Input: Ein personaler Gott als Letzterklärung und einendes Zentrum allen Wissens

Wunderschöne Beweisführung von Nathaniel Gray Sutanto im Podcast Adherent Apologetics in der Folge God’s Knowledge Controls All: The Epistemology of Herman Bavinck. Ich habe das Transkript leicht umgeschrieben, um es in schriftlicher Form verständlich zu machen.

(Minuten 7-8) Vor der Moderne war das Christentum sozusagen eine Selbstverständlichkeit, Nach der Moderne und dem Aufkommen des säkularisierten Raums kam die Idee, dass Theologie nur für die Kirche, nicht aber für das öffentliche Leben relevant ist, auf. Der christliche Glaubea hat nichts mehr für die öffentliche Existenz zu sagen. Deshalb war es das Ziel des Neocalvinismus zu zeigen, dass ohne das Christentum die Verankerung fehlt, ein stabiles Fundament und eine verbindliche Zielrichtung.

So hat die christliche Weltanschauung Rechenschaft darüber abzulegen,  indem es zur Wurzel des Wissens zurückkehrt, zurück zur Wurzel des Lebens, die in der Offenbarung liegt. Es soll aufzeigen, dass wir ohne die Existenz Gottes und seiner Offenbarung nicht in der Lage wären, all diese Lebensbereiche zu erklären, die wir zunächst für selbstverständlich halten, Kuyper und Bavinck waren sehr kritisch gegenüber dieser wachsenden Kluft zwischen Sakralem und Profanem. Sie wollten zeigen, dass Gottes Offenbarung die Letzterklärung darstellt.

(Minuten 9-10) Der erste wichtige Aspekt (der damals drängenden Fragen bezüglich Erkentnnisfähigkeit des Menschen) ist die Struktur der Disziplin des menschlichen Wissens. Ohne die Theologie wird die Universität in eine Kakophonie verschiedener Bereiche aufgelöst, die eigentlich durch nichts geeint sind. Das zweite erkenntnistheoretische Problem ist die Subjekt-Objekt-Beziehung. Wie können mentale Ideen auf Objekte der Realität verweisen? Mentale Ideen sind von Natur aus gegenständlich-konzeptuell, aber die Realität ist physisch und nicht gedanklich.

Das moderne Denken, so würde Bavinck argumentieren, hat diese Kluft zwischen dem Subjekt, der Welt der mentalen Ideen auf der einen Seite und dem Objekt der physischen Realität auf der anderen Seite getrennt. Es scheint eine Trennung zwischen den beiden Welten zu geben. Es gibt, wie er es nennt, eine ständig wachsende Kluft.

Wir müssen also erklären, wie unsere Ideen mit der Welt außerhalb von uns in Verbindung gebracht werden können. Die erste Frage ist also die Einheit der Bereiche der Universität einerseits und die zweite Frage betrifft die Korrespondenz zwischen Subjekt und Objekten.

(Minuten 11-13) Bavinck möchte sagen, dass die Theologie alle verschiedenen Bereiche miteinander verbindet. So argumentiert er, dass die Schrift kein Handbuch der Wissenschaften sei. Hingegen liefert die Schrift die Grundlage für die Theologie. Sie ist eine universelle Wissenschaft, wie er es nennt, eine Wissenschaft, die in alle anderen Disziplinen hineinredet. Er ist also sehr nuanciert, weil er sehr vorsichtig sein will, wenn es darum geht, eine Art erneuerten Biblizismus wiederherzustellen, gemeint als Idee, dass jede Wissenschaft und jede akademische Disziplin ihren gesamten Inhalt aus der Bibel beziehen müsse. … Bavinck ist sehr nuanciert, er argumentiert nicht dafür, dass die Schrift ein Handbuch für die Wissenschaften darstellen sollte. Weil die Heilige Schrift jedoch Grundlage für die Theologie bildet und eine universelle Wissenschaft ausmacht, geht ohne sie eine Art Anker verloren.

Auf sehr überzeugende Art und Weise spricht Bavinck in diesem Verständnisrahmen von einer christlichen Weltanschauung, wenn er sagt, dass Wissenschaft – alles kritische Lernen – mit der Sinneswahrnehmung beginne. Diese Sinneswahrnehmung wird formalisiert und untersucht rationale Urteile sowie Philosophie wie auch empirischen Wissenschaften.  Wenn man sich jede dieser Disziplinen anschaut, gibt es Normen, die man in jeder Disziplin antrifft. Wahrnehmung führt uns also zur Bildung dieser verschiedenen Disziplinen. In diesen Disziplinen gibt es gemeinsame Normen. In diesen wiederum sind Werturteile, Normen der Güte, der Schönheit und der Wahrheit erkennbar.

Egal, ob man sich mit Geschichte oder mit Philosophie beschäftigt, die Begriffe Wahrheit und Güte kommen immer wieder vor. Wenn man zum Beispiel Geschichte betreibt, muss man sich ein Urteil darüber bilden, welche historischen Ereignisse wichtig, gut oder schädlich sind. Man verwendet also die ganze Zeit normative Urteile. Wenn man Philosophie betreibt, stellt man sich die Frage, ob dieser Bericht wahr sei oder nicht, ob es gut für mich sei, ob es ein wertvolles Ziel darstelle, das ich anstreben sollte.

Wenn man also anfängt, sich mit diesen verschiedenen Disziplinen zu befassen, dann ist es eigentlich die Einheit, die unter all dem das Wahre, das Gute und das Schöne, das Richtige und das Wahre feststellt. Dies verweist letztlich auf den Bereich der Theologie zurück. In der Theologie begegnet man dem Gott, der sich selbst offenbart hat und deshalb uns also die wahren Normen gezeigt, das Wahre und das Gute und das Schöne, alles was Sinn macht.

Deshalb regt die Theologie jede Disziplin an, denn keine Disziplin kann sich der Frage der Normativität entziehen. Diese wurzelt in einem transzendenten Gott. Wenn man den wegnimmt, muss man Wahrheit, Güte und Schönheit anderswo begründen werden – die Frage ist dann, wo genau.