Im Scheinwerferlicht der Medien: Missionare in gefährlichen Gebieten

Im Zusammenhang mit der Entführung einer Schweizerin in Mali führte der Tages-Anzeiger ein Interview mit Georg Schmid. Die Schlagzeilen: 500 Evangelikale missionieren in gefährlichen Gebieten.

Gibt es Kirchen, die sich bevorzugt solche Gebiete zur Mission aussuchen?
Für evangelikale Freikirchen sind Gebiete, in denen Mission verboten und gefährlich ist, von besonderer theologischer Bedeutung. Denn viele freikirchliche Menschen glauben, dass Jesus dann wiederkommen wird, wenn alle Menschen ihre Chance, sich für oder gegen das Christentum zu entscheiden, wahrnehmen konnten. Deshalb werden die verbotenen Zonen besonders intensiv beackert. Die grossen Kirchen und ihre Hilfswerke sehen keinen solchen Zusammenhang. Ihr Ziel liegt eher im überzeugenden Vorleben des eigenen Glaubens als im Ruf zur Entscheidung.¨

Ich empfehle in diesem Zusammenhang sehr, den international verabschiedeten Ethikkodex für die Mission zu lesen. Die Präambel beginnt mit den Worten:

Mission gehört zutiefst zum Wesen der Kirche. Darum ist es für jeden Christen und jede Christin unverzichtbar, Gottes Wort zu verkünden und seinen/ihren Glauben in der Welt zu bezeugen. Es ist jedoch wichtig, dass dies im Einklang mit den Prinzipien des Evangeliums geschieht, in uneingeschränktem Respekt vor und Liebe zu allen Menschen.

Thomas Schirrmacher, Vorsitzender der Theologischen Kommission der Weltweiten Evangelischen Allianz, hat kürzlich in einem (bisher unveröffentlichten) Interview am Beispiel der “kriegerischen Sprache” deutlich gemacht, dass eine sensible und empfängerorientierte Sprache biblisches Gebot ist:

Was würde denn heute ein Normalbürger verstehen, wenn er in der Fußgängerzone ein Schild “Kreuzzug für Jesus” an einem Stand sieht, wo man ihm erklärt, dass nur die “Eroberung des Landes mit christlichen Waffen” das Land vor der Islamisierung bewahren kann? Christliche Insider kämen vielleicht darauf, dass hier vom Gebet die Rede ist, aber unsere normalen Zeitgenossen würden eher mit dem Gedanken spielen, die Polizei zu alarmieren. Ich will einmal gar nicht davon sprechen, dass unsere deutschen Begriffe nicht automatisch mit biblischen Begriffen identisch sind. Es ist doch zutiefst biblisch, sich Gedanken darüber zu machen, ob das, was wir aufgrund der biblischen Offenbarung sagen, vom Empfänger auch so verstanden wird. Dazu fordert uns Paulus etwa in 1 Korinther 9 auf. Wenn ich von einem “Marschbefehl” der Missionare spreche, die mit einer guten “Taktik” den “Feind” durch einen “Vorstoß ins Landesinnere” “bezwingen” sollen, bis die “Eroberung” erfolgreich ist, darf ich mich doch nicht wundern, dass Außenstehende in Indien, Palästina oder Sudan nichts vom Evangelium verstehen, sondern von einer echten Gefahr ausgehen. Ich kann doch heute einfach nicht eine Sprache sprechen, die im Kaiserreich gut ankam, weil alles Militärische damals höchstes Ansehen genoss, heute aber oft zu dem Missverständnis führt, wir spielten mit dem Feuer von Bürgerkrieg und setzten Gewaltspiralen in Gang. 

Frauen, lasst den Männern mehr Raum (1): Konfliktlösungen anleiten

Eine Frau aus unserer Gemeinde fragte mich vor einigen Tagen, was ich mit der Aussage gemeint hätte “Frauen, lasst den Männern mehr Raum”. Ich habe darüber nachgedacht und beginne hier mit einer kleinen Serie. Der erste Bereich: Männer sind oft nicht gewohnt, die Konfliktlösung konstruktiv und geistlich anzuleiten.

