Als Vater eine Schlüsselrolle im Leben der Kinder einnehmen

Das Elternhaus prägt entscheidend. Dieses ermutigende Beispiel fand ich beim Lesen der neuen Biografie von Herman Bavinck (1854-1921). Gleason schreibt von dessen Elternhaus:

Almost austere in their mode of life, exhibiting something of what the Gemrnas call Kulturfeindlichkeit, pious to the core, teaching their children more by example than by precept.

Ich bin ein Vielredner. So sage ich manche Dinge, die ich gar nicht einlöse. Weiter:

The Bavinck family understood that Christians can make good use oft he culture, but at the same time there was a definite need for an antithetical posture over against culture.

Das möchte ich auch: Die eigene Marke schaffen. Statt Weltverschwörungstheorien und Düsterkeit verbreiten konkrete Alternativen entwickeln und leben. Weiter:

Moreover, the spiritual development of his father and mother wold play a key role in the spiritual life of their son.

Dafür bete ich täglich – dass mein eigenes geistliches Leben eine Schlüsselrolle im Leben meiner Söhne spielen darf.

Aus: Ron Gleason. Herman Bavinck. P & R Publishing Company: Phillipsburg 2010.

Ein Führungshandbuch aus dem 6. Jahrhundert (I)

Die Lebenszeit von Gregor dem Grossen (540-604) fiel in die für Europa wildbewegte Zeit der Völkerwanderung.  Caspar hält in seiner Papstgeschichte über Gregor den Grossen gleich zu Beginn fest:

Mit ihm hat der ‚repräsentative Mann’ eines ganzen Zeitalters den Stuhl Petri bestiegen. (Erich Caspar. Geschichte des Papsttums. Zweiter Band. J. C. B. Mohr: Tübingen, 1933. S. 306.)
Das erste Werk in seinem neuen Amt als Bischof von Rom (590/91) ist die Regula Pastoralis. Es enthält eine Art pastorales Grundsatzprogramm des neuen Papstes und ist der literarische Niederschlag der Konfrontation des zurückgezogenen Mönchslebens mit den Anforderungen des kirchlichen Dienstes.

Im ersten Teil der Abhandlung setzt sich Gregor mit den Voraussetzungen des Hirtenamts auseinander. Er befasst sich zuerst mit denen, die das Amt nicht anstreben sollten.

Als ersten Grund dafür gibt er Unerfahrenheit an. Wie bei gefährlichen Krankheiten müssten Seelenkrankheiten von qualifizierten Seelsorgern behandelt werden. Oft stünden Machtgier und Ruhmsucht als Motive dahinter:

Solche vermögen um so weniger das übernommene Hirtenamt würdig zu verwalten, je mehr sie der Stolz allein zum Lehramt der Demuth (sic!) führt.

Zweites Argument: Das Leben muss der Lehre folgen.

Das reinste Wasser trinken die Hirten, wenn sie die Ströme der Wahrheit in richtigem Verständniss (sic!) in sich aufnehmen. Aber es heisst dieses Wasser mit Füssen trüben, wenn man die Erkenntnisse heiliger Betrachtung in schlechtem Leben zu Grunde gehen lässt.

Weiter warnt Gregor vor der Gefahr der Selbstüberschätzung: Die Seelenleitung sei eine Last. Er gibt zudem zu bedenken, dass die Seelsorge leicht die innere Sammlung zerstöre. Es fehle die Beschäftigung mit dem eigenen Innern.

Auf der anderen Seite mahnt er diejenigen, die sich durch Rücksicht auf ihre eigene Ruhe vor dem Amt drücken möchten. Demut sei zwar eine wichtige Tugend, ein Berufener dürfe sich jedoch dem Ruf Gottes nicht widersetzen.

Dem Verlangen nach dem Amt nach 1Tim 3,1 stellt er die nachfolgenden Verse entgegen, welche die Verantwortung des Leiters aufzeigten. Ebenso sieht er die Gefahr, sich durch Einbildung, im Amt mehr gute Werke zu erzielen, selber zu täuschen.

Niemand kann in hoher Stellung Demuth (sic!) lernen, der in niedriger Stellung den Stolz nicht abgelegt hat.

