Zitat der Woche: C. S. Lewis’ Alltag mit 50

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Ich höre mir einige Jahre nach dem Lesen von Alan Jacobs’ ausgezeichneter Biografie zu C. S. Lewis das Hörbuch an. Ich war erneut bewegt vom Alltag dieses Mannes.

(C. S. Lewis) lebte zusammen mit seinem Bruder und einer alten Dame namens Mrs Moore – die er oft als seine Mutter bezeichnete, obwohl sie … nicht seine Mutter war  und beide waren gesundheitlich angeschlagen und auf seine Fürsorge angewiesen. Erst wenige Tage vor seinem Essen mit (seinem Freund Roger Lanclyn) Green hatte er einer amerikanischen Freundin geschrieben, er sei »an eine Invalide gefesselt«, denn eine solche war Mrs Moore, die mit ihrer Arthritis und ihren Krampfadern nicht mehr aus dem Bett aufstehen konnte, inzwischen geworden. Mrs Moore ihrerseits verkündete, Lewis sei »so gut wie ein zusätzliches Dienstmädchen im Haus«, und in der Tat benutzte sie ihn als Dienstmädchen, was seinen Bruder regelmäßig mit Abscheu erfüllte. Außerdem scheint sie in ihren letzten Lebensjahren zwanghaft und streitsüchtig geworden zu sein; ständig machte sie sich Sorgen um ihren Hund und lag mit dem Haus-Personal über Kreuz. Lewis hatte zwar zwei Bedienstete gefunden, die im Haushalt und bei der Krankenpflege halfen, wenn er im Magdalen College sein musste, wo er ein zermürbendes Pensum an Vorlesungen, Tutorien und Korrespondenz zu bewältigen hatte, doch für einige Zeit Wurde eines der Mädchen labil (sie musste sich irgendeiner psychiatrischen Behandlung unterziehen), sodass .er gelegentlich nach Hause zurückkehren musste, um Konflikte beizulegen, die zwischen den Hausbediensteten untereinander und mit Mrs Moore entstanden waren.

1947 war er vom Marquis von Salisbury gebeten worden, gemeinsam mit den Erzbischöfen von Canterbury und York an Konferenzen über die Zukunft der Anglikanischen Kirche (der Lewis angehörte) teilzunehmen, hatte dies jedoch ablehnen müssen: »Meine Mutter ist alt und gebrechlich … und ich weiß nie, wann ich, und sei es nur für einen Tag, meinen Pflichten als Krankenpfleger und Hausbediensteter entrinnen kann. (Es gibt in meinem Haus sowohl körperliche als auch psychische Nöte.)« In den zwei Jahren seither hatten sich diese Belastungen eher noch verstärkt, und in manchen von Lewis’ Schriften finden sich dunkle Andeutungen, dass dieses Leiden seinen christlichen Glauben bis ins Mark erschütterte. Obwohl er erst kurz zuvor noch von den Freuden des Himmels geschrieben hatte, sah er sich im selben Jahr, in dem er den Brief des Marquis enthielt, verzehrt vom »Grauen vor dem Nichtsein, der Auslöschung« – also vor der Feststellung, dass der Gott, dem er vertraut hatte, doch kein ewiges Leben zu bieten hatte.

Wie man aus Lord Salısburys Einladung erraten könnte, war Lewis ein berühmter Mann, in Amerika ebenso wie in Großbritannien (nur wenige Monate nach dem Erhalt des Briefes prangte sein Bild auf dem Titelblatt des Magazins Time), und täglich fegte ein Schneesturm von Briefen über ihn hinweg. Lewis, der entschlossen war, jeden Brief zu beantworten, wurde dabei normalerweise von seinem Bruder Warnie unterstützt, der die Briefe nach Diktat oder Entwurf tippte und die Akten in Ordnung hielt, doch Anfang März 1949 lag Warnie im Oxforder Acland Hospital, nachdem er sich bis zur Bewusstlosigkeit betrunken hatte. (Derartig selbstmörderische Trinkgelage kamen bei ihm für den Rest seines Lebens immer wieder vor.) Als Warnie am 3. März entlassen wurde, ’war er noch nicht wieder so weit bei Kräften, um ganz selbstständig für sich zu sorgen, sodass sein Bruder sich um ihn ebenso kümmern musste wie um Mrs Moore und Bruce, den betagten Hund, um dessen Wohlergehen Mrs Moore so ängstlich besorgt war. Eine Zeitlang nahm sich Lewis allein der Korrespondenz an, neben seiner Arbeit am Magdalen College. Warnie notierte in seinem Tagebuch: »Seine Freundlichkeit ist unvermindert«, doch die Kräfte seines Bruders ließen nach. Anfang April schrieb Lewis an einen Freund, der ihn getadelt hatte, weil er nicht prompt auf einen Brief geantwortet hatte: »Hundekot und menschliches Erbrochenes haben heute meinen Tag ausgefüllt: einer dieser Tage, wo man um elf Uhr vormittags das Gefühl hat, es müsste schon drei Uhr nachmittags sein.« Zwei Monate später brach er zu Hause zusammen und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Die Diagnose lautete auf Halsentzündung, doch dahinter steckte schlicht und einfach Erschöpfung, und sein Arzt machte sich Sorgen über die Belastung für sein Herz.