher is taking very scarce advantage of the high level of human possibilities.

34 Jahre später meine ich: Das waren prophetische Worte.

Danke, RN, für den Hinweis.

Manche Gymnasien sind Wohlfühlvereine

Klare Worte vom neuen ETH-Präsidenten in der NZZ am Sonntag.

Sie sagten kürzlich in einem Interview, die ETH sei kein Wohlfühlverein.

Das ist so. Wir sind eine Elite-Schule. Es geht bei uns primär um Leistung. Eine angenehme Stimmung ist erstrebenswert, aber im Gegensatz zu anderen Bildungsinstitutionen nicht das vorrangige Ziel.

Welche anderen Bildungsinstitutionen?

Zum Beispiel gab es bei gewissen Gymnasien eine Tendenz hin zum Wohlfühlverein, aber ich glaube, die Schulen haben das mittlerweile bemerkt.

Was meinen Sie mit «Wohlfühlverein»?

Schauen Sie mal die früheren Leitbilder einiger Gymnasien an. Auf den ersten Seiten steht sinngemäss, dass man für eine angenehme Atmosphäre sorgen will oder für ein partnerschaftliches Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler und so weiter. Und dann am Schluss steht noch in einem kleinen Absatz, man wolle übrigens auch den Leistungskatalog der Bildungsdirektion erfüllen. Dieses Ungleichgewicht finde ich nicht gut.

Was wäre besser?

Zuoberst müsste stehen: «Wir wollen an dieser Schule hervorragende Ausbildung und Leistung erbringen.» Allmählich setzt sich dieser Gedanke durch. Hoffentlich. Die Schweiz lebt davon, dass sie ein innovatives Land ist. Innovation ist unser Geschäftsmodell. Wir haben sonst nicht viel anderes. Also müssen wir Leistungen erbringen. Nur so können wir unseren Wohlstand wahren. Die Gymnasien müssen sich daher auch als Eliteschulen verstehen.

Solche Statements kommen meines Erachtens so gut an, weil sie eine Seite der Bildung betonen, die in den Hintergrund zu geraten droht: Die Seite der Form.

  1. Ich habe keine Zeit, um Spass zu haben.
  2. Das Lob der Disziplin
  3. Mein Aufsatz zum Thema: Form und Freiheit – ihre Bedeutung für Bildung und Erziehung

Frauen, lasst euren Männern mehr Raum (4): Konzentriert eure Kräfte auf wichtige Diskussionen!

Seit einigen Jahren gilt folgendes Abkommen zwischen meiner Frau und mir: Wenn ich zu Hause bin, übernehme ich die Führung der Kinder. Das bedeutete – vor allem in der Anfangsphase – einen erhöhten Energieaufwand für sie. Sie musste sich ständig zurücknehmen bzw. die Impulse, die Zügel wieder an sich zu nehmen, zurückhalten. Von der Sache her hätte sie allen Grund gehabt, auf der Kommandobrücke zu bleiben. Denn der Mann ist nicht nur weniger geübt als sie, er reagiert deutlich langsamer, übersieht manche Details oder – noch häufiger – ist mit seinen Gedanken an einem anderen Ort. Ich winde meiner Frau ein Kränzchen: Sie liess mich geduldig gewähren, weil sie um die Langfrist-Perspektive wusste: Wenn sie jetzt nicht losliess, verdrängte sie ihren Mann aus der Wohnung. Ihre Energie sparte sie auf für wichtige Diskussionen auf: Zum Beispiel Führungsfehler, gröbere Versäumnisse, Erziehungsfragen.

Ein Generationen übergreifendes Gespann

Auch wenn der Sohn Salomo nicht bis zum Schluss treu war, ist es doch beeindruckend zu lesen, wie zwei Generationen zusammen arbeiteten, um Gott ein Haus als Wohnstätte herzurichten. Im Gesetz war Jahrhunderte zuvor angekündigt worden, dass Gott sich im Land einen Platz suchen würde, an dem er “seinen Namen wohnen lassen” würde. In 5. Mose 12 wird durch Mose dem Volk ausgerichtet:

Denn ihr seid bisher noch nicht zur Ruhe gekommen und zu dem Erbbesitz, den der HERR, dein Gott, dir gibt. Ihr werdet aber den Jordan überschreiten und euch niederlassen in dem Land, das der HERR, euer Gott, euch als Erbbesitz zuteilt, und er wird euch Ruhe schaffen vor all euren Feinden ringsumher, und ihr werdet sicher wohnen. Dann sollt ihr an die Stätte, die der HERR, euer Gott, erwählen wird, um seinen Namen dort wohnen zu lassen, alles bringen, was ich euch gebiete… (5. Mose 12,9-11)