Die Abhandlung schliesst mit der Beschreibung, über welche Charaktereigenschaften der Bewerber zu verfügen habe. Anhand der Gründe, welche im Alten Bund den Priester vom Dienst ausgeschlossen hatten (Lev 21), leitet er in allegorischer Deutung ein negatives Profil ab.

Aus: Theodor Kranzfelder. Ausgewählte Schriften des heiligen Gregorius des Grossen, Papstes und Kirchenlehrers, nach dem Urtexte übersetzt. Verlag der Jos. Kösel’schen Buchhandlung: Kempten 1873.

Abraham Kuyper “Lectures on Calvinism” online

Ron hat eben darauf hingewiesen, dass die gescannte deutsche Fassung der Stones Lectures von Kuyper online heruntergeladen werden kann. Die Lektüre lohnt sich! Wenn auch einige Teile fremd anmuten (so z. B. die Beschreibung der Entwicklung der einzelnen Völker) entwickelt der Theologe, Kirchenführer und Staatsmann Kuyper eine einheitliche biblische Weltanschauung. Zurecht macht er darauf aufmerksam, dass es dem Protestantismus an einer Gesamtkonzeption mangelt.

Hier geht es zum Buch.

Das Buch: Lectures on Calvinism.

Dazu passend auch: Creating a Christian Worldview.

Lernerlebnis Nr. 101: Buben gegen Mädchen.

Meine Frau kommt auf dem Spielplatz an. Unsere Bubengruppe trifft auf eine Mädchengruppe. „Wieviel ist 1 x 1?“ So testen die Mädchen unsere Jungs. Bald hagelt es an gehässigen Bemerkungen von beiden Seiten. Meine Frau geht dazwischen: „Das sind alles meine Söhne. Ich sehe, dass ihr euch ärgert.“ Nach der Intervention beginnt ein friedliches Spiel…

Lernerlebnis Nr. 100: Putzen mit Kindern.

Unsere Kinder helfen beim Putzen. Da kommen die Charakteren schön zur Geltung (übrigens auch mein eigener). Der eine steht dreissig Minuten später mit rotem Kopf in der Badewanne und poliert emsig die Armaturen. Der andere ruft nach 30 Sekunden: „Ich bin fertig.“

Lernerlebnis Nr. 98: Eine Mathematiklektion beim Abendbrot.

Heute wurde die Multiplikation eingeführt. Während dem Einkaufen zeigte meine Frau dem Ältesten eine Menge Verpackungen: 2 x 5 Tafeln Schokolade, 2 x 3 x 6 Rollen Toilettenpapier, 2 x 5 Bierflaschen, 2 x 5 Eier. Ich fragte nach: Verstehst du das? Mein Ältester brummelte ein “Nein” und bekundete Unlust über das Thema weiter zu diskutieren. Ich: “Es ist auch wichtig zu verstehen, was man nicht versteht.” Wir gingen dem Grund nach und entdeckten, dass er gar nicht wusste, warum es Multiplikation braucht. So erarbeiteten wir in einem nächsten Schritt Gründe für die Multiplikation. Ergebnis: “Dann braucht es gar keine Addition mehr.” Der Vorteil eines solchen Dialogs ist: Ich frage selber nach Gründen, suche nach Veranschaulichungen – und die drei Brüder hören aufmerksam zu. Es lebe das informelle Lernen!

Pantheismus regt an, kann aber nicht befriedigen

Das religiöse Bedürfnis, das sich jetzt (Bavinck hielt diese Vorlesung vor 103 Jahren) geltend macht, ist überwiegend egoistischer Natur; es ist mehr der Versuch das Gemüt zu befriedigen, als das Verlangen, den lebendigen Gott zu erkennen und ihm zu dienen. eine Religion, die uns auf einen nur immanenten, mit der Welt identischen Gott anweist, kann uns höchstens eine Zeitlang ästhetisch ergreifen und anregen, aber nicht wirklich religiös und ethisch befriedigen.

Herman Bavinck. Philosophie der Offenbarung. Carl Winter’s Universitätsbuchhandlung: Heidelberg 1909. (12-13)