Nathaniel Gray Sutanto im Artikel “The Theology of Ethnic-Specific Churches” (Podcast):
Kuyper und Bavinck argumentierten interessanterweise, dass die Kirche eine Pluralität in sich trägt. Die Pluralität der Kirche wird dadurch bezeugt, dass die Kirche in jeder Kultur, zu jeder Zeit und in jedem Raum ihren eigenen Charakter haben wird. Wir sollten daher nicht auf die Vergangenheit schauen, als gäbe es eine Art goldenes Zeitalter für die Gegenwart. Und wir sollten nicht auf die Vergangenheit schauen und sagen, dass die Kirche wie eine bestimmte Kultur aussehen muss, auch wenn es Genf ist und wir begrüssen, was Calvin mit Genf gemacht hatte, auch wenn es das historische Israel ist. Sie argumentierten dagegen und sagten, dass die Kirche in jedem Zeitalter und zu jeder Zeit ihren eigenen, unverwechselbaren Charakter haben sollte.
Das wird deutlich, als Bavinck zum Beispiel nach Amerika kam. Er argumentierte, dass Amerika keine rosige Zukunft für den Calvinismus vor sich hätte. Amerika sei viel zu kapitalistisch, zu willensstark, zu pragmatisch, als dass es sich die Vision der Vorherbestimmung des Calvinismus zu eigen machen könne. Und doch, meinte er, sei das in Ordnung. Wir sollten nicht erwarten, dass das amerikanische Christentum wie das niederländisch-reformierte Christentum aussehe. Er erklärte sogar, dass der Calvinismus nicht die einzige Wahrheit sei, was eine sehr starke, kontroverse Aussage darstellt.
Das entspricht wirklich seinen Ansichten, noch bevor er nach Amerika kam. 1894 schrieb er einen Artikel mit dem Titel “The Future of Calvinism”, in dem er argumentierte, dass wir, wenn wir wirklich an die Freiheit der Kirchen glaubten, wir eine Vielfalt von Bekenntnissen erwarten sollten, dass die Kultur jeder Nation ein eigenes Bekenntnis hervorbringe.
Er will damit nicht ausdrücken, dass wir widersprüchliche Bekenntnisse haben sollten; doch es gibt einen gewissen Charakter, und deshalb könnte und sollte jede Kirche und jede Kirchenkultur ganz anders aussehen, und wir sollten nicht eine Kultur einer anderen Kultur aufzwingen. Er macht hier einen sehr deutlichen Unterschied zwischen dem Evangelium und der Kultur.