Für mein erneutes Studium der Johannesbriefe war dieser Aufsatz von Barry Clyde Joslin sehr erhellend. Er schreibt über den dreifachen Test des Glaubens:
Für Johannes hat das, was man in Bezug auf Jesus glaubt (Orthodoxie/Lehre), einen direkten Zusammenhang mit der Art und Weise, wie man lebt (Orthopraxie/Ethik). Einfach ausgedrückt: Der richtige Glaube wird sich in der Art und Weise, wie man lebt, zeigen, denn “der, der sagt: ‘Ich kenne ihn’, aber seine Gebote nicht hält, ist ein Lügner” (2,3). So beherrschen diese beiden Themen den Brief: Glaube und Gehorsam. Das Erstere setzt das zweite voraus, und das zweite beweist die Gültigkeit des ersten. Diese zwei Themen sind in drei bekannte Prüfungen unterteilt, auf die Johannes immer wieder zurückkommt: die Prüfung der Lehre, die Prüfung des Gehorsams und die Prüfung der Liebe.
… Die erste ist die Prüfung der richtigen Lehre und des Glaubens an Christus. Angesichts des toleranten und synkretistischen Charakters der griechisch-römischen Religion war das Hinzufügen einer weiteren Gottheit nicht von Bedeutung. Allerdings die Behauptung, dass diese Gottheit Mensch wurde, um die Strafe des Todes zu erleiden, damit sie allen, die an ihn glauben, ewiges Leben schenke, war bedeutsam. Schon früh im Leben der Kirche bestand die Versuchung, Christus an die umgebende Kultur anzupassen, vor der einige kapituliert haben. Dies findet seine Parallele im heutigen religiösen Klima.
… Die Prüfung der Lehre kann nicht für sich alleine stehen. Echte Gläubige werden auch die Prüfung des Gehorsams bestehen. Echtes Christentum hält bestimmte Dinge für wahr praktiziert sie sicht- und spürbar. Johannes verwendet den Begriff “Gebot(e)” (entolē) vierzehnmal in der Annahme, dass die Gläubigen das/die Gebot(e) befolgen werden. Nach 2,3-6 können die Leser des Briefes sicher sein, dass sie Gott erkannt haben, weil sie seine Gebote halten, und dass Gebete derjenigen erhört werden, die die Gebote befolgen (3,22f). … Johannes schreibt darüber am klarsten in 3,6-10.
… Gehorsam und Liebe sind miteinander verbunden, denn seinen Geboten zu gehorchen bedeutet, dass wir uns gegenseitig lieben und umgekehrt. Das Leben des wahren Gläubigen ist von Liebe zu den Mitgläubigen geprägt, die nicht mit bloßer Gefühlsduselei gleichzusetzen ist (3,11-18). … das Gebot der Liebe untereinander (4,7) ist in Gott, dem Vater, begründet, der der die Liebe ist (4,8). Die Liebe ist im Handeln verwurzelt. Dies zeigt sich darin, dass Gott seinen Sohn gesandt hat Sohnes, um denen, die glauben, das Leben zu schenken (4,9). Seine Liebe zeigt sich in seinem konkreten Handeln, indem er Christus sandte, um den Zorn Gottes zu tragen und die Gläubigen von Schuld und Sünde zu befreien (4,10). Die Liebe besteht also darin, “manifestiert” oder in einer greifbaren Weise “bekannt gemacht” zu werden. Gott ist derjenige, der zuerst geliebt hat, und die Gläubigen können nur lieben weil Gott es bereits getan hat (4,10+19).
Hier geht es zu Vorträgen von D. A. Carson zu 1. Johannes.