Animanca und die Frage, wem wir wirklich vertrauen

Migros hat eine neues Konzept der Kundenbindung eingeführt. Kinder und Teenager sind im Focus dieses Spieles bei dem es um das Sammeln von bestimmten Steinen  und spannenden Aktivitäten geht. Die Kampagne «Animanca» soll bei der Migros das «Wort des Jahres 2012 werden». In Animanca steckt das alte Wort «Animus». Es bedeutet Seele, aber auch Gedächtnis, Herz, Entschlossenheit und Mut.

Beat Tanner, Paar- und Familientherapeut, wurde von livenet angefragt, wie Eltern mit diesen an die Kindern und Teenagern gerichtet Kampagne der Migros umgehen könnten. Seine Antwort:

Nun, für mich als Vater oder Mutter ist dies eine gute Gelegenheit mit meinen Kind oder Teenager ins Gespräch zu kommen. Das „stürmen“ der Kinder und Teenager auch mitzumachen kann mich entweder ärgerlich und ungeduldig werden oder als Chance nutzen lassen,  das Evangelium und damit die Beziehungen zu  Jesus Christus in unserer Familie ins Zentrum zu rücken.

Nehmen wir uns als Eltern doch Zeit mit unseren Kindern darüber zu reden, wem oder was wir vertrauen? Woran hängt  unser Herz? An dem Versprechen eines „besonderen“ Steines, also an einem Teil der Schöpfung oder vertrauen wir den Zusagen unseres Schöpfers, der uns gemacht hat und uns auch erlöst hat? Martin Luther (1484 – 1546) schreibt in seinem grossen Katechismus,“ woran du dein Herz hängst und die Vertrauen setzt, dass ist eigentlich dein Gott“. Das fordert uns natürlich auch als Eltern heraus, uns selber zu fragen, worauf wir in dieser Zeit im tiefsten Herzen unser Vertrauen setzen. (…)

Vor allem bei älteren Kinder kann auch die Werbe-und Verkaufsstrategie von Migros thematisiert werden, z. B. dass man an einem bestimmten Tag für über Fr. 60.—einkaufen muss, um überhaupt so wichtige Teile des Spiels zu erhalten. Dass dies schon Richtung Zwang geht und man sich fragen muss, ob es wirklich um die Kinder und das Spiel geht, oder eher um die Umsatzzahlen der Migros.

Wenn wir “nur” ein gutes Leben leben, stehen wir in Gefahr Gott zu lästern

Aus dem Vortrag von Matthias Lohmann “Ein biblisches Verständnis von Evangelium, Bekehrung und Evangelisation” hat mich dieses Wort getroffen:

Lohman führt aus, dass wenn wir als Christen das Gefühl hätten, es reiche bloss ein gutes Leben vorzuleben, dann würden wir in Gefahr stehen, Gott zu lästern. Denn dann würden die Menschen uns um dieses Lebens willen preisen – anstatt den Vater im Himmel, der uns dieses Leben gegeben hat.

Ich empfehle die 40 Minuten anzuhören! Ausserdem:

John Frame online – und eine Empfehlung zur Lektüre seines Metamodells der Ethik

John Frame, amerikanischer reformierter Theologe, hat eine Menge Aufsätze online gestellt. Neulich habe ich mir seine “Doctrine of the Knowledge of God” bestellt – gewiss kein leicht verdaulicher Happen. Die anderen Bände der gleichen Reihe:

Thomas Schirrmacher hat Frames metaethisches Modell “Die drei Seiten jeder Entscheidung” in seinem Buch “Führen in ethischer Verantwortung” in den Kontext von Führungskräften übersetzt; Ron Kubsch hat dasselbe für die Seelsorge gemacht (“Die drei Seiten der Seelsorge: Gebot, Weisheit, Herz”. S. 137-. 170: in: Ron Kubsch (Hg.). Die Wiederentdeckung des. Glaubens in der Seelsorge.) John Frame erklärt dieses Modell kurz in “Perspectives on the Word of God – An Introduction to Christian Ethics”.

Nun genug der Empfehlungen.

Brauchen wir eine Erklärung zur Entstehung der Welt?

Auf Rons Blog wurde eifrig diskutiert über den Zusammenhang von Atheismus/Evolutionstheorie sowie über die Frage, ob eine Erklärung über die Entstehung der Welt notwendig ist.

