Was habe ich in den letzten Wochen nicht alles gelesen: Zeitungsartikel, Einschätzungen von medizinischen und wirtschaftlichen Experten; ich verfolgte einige engagierte Diskussionen unter Christen. Hier meine 10 Cents im Rückblick. Ich sehe die Reaktion auf die Krise als Spiegelbild unserer Grundangst.
- Ein kleiner Käfer mit grosser Wirkung: Die Krise stimuliert Verbesserungen auf breiter Front (dank Gottes allgemeiner Gunst); gleichzeitig offenbart sie die Tendenz zu Hybris (Überheblichkeit). Meine Lesetipp: Hesekiel 26-28.
- Drei Beobachtungen (“wie es mir erscheint”): Spitäler z. T. voll, z. T. leer; 1400 Personen holen Gratis-Lebensmittelpakete ab; Patienten mit Todesängsten, Rüstige sterben.
- Die Überraschung: Der Staat verteilt in nie gekannter Geschwindigkeit Gelder zur Leidminderung; Spiegel der Anspruchsgesellschaft?
- Heute angezapft, übermorgen berappt: Wir verteilen die Substanz zukünftiger Generationen.
- Staatenlenker handeln – scheinbar – unter Gruppendruck.
- Experten übernehmen sichtbar die Rolle von Rettern.
- Ich nehme mit eigenen Entscheiden dauernd Stellung zum Geschehen.
- Manchen erscheint das Verhalten der christlichen Gemeinden als symptomatisch: Vorauseilender Gehorsam, kein Rückgrat. Der Staat greife ohne Widerstand auf das Hoheitsgebiet der Kirchen ein. (Ich äussere zwei Einwände.)
- Wir haben uns an widersprüchliche Argumente gewöhnt. Konsistenz ist zur Ausnahme geworden.
- Ich bin gefordert in Demut zu wachsen – als ängstlicher Typ, Angehöriger der Risikogruppe und Mitarbeiter in Spitälern.
Zum Beitrag (23 Minuten).
Unbedingt zum Lesen empfohlen auf diesem Hintergrund: “Wie der Westen (wieder) erreicht werden kann”. Tim Keller hebt das “Angebot” des christlichen Glaubens hervor:
- einen Sinn im Leben, der nicht durch Leid zerstört (wohl aber vertieft) werden kann;
- eine Erfüllung, die nicht von den Umständen abhängt;
- eine Freiheit, die wahre Gemeinschaft und Liebesbeziehungen nicht zu oberflächlichen Transaktionen macht;
- eine Identität, die nicht fragil ist und nicht auf Leistung oder Ausgrenzung basiert;
- eine Möglichkeit, mit Schuld umzugehen und ohne einen anhaltenden Beigeschmack von Bitterkeit oder Scham zu vergeben;
- eine Grundlage für das Streben nach Gerechtigkeit, ohne selbst zum Unterdrücker zu werden;
- eine Möglichkeit, nicht nur der Zukunft, sondern sogar dem Tod mit Gelassenheit und Frieden entgegenzugehen.