Input: Christentum und Wissenschaft

Cory Brock, Bavinck-Forscher, referierte kürzlich (35 Minuten) zum neu in die englische Sprache übersetzten Buch “Christianity and Science”. Vor Jahren habe ich einen inhaltlichen Abriss dazu gegeben.

Populärwissenschaft vs. “allwissende” Forscher

  • (Brock) Populärwissenschaft ist die Präsentation wissenschaftlicher Untersuchungen eines massiven Kollektivs von Fehlern für die Allgemeinheit ohne Nuancen. Es handelt sich oft um nette Einsichten eines rhetorisch begabten Erzählers, angereichert mit visuellen Elemente.
  • (Bavinck) Während die Massen sich mit der bloßen Sinneswahrnehmung begnügen müssen, haben sich die exakten Wissenschaften zur Höhe der Gnosis erhoben, einer Priesterschaft, in der sie die Geheimnisse der unsichtbaren Welt betrachten, als sähen sie sie von Angesicht zu Angesicht.

Definition Wissenschaft

  • Das Wort Wissenschaft bezieht sich auf die einfache Idee einer methodenbasierten Untersuchung mit Hilfe von Erfahrung und kritischer Reflexion.
  • Wissenschaft ist ein Begriff, den Bavinck verwendet, um über den Prozess der methodischen Untersuchung und Reflexion in einem beliebigen Bereich mit einem beliebigen Studienobjekt zu sprechen, nicht nur über das, was man sehen oder in ein Labor bringen kann.
  • Demnach ist … Theologie ist eine Wissenschaft, deren Gegenstand Gott ist. Die Ethik ist eine Wissenschaft, deren Gegenstand Werte (value) sind. Die Ästhetik ist eine Wissenschaft, deren Gegenstand die Schönheit ist. Die Geschichte ist eine Wissenschaft, deren Gegenstand die Bewertung der Vergangenheit ist, die zumindest teilweise auf bereits getroffenen ethischen Urteilen beruht.

Sein vor Erkennen, Weisheit vor Wissenschaft

  • Wissenschaft ist nicht notwendig, denn sie ist weder das gesamte Wissen, noch erreicht sie das Ziel des Wissens.
  • Für Bavinck ist die Wissenschaft ein Weg, die Wirklichkeit zu erkennen, aber nicht der Weg, nicht der endgültige Weg oder der letzte Weg.
  • Wissen ist für ihn vielmehr wie eine Landkarte oder ein Netz, und die Wissenschaft trägt dazu bei, diese Landkarte zu zeichnen und sie dann auszufüllen.
  • Im Gegensatz zu Gott, in dem für Sein und Denken eins sind, geht das Sein für uns Geschöpfe dem Denken voraus.
  • Philosophie entsteht, weil wir nicht nur wahrnehmen und wissen, um zu leben oder zu überleben, sondern wir tun diese Dinge gleichzeitig gut oder schlecht.
  • Jede Handlung trägt einen moralischen Charakter, den wir nicht erst spät im Leben entdecken, sondern der sich ganz natürlich in unserem Selbstbewusstsein entwickelt.
  • Der Höhepunkt der Möglichkeit, normales Wissen zu erlangen, ist also Weisheit. Weisheit wiederum ist die Anwendung von Gerechtigkeit und Fähigkeit auf jeden Bereich des normalen Lebens.

12 Argumente zu christlicher Wissenschaft

  • Die Christliche Wissenschaft glaubt an die Offenbarung Gottes. Das ist es, was sie ausmacht. Die Wahrheit selbst hat die Wahrheit offenbart.
  • Jede Wissenschaft ist Übersetzung der Gedanken Gottes, wie er sie in seinen Werken niedergelegt hat.
  • Christen kennen die Wirklichkeit und die Wahrheit. Sie wissen, wer Gott ist. Und mit diesem Wissen ausgestattet, haben sie nun auch einen anderen und besseren Einblick in das Wesen der Welt, der Natur und der Geschichte.
  • Das Evangelium beinhaltet die Realität einer ewigen, unbestechlichen Wahrheit, die objektiv von allen menschlichen Subjekten getrennt bleibt.
  • Gott bleibt für beide Bereiche, das Subjekt und das Objekt das Bewusstsein in der Welt.
  • So können wir darauf vertrauen, dass unsere Gewissheit, unser Glaube, die Gewissheit in unseren Vorstellungen und Wahrnehmungen real sind.
  • Das Evangelium vermittelt der Wissenschaft eine Haltung der Bescheidenheit, dass es immer noch mehr zu wissen gibt.
  • Durch Gottes Bundesverheißung wird es eine Beständigkeit in der Natur bis zur Wiederkunft Christi garantiert, die ihrerseits die Grundlage für die Möglichkeit wissenschaftlicher Forschung schafft.
  • Das Christentum bewahrt menschliches Wissen vor aller Einseitigkeit. Es verfällt nicht dem Subjektivismus, wo das Wissen in den unbekannten Schleier der subjektiven interpretativen Anarchie gehüllt ist.
  • Es vereinheitlicht das Wissen, das wir über die unsichtbaren Welten haben, und vermittelt uns Gewissheit und Bescheidenheit zugleich.
  • Ebenso gibt uns das Christentum die Vermögen, das Gute von nichtchristlichen Wissenschaftlern zu empfangen, weil Gott uns die wunderbare Gabe der allgemeinen Gnade geschenkt hat.
  • Gottesfurcht ist für alle Dinge nützlich, auch für die Wissenschaft.