Zitat der Woche: Briefe schreiben als Selbstvergewisserung

Jehle beschreibt Emil Brunners intensiven Briefwechsel während dessen Zeit als Pfarrer in Obstalden GL (1916-1924), einer Phase entscheidender theologischer Wendung (in: Emil Brunner. Theologe im 20. Jahrhundert. S. 89f)

Briefe waren aber in Brunners spezifischer Lebenslage das wichtigste Medium für das wechselseitige Gespräch. Er schrieb leidenschaftlich gern – nicht nur für die Freunde, sondern auch zur Selhstvergewisserung. Er könne den Brief ruhig «ungelesen beiseite legen», weil er «mehr zur eigenen Herzenserleichterung, Gewissensklärung,» geschrieben sei, heisst es einmal in einem Brief an Ragaz. (25.9.1916) Als Spiegel seiner persönlichen und theologischen Entwicklung – auch seiner Charaktereigenschaften – sind die Briefwechsel mit Hermann Kutter, Leonhard Ragaz, Eduard Thurneysen und Karl Barth von besonderer Bedeutung.

Briefe zu verfassen ist im Effekt ein zeitaufwendiges, jedoch sehr persönliches Mittel zur Selbst-Entwicklung. Ich habe mich schon gefragt, worin sich diese Entwicklung heute vollzieht, wenn handgeschriebene Briefe eine Seltenheit geworden sind. Sind es Emails, Diskussionen in sozialen Medien oder sogar WA-Chats?

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