Verflachtes Sündenverständnis (1)

Durch Aufklärung und Idealismus wurde das Sündenverständnis verflacht. Sünde gilt als Störung der Natur, Entwicklungshemmung (Schleiermacher). Nach Hegel ist die Sünde eine notwendige Durststrecke auf dem Weg der Entwicklung des Menschen. Nietzsche bezeichnet sie als ein jüdisches Gefühl und eine jüdische Erfindung, Troeltsch als Gesinnungsfehler.

Aus: Horst Georg Pöhlmann. Abriss der Dogmatik. Chr. Kaiser Gütersloher Verlagshaus: Gütersloh 20026.

Werte-Urteile

David McNaughton wendet zur Ansicht, dass es keine objektiven Werte gibt, sondern die Quelle der Werte in sich selbst bestehe, ein:

Wenn Werte erfunden werden, dürfen wir nie über andere urteilen – und doch tun wir es andauernd.

Zudem: Wenn ein drängendes moralisches Problem ansteht: Welche Antwort ist richtig?

Aus: David McNaughton. Moral Vision. Blackwell: Oxford/Cambridge 1988.

Zwischen D-Day und V-Day (5): Dein Gott ist ein Gott zielbewussten Wirkens

(Gott) legt in die kleinsten Anfänge den verborgenen Keim für die grössten Dinge. … Alles ist Gottes Kraft und nicht als von uns, Gottesschöpfung und nicht menschliche Religionsbildung. Daher kennt auch die Vollendung, wie sie in der Offenbarung sichtbar wird, nur eine Anbetung Gottes und des Lammes. In ihr schweigt der Ruhm alles Fleisches.

Wie klein erscheint uns das Gotteswerk in unserem eigenen Leben! Wie quält uns die Frage, ob Gott mit solch einem Gemächte, wie wir es sind, auch zum Ziele kommen wird! Wie unendlich viele Enttäuschungen hat man im Blick auf sich selbst erlebt! Und doch: Fürcht dich nicht, du kleine Herde! … Wirke du es nicht, sondern lass es in dir wirken!

Aus: Jakob Kroeker. Verhüllte Segenswege. Brunnen-Verlag: Giessen/Basel 1967.

Zwischen D-Day und V-Day (4): Dein Gott ist ein Gott kleiner Anfänge

Wird nicht Gottes verborgenes Wirken in der Mission der Jünger zur fanatischen Propaganda, das fleischgewordene Wort zum heiligen Buchstaben, die durch Erleuchtung des Geistes gewirkte Erkenntnis nur zu einem pflichtgemässen Dogma und Bekenntnis werden?

Gott fürchtete sich jedoch im Verlauf der Geschichte nie, mit seiner Wahrheit und Offenbarung in die kleinen und unscheinbaren Dinge hinabzusteigen. Er begann seine Gottesschöpfung innerhalb der Menschheit niemals mit Macht und Glanz, sondern hüllte sie in die kleinsten, unscheinbarsten Anfänge.

Aus: Jakob Kroeker. Verhüllte Segenswege. Brunnen-Verlag: Giessen/Basel 1967.

Zwischen D-Day und V-Day (3): Dein Gott ist ein Gott grosser Dinge

Sei ohne Furcht, du kleine Herde! Es hat eurem Vater gefallen, euch das Königreich zu geben! (Lukas 12,32)

Kroeker schreibt dazu:

Es lag … in diesem Jesuswort etwas so Überraschendes für die Jünger, ja es war eine der grandiosesten Pradoxien der Geschichte. Ihnen, den Fischern vom See Genezareth, sollte werden, um was letzthin Könige und Cäsaren mit ihren Völkern jahrtausendelang schon gekämpft hatten: das Königreich. Was anderen durch Politik und Macht, durch Religion und Kultus nicht geworden war, sollten sie in der schlichten, einfachen Nachfolge Jesu finden: eine Welt der sozialen Gerechtigkeit, der göttlichen Vollmachten, des ewigen Friedens, der gegenwärtigen Gottesherrschaft.