Die zentrale Frage aller Schwierigkeiten, auch der Ehekonflikte, lautet: Wie kann das Evangelium diesen Lebensbereich durchdringen? Diese Frage ins Zentrum der Überlegungen zu rücken ist Teil der dienenden Leiterschaft des Mannes.

  1. Zunächst zwei Fragestellungen zum Verständnis des Konfliktes:  Warum kämpfst du? Wer bist du, dass du den anderen richtest?
  2. Die erste Phase besteht jeweils in einer ausgedehnten Aussprache. Hier ist ratsam genug Zeit einzuplanen. Sichtweisen sollen dargelegt, Gefühle geäussert werden.
  3. In einem zweiten Teil ist es unheimlich förderlich, dem Partner dessen Sichtweise in eigenen Worten zusammen zu fassen. Das bedingt genaues Zuhören.
  4. Während des Konflikts fallen immer wieder unbedachte Äusserungen. Sie verhindern eine Lösung. Darum: Gleich bereinigen!
  5. Beim Ausräumen von Konflikten stossen beide Partner immer wieder auf biografische Muster – Charakterzüge, die mit Persönlichkeit und Prägungen zu tun haben. Ich habe gemerkt, dass die Berücksichtigung und Wertschätzung solcher Unterschiede zum gemeinsamen Wachstum beitragen.
  6. Wir unterbrechen unsere Diskussionen immer wieder um zu beten. Einerseits bekennen wir Verfehlungen. Und andererseits bitten wir um Hilfe für Angelegenheiten, die wir nicht heute oder morgen lösen können.
  7. Am Schluss vollziehen wir einen fröhlichen Tausch.
  8. Als „Familienoberhaupt“ bin ich dafür verantwortlich, dass eine Aussprache mit gemeinsamen Abmachungen beendet wird.

Hier noch einige Hinweise, welche Faktoren eine konstruktive Konfrontation verhindern können.

Schlüsselerlebnisse mit Kindern (3): Kinder zur Ausdauer anleiten

Kürzlich wurde ich gefragt: Wie gelingt es uns als Eltern unsere Kinder zur Ausdauer anzuleiten?

  1. Wir sind selber ausdauernd. Sie erleben bei uns täglich, dass wir trotz Hindernissen weitermachen.
  2. Ich thematisiere täglich Ereignisse in meinem Leben, in denen ich zu kämpfen hatte.
  3. Wir stehen unseren Kindern in heiklen Übergängen bei (z. B. Entwicklungsschüben, Umstellungen, neuen Schwierigkeitsstufen). In den Momenten, in denen ich am Liebste das Weite suchen möchte, bleibe ich nahe dran.
  4. Wir gehen Verweigerungen des Kindes konsequent nach. Manchmal ist es eine Unfähigkeit, viel öfter jedoch Bequemlichkeit. Dies zu identifizieren ist wichtig. Sonst kann sich eine Schonhaltung einspielen.
  5. Wir fordern Engagement ein. Wenn wir das Gefühl haben, dass ein Kind imstande ist mehr zu geben, dann bestehen wir darauf.
  6. Wir freuen uns über Fortschritte. Ein kurzes Lob, eine aufmunternde Geste genügt.
  7. Wir spenden kein Lob wo es nichts zu klatschen gibt. Ich beobachte viele Eltern, wie sie jede Selbstverständlichkeit bei ihren Kindern anerkennen. Das ist fatal.

Alles Geschaffene mit dem Schöpfer in Zusammenhang bringen

Nicht einfach zu verdauen, aber wichtig für jede Erkenntnistheorie aus Sicht christlicher Weltanschauung: Alles sichtbar Geschaffene ist Derivat des Schöpfers und muss mit ihm in einen fruchtbaren Zusammenhang gebracht werden.

