Input: Bavincks Begriff einer Philosophie der Offenbarung

In einem profunden Podcast “Bavincks Philosophy of Revelation” (Minuten 24-28) erläutern Nathaniel Gray Sutanto und Cory Brock den Begriff der Philosophie der Offenbarung (= Titel von Bavincks wichtiger Publikation von 1908, neu übersetzt und kommentiert). Ich habe den Auszug paraphrasiert:

Bavinck sieht die Aufgabe der Philosophie Philosophie als eine universelle Wissenschaft im Sinne der Philosophie an, die Grund, Ziele und Zwecke aller anderen akademischen Disziplinen erforscht. Alle anderen akademischen Disziplinen benötigen die Philosophie deswegen genauso wie die Theologie.

Wenn Bavinck also aus der Sicht der Philosophie den Begriff der Offenbarung beleuchtet, dann zeichnet er nicht nur nach, wie die Offenbarung in das menschliche Bewusstsein eindringt, sondern vielmehr die Art und Weise, wie Offenbarung sich auf die anderen akademischen Disziplinen auswirkt. 

Während eine Theologie der Offenbarung die Untersuchung der Offenbarung in deren dogmatischen Zügen darstellt, also was die Schrift über Offenbarung darlegt und wie diese in Bezug auf ihre Quellen dasteht, nämlich den Dreieinigen Gott, stellt die Philosophie der Offenbarung stellt eine horizontale Frage: Welche Bedeutung weist diese für die anderen Disziplinen auf?

Wenn wir also über die Philosophie der Offenbarung nachdenken, handelt es sich nicht um die Offenbarung in einem allgemeinen religiösen Sinne, die wir allein mit der Vernunft erforscht haben. Vielmehr geht es um die externalisierte Seite dieser Offenbarung, die horizontale Blickrichtung, ihre Auswirkung auf die Wissenschaften.

Er sieht den Nutzen dieser Philosophie der Offenbarung darin, unsere Erforschung der Wissenschaften zu disziplinieren. Wenn sich jemand dieser Aufgabe widmet, durchdenkt er Antworten der Offenbarung aus Sicht der biblischen Weltanschauung. Diese ergeben sich letztlich aus der Einheit der Schöpfung und der Menschheit als Produkt von Gottes Schöpferkraft. So soll das Denken diszipliniert werden, um Problemstellungen anzugehen, die in der Philosophiegeschichte stets ungelöst blieben. Egal wie fragmentiert die Realität erscheinen mag, sie findet ihre Kohärenz, ihren Fluchtpunkt in der göttlichen Offenbarung.