Doch Jahrhunderte lang kümmerte sich niemand um dieses wichtige Anliegen. Erst in David wuchs dieser Wunsch:

Ich will meinen Augen keinen Schlaf gönnen, meinen Wimpern keinen Schlummer, bis ich eine Stätte finde für den HERRN, eine Wohnung für den Starken Jakobs. (Psalm 132,4-5)

Gott liess David durch den Propheten ausrichten:

Ich habe nicht in einem Haus gewohnt seit dem Tag, an dem ich die Israeliten aus Ägypten heraufgeführt habe, bis auf den heutigen Tag, ich bin umhergezogen in einem Zelt als Wohnung. In all der Zeit, die ich mit allen Israeliten umhergezogen bin, habe ich da zu einem einzigen der Stämme Israels, dem ich geboten hatte, mein Volk, Israel, zu weiden, gesagt: Warum habt ihr mir nicht ein Haus aus Zedernholz gebaut? (2. Samuel 7,6-7)

Gott anerkannte das Anliegen Davids und bestimmte gleichzeitg, dass sein Sohn Salomo die Ausführung übernehmen würde:

Du wirst meinem Namen kein Haus bauen, denn du hast vor mir viel Blut auf die Erde fliessen lassen. Sieh, ein Sohn wird dir geboren, er wird ein Mann der Ruhe sein, und ich werde ihm Ruhe verschaffen vor allen seinen Feinden ringsum. Sein Name wird Salomo sein, und ich werde Israel Frieden und Ruhe geben, solange er lebt. (1. Chronik 22,8-9)

David sammelte lebenslang Material, damit sein Sohn das Werk ausführen konnte:

Salomo, mein Sohn, ist noch jung und zart; das Haus aber, das dem HERRN gebaut werden soll, muss überaus gross werden, zum Ruhm und zum Preis in allen Ländern. Ich möchte Vorbereitungen dafür treffen. So traf David viele Vorbereitungen vor seinem Tod. (1. Chronik 22,5)

Ich wünsche mir ebenso, dass ein Gott hingegebenes Wirken auf die nächste Generation weitergeht, wie es von meinen Vorfahren (mütterlicherseits) an mich weitergegeben worden ist.

Schlüsselerlebnisse mit Kindern (21): In den Hallen des Glücks

Selten, ganz selten tun wir es uns an. Wir gehen (zu Fuss) zu einem grossen Einkaufszentrum. Wer nicht – wie geplant – mit dem eigenen PW anreist, schmeckt und sieht schon in der weiteren Umgebung den Muff der Anonymität: Abfälle, Zigarettenkippen, Scherben. Zwischen den einbetonierten Steinen schiesst hier und dort Unkraut hoch. Das Parkfeld ist gross und schon am früheren Samstagmorgen gefüllt.

Ich bemerke: Rauchende junge Erwachsene, schwarz gekleidet, stark geschminkt. Es sind wohl Verkäufer(innen), die es den ganzen Tag im Kunstlicht aushalten müssen. Im Stunden- und Zweistundentakt gehen sie an die „frische“ Luft, um sich Nikotin in den Körper zu jagen. Apathisch wirkende ältere Leute, die erstarrt auf einer verdreckten Bank sitzen, in der Hand die Hundeleine, vor sich ein kleines Hündchen, den „Blick“ in der Hosentasche. Ein Abwart fährt mit einem kleinen Fahrzeug mit gelbem Blinklicht vor, um die Einkaufswagen wieder an den Eingang zu stellen. In den zwanzig Minuten Beobachtungszeit zieht er drei Runden.

Die weitläufigen Gebäude sind in blau gehalten. Von den Plakaten lacht dir die glückliche Kleinfamilie entgegen; ein vitaler Vater, eine sympathisch lächelnde Mutter, ein älterer Bub und ein jüngeres Mädchen mit Zahnlücke. Sie stehen nicht im Eingangsbereich der grossen Kaufhäuser, sondern am Strand. Unter dem Bild steht das Zauberwort aller Einkaufszentren: „Spass.“ Schon vor dem Eintritt ist mir eben dieser gründlich vergangen.

