Alfred Escher (1819-1882) ist einer wenn nicht der wichtigste Pionier der Schweizer Industrialisierung und damit der Wirtschaftsgeschichte des 19. Jahrhunderts mit Auswirkungen bis in die heutige Zeit. Zu den Errungenschaften gehören
- Nordostbahn (1853)
- Gotthardbahn (1872)
- Eidgenössisches Polytechnikum (heute ETH, 1854)
- Schweizerische Kreditanstalt (heute Credit Suisse, 1856)
- Schweizerische Lebensversicherungs- und Rentenanstalt (heute Swiss Life, 1857)
- Indirekt zudem Versicherer Helvetia (1861), Schweizerische Rückversicherungsgesellschaft (heute Swiss Re, 1863), Schweiz (1869), Zürich (1872)
Ich habe die ausgezeichnete Biografie “Aufstieg, Macht, Tragik” antiquarisch erstanden. Der letzte Begriff in der Trias – Tragik – zeigt sehr viel von Innen-Leben der grossen Figur.
- Sein Vater geriet mit seinen radikalen politischen Ideen anfangs der 1840er in Streit mit konservativen Stadtzürcher Familien (22).
- Skandalgeschichten über Pleiten der Escher-Familie zierten die Zeitungen (32).
- Der Vater Escher setzte sich von der Familie inkl. Konkurs des Grossvaters ab und schottete sich von der Gesellschaft ab (34).
- Er misstraute den städtischen Schulen und wollten seine Kinder nicht aus dem Haus geben; deshalb liess er seinen Sohn privat unterrichten (47).
- 1834 bestand Alfred die Aufnahmeprüfungen und wurde auf das kantonale Obergymnasium aufgenommen (55).
- Während seinem Studium wurde Escher schwer krank (1838/39; 68).
- Nach dem Tod des Vaters war er alleine für seine Mutter verantwortlich, die in der herrschaftlichen Residenz isoliert war und neurotische Schübe hatte (86).
- Seine Ehe dauerte nur kurz; Augusta fühlte sich sehr einsam, da ihr Mann dermassen vielbeschäftigt und meistens ausser Haus war (106).
- Nach seinem Einstieg in die Politik kam Escher in das Fadenkreuz der Konservativen (121); zeitlebens wurde er von seinen Gegners attackiert (133).
- Er stand mit der Gründung der Nordostbahn in scharfer Konkurrenz zu den Bahngesellschaften (184).
- 1868 trat er aus dem Nationalrat aus (333); auf den ersten Blick schien das System Eschers erledigt.
- Mitte 1870er wurde der Zürcher Eisenbahnbaron, der mit Bundesrat Welti die treibende Kraft hinter dem Gottharddurchstich war, öffentlich demontiert (417ff).
- Die letzten Jahre wurden von Kränklichkeit und Überarbeitung geprägt (445ff).
- Die einzige Tochter Lydia, die ihre Mutter mit sechs Jahren verloren hatte, war mit dem Sohn von Bundesrat Welti verheiratet und landete nach dem Schuldspruch des Ehebruchs in einem Römer Irrenhaus.
Ich konnte zudem antiquarisch die gesammelten Briefe sowie die dreibändige Dokumentation “Der Aufbruch zur modernen Schweiz” erwerben. Persönlichkeiten prägen ein Land, gerade den Wirtschafts- und Bankenplatz Zürich.