Position Nein (wir brauchen keine Antwort):

Warum eigentlich? Und wenn ich keine Ahnung hätte, wie die Welt entstanden ist, und keine Idee hätte, wie komplexe Lebewesen sich entwickelt haben, und wenn morgen jemand ein präkambrisches Kaninchen fände, was hätte das denn mit der Frage zu tun, ob ich an irgendwelche Götter glaube?

Position Ja (wir brauchen eine Antwort):

Die Welt muß ja IRGENDWIE entstanden sein. So weit sind wir uns sicher einig. Und wenn sie nicht durch ein höheres Wesen geschaffen ist, muss sie anderweitig entstanden sein. So weit klar.
Über das “anderweitig” hat man doch automatisch wenigstens irgendeine Vermutung. Irgendeine Sicht muß Dir doch MEHR Plausibilität zu haben scheinen als die Sicht, es gebe einen Schöpfer. Auf was basiert diese unterstellte Plaubilitität? Entweder auf Vernunftsgründen, also entweder, Du hast vernünftige Gründe für diese Annahme, oder Du hast keine vernünftigen Gründe. Wenn es vernünftige Gründe sind, muß diese Alternative mehr Erklärungskraft haben als die Sicht, (irgendein, z.B. der Biblische) Gott habe die Welt erschaffen.
Damit diese Sicht aber Erklärungskraft hat, muß man wenigstens ein Modell vorlegen, oder irgendeine Erklärung.
Alternativ könnte es nur sein, dass die Annahme NICHT auf Vernunftgründen basiert. Das heißt es wäre eine irrationale Alternative.
Also, dann hättest Du eine – aus Deiner Sicht unplausible – Sicht abgelehnt, um eine irrationale Alternative anzunehmen. Niemand kann Dich hindern, eine irrationale Sichtweise zu vertreten. Wir haben ja Meinungsfreiheit. Aber dann darfst Du nicht erwarten, dass sie ernstgenommen wird. Das wäre ja unlogisch, und das würdest Du ja nicht behaupten wollen, dass Du “Unlogik” gut findest.

Das dritte Gebot: Seinen Namen nicht missbrauchen

Du sollst seinen Namen nicht missbrauchen. Wer achtsam durch den Tag geht, dem wird auffallen, wie oft der Name Gottes in den Mund genommen wird. Dies geschieht vor allem in Momenten, in denen Unerwünschtes passiert. Die achtlos hingeworfenen Fluchwörter deuten auf eine innere Einstellung hin. Und darum geht es letztlich auch.

Frage: In welchen Situationen nehme ich den Namen Gottes ungebührlich in den Mund? Was sagt dies über meine Einstellung aus?

Momente im roten und im grünen Bereich: Serie Woche 4

Grün (dieses Mal im Vorsprung mit 7 zu 2 Nennungen)

  • Meine Frau möchte den Hintern meines Jüngsten mit Salbe behandeln; der Kleine sieht die Tube und streckt ihr seine Zahnbürste hin. Was gibt es Schöneres in einem solchen Moment als herzhaft zu lachen?
  • Meine Jungs haben sich zum dritten Mal an ein Musical angemeldet. In einem Paket sind Notenheft und CD angekommen. Im Triumpfgeheul wird die CD eingelegt, alle zwängen sich in das Bett meiens Dritten, es wird eine kleine Lampe im Bett installiert. Und dann wird mit Hingabe geübt. (Wenn ich daran denke, mit wie viel Mühe wir Erwachsenen uns an einen Vorbereitungsauftrag setzen…)
  • Meine beiden Ältesten verbringen einen Tag pro Woche bei Opa und Oma. Da lernen sie fürs Leben: Zum Beispiel helfen sie Opa die Winterreifen auf den Online-Markt Ricardo zu stellen.
  • Kopfrechnen gehört seit Jahren zum täglichen Brot, wenn ich mit meinen Söhnen unterwegs bin. Von einem Mathematikprofessor habe ich vor einiger Zeit den Tipp bekommen, mit meinen Söhnen mathematische Rätsel zu lösen. Eben habe ich fünf solche Bücher bestellt und freue mich aufs Knobeln.
  • Meine Jungs spielen regelmässig Post. Das heisst: Sie schreiben eine Menge Briefe, stempeln sie ab und schicken sie uns Eltern, einander und anderen Menschen. Ein sehr sinnvolles Spiel!
  • Zwei befreundete Buben haben bei uns übernachtet. Die Vorfreude bei unseren Jungs war sehr gross. Als sie wieder gegangen waren, setzte sich unser Zweiter hin und schrieb einen langen Einladungsbrief – für das nächste Treffen. Er brachte den Brief vorbei, und sie machten am nächsten Tag gleich wieder ab.
  • „Wir haben Rakete gespielt.“ So klärt mich mein Ältester mit geheimnisvollem Blick auf. „Wie sah denn diese Rakete aus?“ – „Also, die Rakete war das Bett. Wir gingen unter die Decke. Und wenn ich mit dem Rohr an die Wand stiess, flogen wir los.“ Ich wünsche guten Flug!

