Der Neo-Calvinismus ist eine durch und durch theologische Bewegung. Im letzten Kapitel von “Neo-Calvinism: A Theological Introduction” wird die Lehre der Kirche dargelegt. Ich empfehle den Podcast “Neo-Calvinism and the Church, Part 1” (45 Minuten).
Die neo-calvinistische Ekklesiologie kann von Menschen, sehr oft Evangelikalen, die sich mit Teilen des Neo-Calvinismus beschäftigen attraktiv erscheinen, weil sie versuchen, einen bestimmten Mangel in ihrer eigenen theologischen Ausbildung zu beheben. … Für viele Evangelikale ist die Bewegung eigentlich eine Theologie der Kultur. Oder eine Theologie, die ihnen hilft, dem Leben in der Welt einen Sinn zu geben.
… Sehr oft haben evangelikale Kirchen Pastoren nicht mit theologischen Werkzeugen, Ressourcen und Kategorien ausgestattet, die ihnen helfen, ihre Arbeit oder die Kultur, an der sie auf vielfältige Weise teilhaben, zu verstehen. Und dann entdecken sie, dass der Neo-Calvinismus den christlichen Glauben in dieser Hinsicht eher ganzheitlich als dualistisch versteht.
… Oft haben Menschen, die sich mit diesem Bedürfnis dem Neo-Calvinismus zuwenden, nicht das Gefühl, dass es eine große Lücke in ihrer Ekklesiologie gibt, weil sie bereits Teil einer eigenen kirchlichen Tradition sind. …
Wenn Sie an Herman Bavinck, der in die Vereinigten Staaten reiste und dann zurück in die Niederlande kam (im Jahr 1908) und an eines der Dinge denken, die er über das amerikanische Christentum sagt, dann ist es die Aussage: Die Kirche in Amerika existiert nicht. Es ist eine wirklich faszinierende Beobachtung und ein Fenster in die Art und Weise, wie sich die Bavinck die Kirche vorstellte… Sie ist keine Konsumentenentscheidung. Es ist nicht so, dass ich diese Marke nicht mag und also woanders einkaufen gehe. Bavinck hat gesehen, dass der Kontext des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts in Amerika ganz anders aussah, und dass die Kirche dort nicht existierte. …
Wenn jemandem das letzte Puzzleteil fehlt, nämlich die Kirche, dann stellt sich die Frage: Was ist dem Neo-Calvinismus als theologische Bewegung damit verloren gegangen?
… Abraham Kuyper wird den Begriff Organismus verwenden, um die Kirche aufgrund ihrer Erwählung von Ewigkeit her zu beschreiben. … Dann fasst er es so auf, dass sich dieser auf das Volk Gottes bezieht, das in Raum und Zeit von der Finsternis ins Licht versetzt worden ist. Wenn also jemand die Wiedergeburt erfährt, wird er Teil des Organismus. Dieser Organismus ist für ihn einfach der Leib Christi, und so trägt er zunächst diesen unsichtbaren Aspekt, der sein Wesen ausmacht. …
Unmittelbar mit dem Wesen der Kirche ist verbunden, dass es der Leib Christi ist. Der Leib Christi zu sein, bedeutet, mit Jesus Christus durch den Geist vereint zu sein. … Wenn das jemandem tatsächlich in Raum und Zeit widerfährt, wenn er zum Glauben kommt, was eine Gabe des Geistes ist, dann wird er Teil des organischen Leibes Christi, richtig, des katholischen (allgemein-universalen) Leibes. …
Die Institution ist absolut notwendig. Sobald man einen Organismus schafft, braucht dieser Organismus eine Organisation. Abraham Kuyper spricht über die instinktiven Formen des Organismus und der Organisation, die man in Apostelgeschichte Kapitel 2 sieht, wo die Menschen zum Glauben an Jesus kommen, nachdem Petrus seine erste Predigt gehalten hatte. …
Letztendlich ist die Institution um das Wort versammelt, das gepredigte Wort, das Wort, das durch die Verkündigung gegeben wird … Sichtbar gemacht in Raum und Zeit ist er ein Körper und seine institutionelle Form, wenn sie sich in dem Moment sammelt, wenn sie unter ihre Amtsträger kommt.