In den letzten Wochen fand innerhalb der Southern Baptist Convention (SBC) eine heisse Diskussion um die Frauenordination statt. In Artikel VI des Baptist Faith & Message 2000 ist vermerkt:
Its two scriptural offices are that of pastor/elder/overseer and deacon. While both men and women are gifted for service in the church, the office of pastor/elder/overseer is limited to men as qualified by Scripture.
Rick Warren, emeritierter Langzeitpastor von Saddleback, der mit “seiner” Megagemeinde die SBC verlässt, wehrte sich vehement gegen diesen Schritt und begründete seinen Positionswechsel mit seiner schwachen Exegese. Er kämpfe für die nächste Pastorengeneration. Christianity Today verweist auf die breit angelegte mediale Kampagne:
Warren, who founded Saddleback and led the church for 43 years until his retirement last September, did not leave quietly. In the weeks before the meeting, the fourth-generation pastor launched a campaign in his church’s defense, with dozens of tweets, a website, three videos, an open letter, and a four-page messenger’s guide arguing that removing Saddleback violates the fellowship’s belief in church autonomy.
Die auf rund 3 Minuten beschränkten und sehr emotional vorgetragenen Statements von Rick Warren und Albert Mohler an der jährlichen Convention können hier angehört werden. Die Washington Post bezeichnete in ihrer Berichterstattung die Entscheidung des SBC als “Schritt nach rechts”:
Das Votum gegen Warren, der in den letzten Wochen eine Kampagne gegen die Denomination gestartet hatte, der seine Familie seit vier Generationen angehört, war überwältigend: 88 Prozent zu 11 Prozent. Die Abstimmung fand am Dienstag auf der Jahrestagung der Southern Baptist Convention in New Orleans statt, und das Ergebnis wurde am Mittwoch bekannt gegeben.
Ich habe mich vor einigen Jahren (2016) mit der Frage befasst, ob es dauernde Einschränkungen für den Dienst von Frauen in der Kirche gebe. Das durch Kontroversen der 1970er Jahre hervorgegangene “The Council of Biblical Manhood and Womanhood” stellt hilfreiches Material zur Verfügung. Darunter ist auch die Arbeit von Tim & Kathy Keller verdankt. John Piper, Mitautor von “Recovering Biblical Manhood and Womanhood: A Response to Evangelical Feminism” (1991; Online-Download in englischer Sprache), erlebte die letzten Jahrzehnte der Entwicklung des Themas mit (Interview zur persönlichen Entwicklung seiner Überzeugung).
In einem 6-Minuten-Video unterhalten sich die Gründer der Gospel Coalition, Tim Keller und der Neutestamentler Donald A. Carson, über die entscheidende Stelle aus 1. Timotheus 2,12. Carson bringt es auf den Punkt: Paulus referenziert auf die Schöpfung und den Sündenfall, nicht auf kulturelle oder zeitbedingte Umstände.
Viel wichtiger als die schnelle Antwort ist jedoch das zugrunde liegende Verständnis sowie die Umsetzung in Familie und Kirche. In diesem hervorragend geführten Panel (55 Minuten) kommen wichtige inhaltliche Argumente ebenso zum Tragen wie das lebendige Zeugnis von Tim & Kathy Keller. Das komplementäre Verständnis ist deutlich vom Patriarchat zu unterscheiden. Es gibt eine grosse Bandbreite der kulturellen Umsetzung.