As the absolute and independent existence of God determines the derivative existence of the universe, so the absolute meaning that God has for himself implies that the meaning of every fact in the universe must be related to God. … If we hold with Paul (Rom 11:36) that “of him and through him, and to him are all things: to whom be glory for ever,” we see clearly that the existence and meaning of every fact in this universe must in the last analysis be related to the self-conscious and eternally self-subsistent God of the Scriptures.

Applying this to the question of man’s knowledge of facts, it may be said that for the human mind to know any fact truly, it must presuppose the existence of God and his plan for the universe. If we wish to know the facts of this world, we must relate these facts to laws. That is, in every knowledge transaction, we must bring the particulars of our experience into relation with universals.  …

As Christians, we hold that in this universe we deal with a derivative one and many, which can be brought into fruitful relation with one another because, back of both, we have in God the original one and many. If we are to have coherence in our experience, there must be a correspondence of our experience to the eternally coherent experience of God. Human knowledge ultimately rests upon the internal coherence within the Godhead; our knowledge rests upon the ontological Trinity as its presupposition.

Cornelius van Til. An Introduction to Systematic Theology. P & R: Phillipsburg 2007. (58-59)

Die bewegende Geschichte eines Homeschool-Pioniers in Deutschland

Über die exgetische Argumentation kann man verschiedener Meinung sein, jedoch nicht über den Mut des elffachen Homeschoolvaters (und auch nicht über die Ergebnisse). Der Gründer der Philadelphia-Schule, eines christlichen Heimschulwerks, hat einen 30-jährigen Kampf mit den Behörden hinter sich. In der bewegenden Chronik ist z. B. das Gutachten eines Fachlehrers aus 1984 (!) wiedergegeben:

Der Unterricht, obwohl von Laien gegeben, war gut vorbereitet, wobei von den Lernzielen teilweise zu anspruchsvoll vorgegangen wurde. Die Abschätzung was pädagogisch sinnvoll und machbar ist, fällt den Unterrichtenden mitunter schwer, so dass sie sich selbst unter Erfolgszwang setzen. Ein weiterer Grund für teilweise zu hoch angesetzte Lernziele liegt in der durch die jeweiligen Lehrbücher vorgegebenen Lerneinheit mit ihrem von pädagogischen Laien kaum abzuschätzenden Stoff- und Informationsspektrum, das ihnen als Norm gilt, ohne allerdings in vielen Fällen der Unterrichtspraxis das auch tatsächlich zu sein. Hier tut sich ein wesentliches Kriterium unserer vielfach überfrachteten Lehrbücher auf, die oft genug am Kinde vorbei wirken.

Trotz hoher Anforderungen ist die Arbeitshaltung der Kinder gut und von Kontinuität geprägt. Die in Grund- und Hauptschulen weitverbreitete Haltung des Desinteresses und der offenen Ablehnung gegenüber Stoff und Lehrperson konnte keinen Augenblick beobachtet werden. Auch die Kinder, die von ihrem Begabungspotential her gewisse Schwierigkeiten mit Mathematik oder Deutsch (bzw. deren Teilbereichen) haben, bemühten sich vorbildlich um Lernzuwachs.
Die Unterrichtsatmosphäre war gelöst, aber keineswegs locker, wobei die Anwesenheit eines “richtigen” Lehrers selbstredend zu einer gewissen Haltungsunsicherheit führte. Befragungen der Kinder ergaben einen erfreulichen Leistungsstand, der über dem vergleichbarer Hauptschulklassen liegt.

Das Werk ist über die Jahre kontinuierlich gewachsen. 2010 resumiert Stücher:

Ich könnte von vielen Heimschülern berichten, die zu Hause aufblühten und besser lernten als in der Schule. Einige seien namentlich erwähnt: Ich denke an den „schlimmen Hermann“. Seine Mutter, eine Witwe, machte sich große Sorge um ihn, weil er so wild war und in der Schule nur Unsinn machte. Er mochte gar nicht in die Schule, die Mutter musste ihn immer begleiten. Schließlich verfügte das Schulamt eine sonderpädagogische Förderung, d.h. eine Sonderschule besuchen. Dort landen gewöhnlich schwache Schüler oder die so eingestuft werden. Hermann war aber eigentlich hochbegabt. Eine freie christliche Schule wollte Hermann nicht aufnehmen, weil man Probleme mit ihm befürchtete. So wandte sich die Mutter an uns. Wir konnten die sogenannte sonderpädagogische Förderung abwehren, weil die Hausschule die beste Förderung in solchen Fällen ist, auch für Hermann war.

