In meiner frisch erstellten Abhandlung zur Sexualität bin ich von einem Freund auf eine Lücke aufmerksam gemacht worden. Sie betrifft die Datingkultur.
Meine These: Das kurzfristige Vertragsdenken, kombiniert mit dem Gedanken des Marktes von Angebot und Nachfrage, dominiert die Datingkultur.
„Wo hast du sie kennengelernt?“ Oftmals lautet die Antwort: „Im Internet.“ Ich sage nicht, dass diese Form des Kennenlernens grundsätzlich verkehrt wäre, gebe aber zu bedenken: Plattformen fördern das wirtschaftliche Denken in Beziehungen. Es geht zudem bei der Suche nach einem Ehepartner nicht in erster Linie um das Übereinstimmen von kurzfristigen Bedürfnissen. Die ideale Präsentation steht im Vordergrund, der Abgleich mit der Wirklichkeit umso wichtiger. Gemeinsames Freizeitvergnügen wird sich eine ungenügende Basis für die Planung einer lebenslänglichen Bindung erweisen.
Nun bin ich mir wohl bewusst, dass Perfektionismus (eigene unrealistische Erwartungen) umgekehrt zum Stolperstein werden kann. Hier sind einige Hinweise zur Prüfung des Gegenübers:
- Frage nach der Vorgeschichte mit früheren Partnern. Schäme dich nicht dafür, nachzufragen, ob dies sexuelle Beziehungen beinhaltete.
- Lerne unbedingt die Herkunftsfamilie kennen, und dies nicht nur wirtschaftlich oder sozial, sondern auch geistlich.
- Begnüge dich nicht mit künstlichen Ausschnitten aus dem Leben des anderen (Essen, Party).
- Beachte insbesondere Engpässe (starke Anspannung, überraschende Hindernisse, grosser Arbeitsanfall). Wie fallen die Reaktionen aus?
- Gehe nicht einfach über Bedenken geistlicher Art hinweg. Dies wird langfristig entscheidend sein.
Zwei Fragen:
- Handelst du aus Unzufriedenheit oder gar Verzweiflung heraus? Wie würde das Urteil von Menschen, die dich gut kennen und Jesus lieben, ausfallen?
- Was mir besonders am Herzen liegt: Beachtest du zu stark den Moment und zu wenig die nächsten Jahrzehnte? Was würde sich an deiner Beurteilung ändern?
Mein Freund gab im Austausch zu bedenken:
Man wird ein Paar und lernt einander erst danach kennen. Ich meine es wäre weiser einander zuerst kennenzulernen ehe man ein Paar wird. … Die großen Fragen werden erst in der bereits eingegangenen Beziehung gestellt, statt davor. Man erspart sich vieles, wenn die Grundlagen geklärt sind. Besonders fällt mir auf, dass die Frage nach dem Glauben sehr nachgeordnet wird. Das offenbart mehr über das Herz des Christen als einem manchmal klar ist. Es gilt das Motto: alles muss stimmen und passen, nur auf Einheit im Glauben kann ich verzichten.