Was sich erst nach einer lapidaren Frage anhört, erweist sich beim näheren Hinsehen als anspruchsvoller Gegenstand. Das mag daran liegen, dass sich Inhalte unseres Glaubens mit dem Lebensmodus – unserem gelebten Alltag inkl. dahinter stehenden Erwartungen – mischen. Jochen Klautke hat sich in einer Bekenntnisunterweisung – die Gemeinde geht nach dem Sonntagsgottesdienst gemeinsam den Heidelberger Katechismus durch – mit dieser Frage auseinandergesetzt:
Vier verbreitete Annahmen: Gottesdienst ist …
(a) wie ein Kino- oder Theaterbesuch. Das massgebliche Kriterium ist anregende Unterhaltung mit anschliessendem Daumen nach oben bzw. nach unten.
(b) wie eine Geburtstagsfeier. Ich treffe dort viele nette Leute.
(c) wie ein Vortrag. Ich erweitere meinen Horizont.
(d) wie eine Tankstelle. Ich bekomme einen “Schub” in Form einer “Selbstaktualisierung”, vergleichbar mit einem Update für das Smartphone.
Der Gottesdienst trägt den Charakter einer Bundeserneuerungsfeier.
(a) Jeder Besucher steht vor Gott, entweder als Bundesbrüchiger oder als Versöhnter, angenommen durch Seinen Sohn.
(b) Der Gottesdienst ist vergleichbar mit der Zeit eines Ehepaares, in der sie bewusst Zeit füreinander nehmen. Der Bund ist die ganze Zeit da, er bedarf jedoch der regelmässigen Stärkung und Fokussierung.
(c) Der Bund besteht nicht (nur) zwischen Gott und mir, sondern zwischen Gott und uns als erlöster Gemeinschaft.
Gottesdienst hat Dialogcharakter:
1. Gott spricht zu uns und dient uns. Dies geschieht, wenn Gottes Wort gelesen und verkündigt wird.
2. Wir antworten und dienen Ihm. Dies drücken wir durch Lieder, Gebete, gemeinsames Bekenntnis, das Amen und durch Spenden aus.
Im Gottesdienst liegt unsere Aufmerksamkeit auf Gott und dem Nächsten.
Paulus spricht davon, dass die Epheser zueinander reden (Eph 5,19); der Schreiber des Hebräerbriefes fordert die unter Druck stehende Gemeinde auf, aufeinander achtzugeben und einander zu ermahnen (Hebr 10,24f).
Wie sollen wir in den Gottesdienst kommen?
Vor Ort: Es geht um die anderen. Das NT spricht von einer “Versammlung”, dem physischen Zusammenfinden.
Vorbereitet: (a) Vorher: Achte auf genügend Schlaf von Samstag auf Sonntag; lies nach Möglichkeit schon mal den Predigtabschnitt
(b) Während: Werde dir kurz vor dem Beginn bewusst: Was passiert jetzt gleich? Wir haben eine Audienz bei Gott.
(c) Nachher: Unterhalte dich mit anderen über die Botschaft der Predigt. Arbeite die wichtigen Punkte während der Woche nochmals durch.