Sehr erfolgreich war Cindy. Sie war ein schulgeschädigtes Kind, mit 10 nahm ihre Mutter sie aus der Schule. Nach 6 Jahren Heimschule mit der PhS legte sie die externe Realschulabschlussprüfung mit 1,3 ab. Danach ging sie drei Monate aufs Gymnasium, fand aber bald, dass sie dort nichts lernte bei dem Lärm in der Klasse. Sie setzte das Lernen zu Hause auf der gymnasialen Oberstufe mit ILS fort und schloss das Abitur mit der Durchschnittsnote 1,7 ab.

Anika wechselte noch im 8.Schuljahr auf die Realschule und erlebte dort Bewunderung als Heimschülerin. Ich könnte noch von manchem Heimschüler mit überdurchschnittlichen Leistungen berichten. Da ist Lisa: sie wechselte im 6. Heimschuljahr aufs Gymnasium, gewann den ersten Preis beim Lesewettbewerb und den 2.Platz bei der Matheolympiade.

Nicht alle Heimschüler glänzen so, müssen es auch nicht. Aber man kann sagen, dass sie sämtlich zu den guten Schülern zählten, wenn sie auf die öffentliche Schule wechselten oder die externe Nichtschülerprüfung zur Erlangung des Hauptschul- und Realschulabschlusses ablegten. Manche gingen noch nach der 9.Klasse auf die Realschule, um einen Abschluss zu bekommen, und schnitten gut ab. Wo Lernrückstände waren, holten sie schnell auf, weil sie gelernt haben wie man lernt.

Gott in unsere Sicht der Welt einbeziehen

Gott in unsere Sicht der Welt einzubeziehen, verändert die gesamte Optik:

(T)o include Him is not simply to add another item to the list but rather to transform the whole and to give a basis to the rest.

Drei Bilder, die den Veränderungsprozess beschreiben:

  • Wir müssen unter Umständen bis zu den Fundamenten vordringen, die unser Denkgebäude seit langem tragen.
  • Eine christliche Weltsicht ist aber mehr mit einem Filter als mit einer Pumpe zu vergleichen: Wir filtern Gedanken, Werte und Vorstellungen aus.
  • Es ist wie bei einem noch nicht zu Ende geschriebenen Theaterstück oder Bouch: Der bisher angenommene weitere Verlauf verändert sich.

Aus: John Shortt. Christian education does mean something.

Warten auf die Begegnung mit Gott?

Ich stimme in diese Klage mit ein: Viele Kirchen haben sich der “persönlichen Begegnung mit Gott” verschrieben – anstatt auf die Themen zu blicken, die wichtige Bereiche des Lebens verändern würden:

Mysticism has replaced Christianity in most churches today. Mysticism is easier to deal with than standing up for ethical rights in schools – that takes brainpower. But most go to church on Sundays looking to “meet” God by way of some experience. That is just easier to cope with than having to formulate a system of ethics that pervades every sphere of life.

Aus: A summary of Gordon Clark’s book, A Christian Philosophy of Education by Dr. C. Matthew McMahon on A Puritan’s Mind

Weitere Beiträge siehe

Eine Weltgeschichte für Kinder

Voller Spannung warte ich auf die von Justin Taylor empfohlene vierbändige Weltgeschichte von Susan Wise Bauer für Kinder (und Erwachsene). In den letzten Monaten hat das historische Interesse meines Ältesten sprunghaft zugenommen. Ich fühle mich an die eigene Kindheit erinnert: Ich schleppte Woche für Woche nicht nur Bildbände über den Zweiten Weltkrieg, sondern auch eine Schweizer Geschichte, erzählt für Kinder, mit.