Jesus sah bereits in den kleinsten Anfängen einer in der Seele seiner Jünger beginnenden Gottesherrschaft die Herrlichkeit eines kommenden vollendeten Gottesreiches. (…) Jesus liess sich nicht entmutigen und seine reine Freude nicht trüben, dass die verheissene Gottesherrschaft auf Erden zunächst in Einzelerscheinungen zum Durchbruch kam. Geschehenes war ihm Garantie für das noch zu Geschehende.

So überwand Jesus im Geiste seines Vaters Vergänglichkeit, Raum und Zeit und sprach vom Standpunkt der schöpferischen Gottestat und des triumphierenden Werdens aus. Er wusste, dass alles Wirken seines Vaters auf Vollendung angelegt ist…

Aus: Jakob Kroeker. Verhüllte Segenswege. Brunnen-Verlag: Giessen/Basel 1967.

Optimistisch in Bezug auf Gott, kompromisslos pessimistisch in Bezug auf den Menschen

Tarnas schreibt in seinem Werk „Das Wissen des Abendlandes“ über das Gottes- und Menschenbild der Reformatoren:

Er sah – verglichen mit dem allmächtigen und transzendenten Gott, als dem ganz Anderen – den Menschen als gefallenes, hilfsbedürftiges, für die Verdammung oder die Erlösung bestimmtes, völlig von der Gnade Gottes abhängiges Geschöpf. Thomas von Aquin hatte die Teilhabe jedes Geschöpfes am unendlichen und freien Wesen Gottes postuliert und auf der gottgewollten Autonomie der menschlichen Natur bestanden. Die Reformatoren hingegen nahmen – angesichts der angeborenen Sündhaftigkeit, die den unabhängigen Willen des Menschen von Natur aus verdarb – die absolute Souveränität Gottes über sine Schöpfung in einem zwiespältigeren Licht wahr. Während der Protestantismus optimistisch war in Bezug auf Gott, als gnädigen Erretter der Auserwählten, war er kompromisslos pessimistisch im Hinblick auf den Menschen, die ‚wimmelnde Herde von Schändlichkeiten’, wie Calvin sich ausdrückte.

Aus: Richard Tarnas. Das Wissen des Abendlandes. Patmos: Düsseldorf 2006.

Die Mythen der Adoleszenz (1)

Die Jugendlichen wissen nicht, was sie imstande sind zu leisten, weil sie von der Gesellschaft unterfordert und mit dem Vorurteil der Unreife abgestempelt werden, anstatt Verantwortung für ihr Leben übernehmen zu müssen. Alex und Brett Harris halten dagegen: "Rebelliere gegen niedrige Erwartungen!"

Die Aufforderung, schwierige Dinge zu tun, meinen Alex und Brett vollkommen ernst. Sie sind davon überzeugt, dass dazu jeder Jugendliche in der Lage ist und nennen gleich einmal fünf Übungsfelder:

  • Tu Dinge, die dich aus deiner Wohlfühlzone holen!
  • Tu Dinge, die über das hinausgehen, was von dir erwartet wird!
  • Tu Dinge, die du nicht allein machen kannst!
  • Tu Dinge, die sich nicht sofort rentieren!
  • Tu Dinge, die sich von dem abheben, was alle tun!

Mit 16 haben Brett und Alex den Blog www.therebelution.com gestartet. Ich sage dazu nur zwei Dinge:

  1. Wir brauchen dringend Alternativen zum westlichen "Teenager"-Konzept.
  2. Die fünf Leitsätze gelten auch für mein Leben.

Passendes Buch:

Alex & Brett Harris. Do Hard Things: A Teenage Rebellion Against Low Expectations.

Alex & Brett Harris. Start Here: Doing Hard Things Right Where You Are

Zwei Irrtümer über die Teufel

Es gibt zwei Irrtümer über die Teufel, in die das Menschengeschlecht leicht verfällt. Sie widersprechen einander und haben doch dieselbe Auswirkung. Der eine ist, ihre Existenz überhaupt zu leugnen. Der andere besteht darin, an sie zu glauben und sich in übermässiger und ungesunder Weise mit ihnen zu beschäftigen. Die Teufel selbst freuen sich über beide Irrtümer gleichermassen. Sie begrüssen den Materialisten wie den Anhänger der schwarzen Magie mit demselben Vergnügen.

Aus: C. S. Lewis. Dienstanweisung an einen Unterteufel.