 Alle Geschäfte sind hell beleuchtet. Von jedem Eingang weht mir ein anderer Duft entgegen. Wir beschränken uns auf die Spielwarenabteilung. Es gibt eine grosse Ecke mit reduzierten Preisen. Nun dürfen sich die Jungs richtig gelüsten lassen. Sie schleppen Modellautos an. Wir bestaunen die grosse Kollektion der Schleich-Tiere. Dann geht es weiter zu den Playmobilpackungen. Mein Ältester kommt von der Carrera-Bahn nicht mehr los. Endlich gelingt es mir ihn davon zu überzeugen, dass unsere Bahn älter nicht und kompatibel sei mit den Ersatzteilen, die er erstehen will.

Als wir eine Stunde später das Kaufhaus wieder verlassen, schleppen wir mit: Grosse und kleine Playmobilpackung, vier Pijamas, Fensterfarben und einige andere kleine Gegenstände. Meiner Frau bleibt noch wenig Zeit, um einige Lebensmittel einzukaufen, bevor der Bus fährt. Meine beiden Ältesten haben sich schon wieder beruhigt, dass sie nichts gekauft haben („ich muss jetzt doch etwas kaufen“ – der übliche Kaufzwang). Wir sitzen wieder auf der Bank und beobachten die Menschen. „Vielleicht hätte ich mir doch besser einen Turnierritter gekauft.“ Mein Ältester blättert im Schleich-Katalog. An uns gehen einige orientalisch gekleidete Frauen vorbei, mit halb gefüllten Einkaufstaschen.

Wir fahren nach Hause und denken: Eigentlich hätten wir nur die Lebensmittel gebraucht. Ein schaler Nachgeschmack bleibt zurück. Meinem Nachwuchs möchte ich diese Erfahrung um keinen Preis ersparen.

David mauserte sich nicht als Einzelgänger zum König

David wurstelte sich nicht selbst durch, sondern in den Jahren der Flucht vor Saul scharten sich viele tüchtige Leute um ihn. Das wird in 1. Chronik 11+12 eindrücklich beschrieben.

Und dies ist die Zahl der Helden, die zu David gehörten: (11,11)

Es werden nicht nur die Namen, sondern auch spezifische Eigenschaften und Taten genannt:

  • Mut stehen zu bleiben, wenn andere fliehen: “Und Volk war vor den Philistern geflohen,sie aber stellten sich mitten in das Feldstück, entrissen es den Philistern und schlugen sie. Und so half der HERR mit einem grossen Sieg.” (11,13f)
  • Auftragstreue: “Wer holt mir Wasser zum Trinken aus dem Brunnen von Betlehem, der im Tor ist? Da drangen die drei in das Lager der Philister ein, schöpften Wasser aus dem Brunnen von Betlehem, der im Tor ist, trugen es herbei und brachten es David, David aber wollte es nicht trinken, sondern goss es aus für den HERRN.” (11,17f)
  • Eine klare Hierarchie innerhalb der Truppe: “an die Drei aber reichte er nicht heran.” (11,19)
  • Ausserordentlicher Mut: Einer “erschlug den Löwen im Brunnen, an dem Tag, als es schneite.” (11,22), ein anderer “riss dem Ägypter den Speer aus der Hand und brachte ihn um mit seinem eigenen Speer.” (11,23)
  • Gute Ausbildung und gute Ausrüstung: “Und dies waren jene, die zu David nach Ziklag kamen, als man ihn noch fern hielt von Saul, dem Sohn des Kisch; und sie gehörten zu den Helden, die im Kampf halfen, mit Bogen ausgerüstet, fähig, mit der rechten wie auch mit der linken Hand Steine zu schleudern und mit dem Bogen Pfeile zu schiessen.” (12,1+2)
  • Mut und Geschwindigkeit: “Und von den Gaditen liefen die tüchtigen Krieger, Kriegsleute, die Schild und Lanze führten, zu David über, zur Burg in der Wüste, und ihr Gesicht war wie das Gesicht der Löwen, und sie waren schnell wie Gazellen auf den Bergen” (12,9)
  • Unerschrockenes Handeln: “Diese sind es, die den Jordan überquerten im ersten Monat, als er seine beiden Ufer überflutete, und sie riegelten alle Täler gegen Osten und Westen ab.” (12,16)
  • Loyal in kritischen Momenten: “Aber der Geist fuhr in Amasai, das Haupt der Dreissig: Zu dir gehören wir, David, und mit dir sind wir, Sohn Isais! Friede, Friede dir, und Friede dem, der dir hilft! Denn dir hilft dein Gott”! (12,19)
  • Eine unentbehrliche Hilfe im Auftrag Gottes: “Sie halfen David gegen die Streifschar, denn sie waren alle tüchtige Krieger, und sie waren Fürsten im Heer. Denn Tag für Tag kamen Leute zu David, um ihm zu helfen, bis es ein grosses Heerlager wurde, wie das Heerlager Gottes.” (12,22+23)

Die Transaktionsanalyse: Eine kurze Analyse

In letzter Zeit bin ich vermehrt in Kontakt mit der Transaktionsanalyse gekommen. Hier habe ich einige Informationen sowie Hinweise zur Beurteilung zusammengestellt. Wen das Thema des Zusammenhangs zwischen Seelsorge und Psychotherapie weiter interessiert (ich bin Vertreter einer sorgsamen Integration, wobei die Bibel prioritärer “Kontroll-Filter” bleibt),  den verweise ich auf diesen Beitrag.

