Ich bin durch das Lesen von Donald Carsons Buch "Memoirs of an Ordinary Pastor" ermutigt worden. Carson schreibt darin über das Leben seines Vaters, eines hart arbeitenden Pastors und Evangelisten im französisch-sprachigen, katholischen Teil Québecs (Kanada). Er spricht aus, was uns gut tut zu hören:
Most of us, however, serve in more modest patches. Most pastors will not regularly preach to thousands, let alone tens of thousands. They will not write influential books, they will not supervise large staffs, and they will never see more than modest growth. They will plug away at their care for the aged, at their visitation, at their counseling, at their Bible studies and preaching. Some will work with so little support that they will prepare their own bulletins. They cannot possibly discern whether the constraints of their own sphere of service owe more to the specific challenges of the local situation or to their own shortcomings. Once in a while they will cast a wistful eye on “successful” ministries. Many of them will attend the conferences sponsored by the revered masters and come away with a slightly discordant combination of, on the one hand, gratitude and encouragement and, on the other, jealousy, feelings of inadequacy, and guilt. Most of us—let us be frank—are ordinary pastors. (9)
In der Analyse einer äusserst schwierigen Etappe im Leben und Dienst seines Vaters schreibt er bezüglich Einsamkeit und Überforderung:
The longer I have spent getting to know pastors in many small and medium-size churches (and some larger ones!), the more I have become aware of the chasms of discouragement through which many of them pass. The reasons for such discouragement are many, but some of them, at least, overlap with Tom’s self-doubt, guilty conscience, sense of failure, long hours, and growing frustration with apparent fruitlessness. So many aspects of ministry demand excellence, and there are not enough hours in the day to be excellent in all of them.
I cannot allow that to drive me to despair; rather, it must drive me to a greater grasp of the simple and profound truth that we preach and visit and serve under the gospel of grace, and God accepts us because of his Son. The ministry is so open-ended that one never feels that all possible work has been done, or done as well as one might like. (91-93)
Er zieht ein bedenkenswertes Fazit (92-96):
- Sein Vater arbeitete mit dem Grundverständnis, dass alles andere als ständig zu arbeiten heisse Gott und andere Menschen zu vernachlässigen.
- Seine Mutter gab ihm den weisen Rat mit auf den Weg, Arbeit und Spiel voneinander zu unterscheiden. Sonst leide die Arbeit durch dauernde Unterbrüche und/oder das Spiel durch dauernde Gedanken an die Arbeit.
- Es kann entmutigend sein, andere im gleichen Arbeitsfeld erfolgreicher arbeiten zu sehen. Doch Christus kann uns dazu führen, uns mit anderen zu freuen.
- Ein zartes Gewissen ist Frucht einer zunehmenden Heiligung (Bewusstsein des Aussmasses der eigenen Sünde). Doch dieses muss mit wachsender Erkenntnis der endlosen Liebe Gottes kombiniert sein.
- Er vernachlässigte zu keiner Zeit Frau und Kinder, auch wenn es Zeiten gab, in denen er seine Prioritäten besser gesetzt haben könnte.
- Anfänglich gedachte Vorteile können sich mit der Zeit auch als Nachteile herausstellen (nicht berücksichtigte Auswirkungen).
- Ein ausgeglichenes Leben im Dienst Christi ist davon abhängig, auch theologisch die Balance zu halten. Das ist im Gestürm des täglichen Lebens nicht einfach; immer wieder neigen wir zum Ungleichgewicht.
- Es ist wichtig sich genau zu überlegen, in welcher Rolle die eigenen Begabungen am besten genützt werden können.
- Der Ausdruck von Klage (in den Tagebüchern seines Vaters) ist in sich eine biblische Form des Gebets.
Donald A. Carson. Memoirs of an Ordinary Pastor. Crossway: Wheaton, 2008.