Was kann die Vernunft über Gott wissen?

Das ist eine wesentliche Frage der Theologie. Im wesentlichen seit dem 20. Jahrhundert stehen sich zwei Positionen gegenüber:

Die natürliche Theologie geht davon aus, dass Menschen schon deshalb über Gotteserkenntnis verfügen, weil sie Menschen sind. Intuitiv oder indem sie die Schöpfungswirklichkeit vernünftig auslegen, wissen sie, dass Gott ist oder sind darüber hinaus sogar in der Lage, Aussagen über das Wesen Gottes zu machen (z. B.: „Gott ist unsichtbar.“). Gegenstück der natürlichen Theologie ist offenbarte Theologie, bei der Erkenntnis Gottes durch übernatürliche Offenbarungen, vor allem durch Jesus Christus und die ihn bezeugende Heilige Schrift, vermittelt wird.

Schirrmacher und Kubsch sehen einen dritten Weg:

Der Mensch ist also nicht auf ‚natürlichem‘ Wege in der Lage, den Schöpfer in den Werken zu erkennen, sondern nur, weil Gott durch Selbstoffenbarung dafür sorgt, dass der Mensch etwas von ihm erkennt. Offenbarung ergeht damit auch neben dem Wort Gottes und vorzeitig zur Menschwerdung Christi, aber sie ist kein Beweis dafür, dass Gott auch ohne Offenbarung erkannt werden kann, sondern gerade dafür, dass der Mensch ohne Offenbarung noch nicht einmal einfachste Tatsachen über Gott ergründet.

Aufgrund von Römer 1,20 gibt sich Gott in der Schöpfung derart zu erkennen, dass

Der Mensch erkennt, dass Gott kein sichtbares Wesen, keine zeitliche Kraft, kein Wesen ohne Macht und kein Mensch ist. Dieses Wissen um Gott erzwingt nun weder eine rein negative Theologie, noch kann es Grundlage für eine positive natürliche Theologie sein. Dieses Wissen zeigt uns zu allererst und vor allem unsere Sündhaftigkeit. 

Das primäre Problem ist nicht die Erkenntnis, sondern der Wille:

Das Problem des Menschen ist also nicht, dass er die Herrschaft Gottes nicht erkennen könnte, obwohl er selbst diese Erkenntnis zerstört hat, sondern, dass er sich dieser Herrschaft nicht unterstellen will, selbst wenn sie ihm noch so einleuchten würde.

Fazit:

Der Mensch kann mittels Verstand Gott nicht fassen, aber er kann ihn eben auch nicht vergessen.

Hier geht es zum Aufsatz.

1 Kommentar

Kommentare sind geschlossen.