Rot

  • Unser Vierter fühlt sich seit Tagen nicht wohl und isst kaum mehr. Morgens ist sein ganzes Bett vom Dünnflüssigen verschmiert. Meine Frau wäscht sofort alle Bettlaken.
  • Die Mittagspause gehört zu den „heiligen Zonen“ von uns Eltern. Umso lästiger, wenn wir trotz genauer Anweisung drei-, viermal kurz vor dem Einschlafen wieder aufschrecken.

Das christliche Menschenbild angesichts moderner Genforschung

In einem kleinen Sammelband wird das Menschsein dreifach verortet (ein herrlich-fürchterliches Theologen-Unwort):

  1. Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott – in der Schöpfung. Im Gegenüber zum Werk des Schöpfers bleibt menschliches ‚Schaffen‘ immer nur ein Fabrizieren, Manipulieren an bereits Bestehendem. Christen haben immer darauf zu bestehen, dass jedes Leben, auch behindertes Leben, Gabe Gottes ist.
  2. Mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt – durch Christus. Durch ihn allein kann der Mensch sein von Gott gewolltes Menschsein, die Gottesebenbildlichkeit, die durch die Sünde verzerrt worden ist, wieder gewinnen.
  3. Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen – in der Kirche. Das Menschsein ist in der Kirche Christi vollendet. Der einzelne Mensch ist nur der Stoff, aus dem der Schöpfer den neuen Menschen schafft.

Karl-Hermann Kandler (Hg.) Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst? Das christliche Menschenbild angesichts moderner Genforschung. Freimund-Verlag: Neuendettelsau 2002.

Sechs Grenzpunkte des Menschseins

Karl Barth hat in seiner Kirchlichen Dogmatik (Bd. 3/II) folgende Grenzpunkte definiert:

  • Das Wesen des Menschen muss von Gott her, vor allem Gott als zu ihm hin gesehen werden.
  • Das Wesen des Menschen geschieht in Geschichte.
  • Der Mensch hat seine Bestimmung in der Ehre Gottes.
  • Er steht unter der Herrschaft Gottes.
  • Seine Freiheit besteht in seiner Freiheit, sich für Gott zu entscheiden.
  • Seine Existenz ist ein Geschehen, in welchem er Gottesdienst darbringt.

Otto Weber. Karl Barths Kirchliche Dogmatik. Ein einführender Bericht. Neukirchener Verlag: Neukirchen 1981. (108-109)

 

Das Bewusstsein von gut und böse ist so real wie Materie und Energie

The consciousness of good and evil, the awareness of sin, righteousness and judgment, the accusations of conscience, the fear of death and the need for reconciliation are just as real as matter and energy, as size and number. … To act as if they don’t exist betrays a lack of love for the truth.

Herman Bavinck. The Certainty of Faith. Paideia Press: Ontario 1980. (14)

Was wir vom verstorbenen Atheisten Hitchens lernen können

In den letzten Tagen habe ich im Blog von Albert Mohler gelesen. Er äussert sich zu vielen kontroversen Themen. So schrieb er einen tollen Aufsatz als Nachruf zu dem an Krebs verstorbenen Christopher Hitchens. Wir Christen können in mehrfacher Weise von ihm lernen:

  • Hitchens understood the power of ideas, and he never left a field of intellectual combat without giving his best.
  • Hitchens committed his life to the production of words, believing that the printed and spoken word can change the world.
  • Hitchens was a man of passion and personal intensity, and he made friends across ideological boundaries.
  • Hitchens did not hide behind intellectual scorn and he did not fear the open exchange of ideas.
  • Hitchens revealed the danger of cultural Christianity and exposure to tepid, lifeless, superficial Christian teaching.