Zitat der Woche: Wenn Widerlegung Selbstzweck statt der Wahrheitsfindung dient

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Euthydemos zählt zu den Dialogen von Platon. In diesem Dialog lässt der Autor einen jungen Mann Kleinias in den Dialog mit zwei Sophisten treten. Sophisten vertraten einen ethischen Relativismus, weshalb bei ihnen die Rhetorik einen sehr hohen Stellenwert genoss. Wenn Wahrheit relativ ist, entsteht ein Machtdiskurs. Wer überzeugt, setzt sich durch.

Im (hilfreichen) Kommentar:

Euthydemos beginnt mit der Fangfrage an Kleinias, ob Lernende wissend oder unwissend seien. Dionysodoros flüstert Sokrates zu, der Knabe werde widerlegt werden, wie auch immer er antworte. Damit lässt er erkennen, dass die Widerlegung Selbstzweck ist und nicht der Wahrheitsfindung dient. Kleinias entscheidet sich für die Antwort, Lernende seien wissend, und wird sogleich von Euthydemos widerlegt. Darauf macht sich Kleinias die gegenteilige Auffassung zu eigen, und nun zeigt ihm Dionysodoros, dass er wiederum Unrecht hat. Die Sophisten arbeiten mit einem Trick: Sie machen sich bei ihrer Argumentation den Umstand zunutze, dass das griechische Verb manthanein sowohl „lernen“ als auch „verstehen“ bedeutet. Durch die Fehlschläge gerät der hilflose Kleinias in größte Verwirrung. Die Verehrer der Sophisten lachen ihn bei jeder Niederlage lärmend aus, was seine Verlegenheit noch steigert.

Die Vorlesungsserie “Plato, Socrates and the Dialogues” war für mich eine hilfreiche Einführung in diese klassischen Lehrstücke.