Input: 7 Fragen für jedes Digitalisierungsprojekt

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Als technologie-begeisterter Endvierziger lese ich absichtlich ganz andere Positionen. Diese sieben Fragen des Medienforschers Neil Postman (1931-2003) sind wirklich bedenkenswert im Hinblick auf Digitalisierungsprojekte:

1. Welches Problem wird mit dieser neuen Technologie gelöst?
2. Wessen Problem ist es?
3. Welche neuen Probleme schaffen wir durch die Lösung dieses Problems?
4. Welche Menschen und Institutionen werden von einer technologischen Lösung am meisten betroffen sein?
5. Welche Veränderungen in der Sprache ergeben sich aus dem technologischen Wandel?
6. Welche Verschiebungen in der wirtschaftlichen und politischen Macht könnten sich ergeben, wenn diese Technologie eingesetzt wird?
7. Welche alternativen (und unbeabsichtigten) Verwendungsmöglichkeiten gibt es für diese Technologie?

In der Vorlesung “Culture’s Surrender to Technology” (1997) liefert Postman eine ganze Reihe amüsanter Beispiele. Wenn man seine Stimme aushält, seien diese 90 Minuten zum Hören empfohlen, ebenso die deutsche Sendung “Ein Forscher im Mediendschungel”.

In dieser Rezension von Mercer Schuchardts ausgezeichneter Einführung zu Medien und Kommunikation wird im Hinblick auf die Evangelikalen zurecht zu bedenken gegeben:

Unter den christlichen Gemeinschaften sind die Evangelikalen für ihren Eifer bekannt, die Welt mit dem Evangelium zu erreichen. Wir sind der festen Überzeugung, und das zu Recht, dass die Welt in der Finsternis liegt und dass Jesus ihr Licht ist. In Anbetracht dessen versuchen wir, jedes mögliche Medium zu nutzen, von dem wir glauben, dass es uns dabei helfen kann. Bücher, Radio, Zeitungen, Fernsehen, das Internet und sogar die sozialen Medien werden für die weltweite Evangelisierungskampagne eingesetzt. Seit den Tagen der Reformation, der Großen Erweckung, der Missionsbewegung (die das Evangelium in mein eigenes Land brachte) bis hin zum phänomenalen Dienst des verstorbenen Billy Graham im 20. Jahrhundert wurde jedes nur erdenkliche Medium in einem massiven Versuch genutzt, Menschen in das Reich Christi zu bringen und sie zu Jüngern zu entwickeln. Doch könnte … unser unkritischer Eifer unsere Botschaft unterdrücken? Könnte unsere Nachlässigkeit bei der Auswahl der Medien dem Zeugnis der Kirche schaden? Dies sind die Fragen, über die wir nachdenken sollen.

Die Medien sind eindeutig gedanklicher Einflussnehmer Nr. 1 – vor den Eltern:

Nun, die unverblümte Realität ist, dass deine Eltern, Lehrer und religiösen Führer dich die ganze Zeit über belogen haben. Sie haben es gut gemeint, sie wollten das Beste, aber sie haben dir nie die Wahrheit gesagt. Und das liegt nicht daran, dass sie es nicht gewollt hätten oder es nicht versucht hätten – sie sind größtenteils gute Menschen. Aber die Lüge, die sie Ihnen erzählt haben, lag nicht im Inhalt der Worte, die sie gesagt haben. Die Lüge, die sie dir erzählt haben, war, dass sie deine Eltern, deine Lehrer und deine religiösen Führer sind. Die Wahrheit ist, dass sie es nicht waren. Die Medien waren, sind und werden es sein, bis ihr gestorben seid.