Zitat der Woche: Ich weiss, was mir eine Sache wert ist

Einfach eine tolle Szene. Ich wünsche mir mehr von diesem Schneid – nicht weil ich genügend Geld in der Tasche habe oder mir sonst etwas auf mich einbilde. Sondern weil ich weiss, wem ich wirklich diene.

Meisterdetektiv Poirot wird von einem Zugpassagier um persönlichen Begleitschutz gegen eine hübsche Summe Geld angefragt – und lehnt ab (in Agatha Christie, Mord im Orientexpress):

«Mein Leben wurde bedroht, Mr. Poirot. Nun gehöre ich ja eigentlich zu denen, die ganz gut auf sich selbst aufpassen können.» Er nahm eine kleine Pistole aus der Jackentasche und ließ sie Poirot eine Sekunde lang sehen. Dann fuhr er mit grimmiger Miene fort: «Ich glaube, einen wie mich überrumpelt man nicht so leicht. Aber bei näherem Hinsehen würde ich mich doch gern doppelt versichern. Ich denke, Sie wären der richtige Mann für mein Geld, Mr. Poirot. Und nicht vergessen – viel Geld.»
    Poirot betrachtete ihn eine Weile nachdenklich. Seine Miene war völlig ausdruckslos. Der andere hätte im Leben nicht erraten können, was in seinem Kopf vorging.
    «Bedaure, Monsieur», sagte er schließlich. «Ich kann Ihnen nicht dienen.»
    Der andere sah ihn listig an.
    «Dann nennen Sie mir Ihre Summe», sagte er.
    Poirot schüttelte den Kopf.
    «Sie verstehen mich falsch, Monsieur. Ich war in meinem Beruf sehr erfolgreich. Ich habe genug Geld verdient, um sowohl meine Bedürfnisse als auch meine Launen zu befriedigen. Ich übernehme nur noch Fälle, die – mich interessieren.»
    «Sie sind ein harter Brocken», sagte Ratchett. «Könnten zwanzigtausend Dollar Sie interessieren?»
    «Nein.»
    «Wenn Sie den Preis hochtreiben wollen – mehr bekommen Sie nicht. Ich weiß, was mir eine Sache wert ist.»
    «Ich auch – Monsieur Ratchett.»
    «Was gefällt Ihnen an meinem Angebot nicht?»
    Poirot erhob sich.
    «Wenn Sie mir die Freimütigkeit verzeihen, Monsieur Ratchett – mir gefällt Ihr Gesicht nicht», antwortete er.
    Und damit verließ er den Speisewagen.

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