1. Informationen zur Transaktionsanalyse

  • Eine umfassende, wenn auch umfangreiche Einführung ist auf deutsch im Herder-Verlag erschienen. Das Buch ist gut lesbar und durchsetzt mit vielen Beispielen.
  • Wie bei allen psychologischen Schulen ist es wichtig sich zu informieren, welche Gründerfiguren (im Falle der TA ist dies Eric Berne, 1913 – 1970; Berne war ursprünglich Armeepsychiater) in welchem geschichtlichen und soziologischen Kontext (2. Weltkrieg/Nachkriegszeit) die Schule begründet haben.
  • Als Grundmodell der Kommunikation dienen die sogenannten Ich-Zustände.
  • Es sind zahlreiche weitere Modelle entwickelt worden, wie z. B. die inneren Antreiber, das v.a. in Konflikten relevante Drama-Dreieck, Lebensskript, Passivität und Symbiose, Strokes, Spieleinladungen und –verläufe, ok-ok-Corrall etc. (hier geht es zu einer Zusammenfassung). In dieser Arbeit sind die wichtigen Begriffe kurz zusammengefasst und mit Literaturhinweisen versehen.
  • Die deutsche Gesellschaft für TA (DGTA) hat zudem ein ausführliches Wörterbuch online gestellt.

2. Einordnung und Beurteilung

Eine Analyse aus biblischer Sicht setzt immer auf zwei Ebenen an: Wie wird Gott berücksichtigt (A+B)? Wie wird die Natur des Menschen beschrieben (B-F)?

A) Die Persönlichkeit des Menschen ist nicht in einem Modell zu fassen.

Auch für den erlösten Menschen ist die Beschäftigung mit sich selbst gleichzeitig eine Beschäftigung mit einem Geheimnis. Augustinus, dessen „Bekenntnisse“ einen Selbst-erforschenden Zug tragen, kommt zum Schluss:

Leichter sind seine (des Menschen) Haare zu zählen als die Regungen und Empfindungen seines Herzens. … Was also bin ich, mein Gott? Was für ein Wesen? Mannigfaltiges, vielgestaltiges, ganz unermessliches Leben! (Aurelius Augustinus. Bekenntnisse. dtv: München 2007. S. 105 + 266)

Dieselbe Sicht vermittelt uns auch die Weisheitsliteratur des Alten Testaments. Wenn David in einem Lied um Schutz vor seinen Feinden bittet, merkt er an: Sie denken Schlechtigkeiten aus.

Wir sind fertig. Der Plan ist ausgedacht. Und das Innere eines jeden und sein Herz ist unergründlich. (Ps 64,7)

Gleichzeitig gilt aus der Sicht Gottes:

Scheol und Abgrund liegen offen vor dem HERRN, wie viel mehr die Herzen der Menschenkinder! (Spr 15,11)

Er kennt die Geheimnisse des Herzens. (Ps 44,21)

B) Gott bleibt aussen vor.

Als Teil der humanistischen Psychologie des 20. Jahrhunderts gilt die Prämisse, dass Gott bei Analyse und Lösungsfindung ausgeklammert bleibt. Er ist aber nicht ersatzlos gestrichen, sondern durch den Menschen selbst ersetzt.

Im Aufsatz „Lernen mit und ohne Gott – was ist anders, was bleibt gleich?“ habe ich mich damit befasst, was sich durch das Ausklammern Gottes in Lernprozessen ändert. Meine Schlussfolgerungen:

  • Erstens die Fähigkeit des Menschen zu lernen: Der Mensch erweitert und verfeinert sein Wissen über sich und die Schöpfung dank Gottes allgemeiner Gnade. Ja, er besitzt sogar unterdrückte Erkenntnis von Gott. Gott kann daher nie aus dem Metamodell des Lernens verschwinden, er muss ersetzt werden. Wenn der Mensch ohne Gott lernt, muss er Gott neu definieren. Diese Art der Erkenntnis ist dann losgelöst von Gott, der immer (noch) da ist.
  • Zweitens die Fähigkeit des Menschen Informationen zu bewerten: Wie Bavinck sagt, dass nur ein Gott der Wissenschaft und der Moral existiert15, können Fakten und Gefühle nie voneinander getrennt werden. Auch der gefallene Mensch hat einen Teil von Gottes Moralgesetz verinnerlicht. Weil er aber die Spannung zwischen seinem Tun und seinem Wissen um das Gute spürt, muss er das Moralgesetz neu interpretieren und sein Gewissen betäuben.
  • Drittens die rastlose Suche des Menschen nach Glück, die sich auch in seinem Lernprozess spiegelt. Weil es das Ziel des Menschen ist Gott zu verherrlichen und sich an ihm zu freuen, leidet er darunter, dass er bloß immanente Ziele ansteuert. Er ist ruhelos um ein (Lern-)Ziel zu finden, das ihm das Glück bescheren soll. Wenn aber Gott in seinem Metamodell des Lernens integriert ist, kann alles in indirekter oder direkter Beziehung zu Gott gesehen werden.
  • Viertens das Fehlen eines absoluten Rahmens für ethische Entscheidungen: Der natürliche Mensch definiert das „Was“ und tappt bezüglich des „Warum“ im Dunkeln. Wo aber Gott der hauptsächliche Referenzpunkt ist, kann das „was“ mit dem „warum“ in direkte Beziehung gebracht werden. Der Mensch weiß nicht nur um den Grund seines Daseins, er verfügt auch über eine zuverlässige Grundlage für seine ethischen Entscheide.

C) Wertschätzung und Anleitung zur Selbstverantwortung

Die Transaktionsanalytiker begegnen ihren Klienten mit Wertschätzung, die gepaart ist mit dem Bewusstsein, mit einem verantwortlichen Gegenüber zu tun zu haben. Sie decken fatale Kommunikationsmuster auf und adressieren die Aufgabe, diese Muster aufzulösen, nicht ans Umfeld, sondern an die betreffende Person. In der Tat ist jeder Mensch, im Ebenbild Gottes, verantwortlich handelndes Geschöpf!

D) Ein zu optimistisches Menschenbild

Was ich in meinem Aufsatz über das Menschenbild von Carl Rogers formuliert habe, gilt auch in Bezug auf die TA:

Rogers baut auf einem zu optimistischen Menschenbild auf, in dem der Mensch sich selbst Sinn und Ziel ist. Auf den Punkt brachte dies eine Klientin: „Endlich finde ich Frieden in mir selbst.“ Rogers ging davon aus, dass der Mensch einen Kern bei sich entdecken würde, der „andere weder belohnen noch bestrafen wollte, ein Selbst ohne Hass, ein Selbst, das zutiefst sozialisiert war.“  Dieses Paradigma ist aus Sicht der Bibel klar abzulehnen.

Das bedeutet nicht, dass die Werke von nicht wiedergeborenen Menschen gänzlich unnütz wären, wie es das Westminster Bekenntnis ausdrückt (Art. 16.7): „Werke von nicht wiedergeborenen Menschen mögen ihrem Tatbestand nach Dinge sein, die Gott gebietet, und für sie selbst und andere von gutem Nutzen sein.“  Wenn die Sündhaftigkeit des Menschen jedoch ausgeblendet wird, verändern sich Selbst- und Fremdwahrnehmung grundsätzlich (siehe z. B. hier).

E) Begrenzte Verträge als Form des Zusammenlebens

Eine sehr wichtige Funktion nimmt die sogenannte Vertragsarbeit ein. Das heisst, es wird mit dem Klienten eine mündliche und/oder schriftliche Vereinbarung ausgehandelt. Dieses Aushandeln zeitlich begrenzter Verträge, die auf der Übereinstimmung zweier Menschen fussen, ist sehr zeitgemäss. Die Frage ist allerdings: Was geschieht, wenn diese Verträge immer wieder aufgelöst werden? Was dies für Partnerschaft bedeutet, hat Ron kürzlich beschrieben.

F) Ein individueller Bezugsnahmen

Die Wahrnehmung der Realität eines Menschen wird bestimmt durch das eigene Selbstverständnis, das Verständnis der anderen und der Welt, welches sich in Begriffsbildungs-, Emotions- und Handlungsweisen ausdrückt. Dieser „Bezugsrahmen“ der TA ist kompatibel mit dem postmodernen Relativismus. Über die Gefahren dieser anscheinend toleranten Haltung habe ich in diesen Beiträgen geschrieben.