Input: Die Göttliche Komödie – Kur nach Krise in der Lebensmitte

Beim Anhören von Dantes (1265-1321) Göttlicher Komödie (online) wurde mir gewahr, was er als Autor als Anlass für das Buch nahm: Das Abirren vom rechten Weg in der Lebensmitte. Das beschreibt er gleich zum Beginn (1. Gesang):

Als ich auf halbem Weg stand unsers Lebens,
Fand ich mich einst in einem dunklen Walde,
Weil ich vom rechten Weg verirrt mich hatte;
Gar hart zu sagen ist’s, wie er gewesen,
Der wilde Wald, so rauh und dicht verwachsen,
Daß beim Gedanken sich die Furcht erneuet;
So herb, daß herber kaum der Tod mir schiene:
Doch eh’ vom Heil, das drin mir ward, ich handle,
Meld’ ich erst andres, was ich dort gewahrte.
Wie ich hineinkam, weiß ich nicht zu sagen,
So schlafbefangen war ich zu der Stunde,
Als von dem rechten Weg ich abgewichen.

Als ihn Vergil auf dem Weg in die Hölle führen wollte, äusserte er Vorbehalte (2. Gesang):

Betrachte meine Kraft erst, ob sie stark ist,
Eh’ du dem schweren Pfad mich anvertrauest.
… Ich bin Äneas nicht, ich bin nicht Paulus;
Nicht ich noch andre glauben des mich würdig:
Drum wenn ich dennoch hinzugehen wagte,
So, fürcht’ ich, wäre töricht meine Reise.
… (Vergil) »So wird von Feigheit deine Seel’ erschüttert,
Die oft des Menschen also sich bemächtigt,
Daß sie von ehrenvollem Zweck ihn abbringt…