Papablog (55): Die Gewohnheit des Weghörens

Wenn ich etwas erzähle, spielt sich oft das gleiche Szenario ab. Der Älteste hört zu und gibt von sich aus Antworten; der Dritte hört auch zu. Und der Zweite – hört weg. Er beginnt Fratzen zu schneiden oder erzeugt selber Lärm. Immer wieder verwende ich Energie darauf, ihn gedanklich zu mir zu holen. Ich merke, dass ihn andere Dinge interessieren. Auch wenn er einen anderen Zugang zur Materie hat, möchte ich, dass er die Gewohnheit der Aufmerksamkeit entwickelt. Ein zähes Ringen.

Papablog (54): Von allem ein wenig?

Fahrradfahren, Tischtennis, Rollerblades, Märklin-Eisenbahn, Schachspiel und Schwimmen und am liebsten noch fischen, Fussball und Unihockey spielen. Die Ideen meines Ältesten sind endlos. In seiner Vorstellung beherrscht er alles schon. Doch die Realität sieht anders aus. Er muss lernen, an einigen Dingen (wie Fahrradfahren oder Klavierspiel) dranzubleiben und durch Übung Fortschritte zu erzielen. Das wird ein Schwerpunkt des nächsten Jahres sein. Bei den vielen Möglichkeiten ist die Chance sich zu verzetteln und alles ein bisschen zu machen und dann liegen zu lassen gross.

All truth is God’s truth

If the sacred-secular distinction fades and we grant that all truth is ultimately God’s truth, then intellectual work can be God’s work as much as preaching the gospel, feeding the hungry, or healing the sick. It too is a sacred task. If intellectual work can be God’s work and if all truth is God’s truth, then we have no reason to denigrate some areas of learning by regarding them either as worldly or as beyond help or as having little or no importance.

On the contrary, such learning needs to be restored to the wholeness of God’s truth from which it is torn. It must be thoroughly understood if it is to be properly interpreted, refined, and, where necessary, corrected. All learning is of importance because it bears witness to truth and so to the God of truth.

Arthur F. Holmes. All Truth is God’s Truth. IVP: Leicester 1979. (27)

Wie weit sind Verstand und Wille des natürlichen Menschen durch die Sünde beeinträchtigt worden? (5)

Jetzt wollen wir auseinandersetzen, was die menschliche Vernunft vermag, wenn es sich um das Reich Gottes und die geistliche Einsicht handelt. Diese geistliche Ein­sicht besteht vor allem in drei Stücken:
(1) Gott zu erkennen,
(2) seine väterliche Huld gegen uns, auf der unser Heil ruht, und
(3) die rechte Weise, unser Leben gemäß der Richtschnur des Gesetzes zu gestalten.
In den beiden ersten Stücken, besonders im zweiten, sind selbst die sonst gescheitesten Menschen blinder als die Maulwürfe. (…)

Es bleibt uns noch das dritte Stück zu behandeln, das die Erkenntnis der Richtschnur rechter Lebensführung betrifft, die wir nicht unrichtig auch die „Kennt­nis der Gerechtigkeit der Werke“ nennen. Hier scheint nun der Menschengeist ein wenig erkenntnisfähiger zu sein als in den beiden anderen Stücken. Denn der Apostel bezeugt: „Die Heiden, die das Gesetz nicht haben, tun aber des Gesetzes Werke, sind … sich selbst ein Gesetz und zeigen, daß des Gesetzes Werk ihnen ins Herz geschrie­ben ist, sintemal ihr Gewissen ihnen zeuget, dazu auch die Gedanken, die sich vor dem Gericht Gottes untereinander verklagen oder entschuldigen“ (Röm. 2,14.15; nicht ganz Luthertext). Wenn also den Heiden von Natur die Gerechtigkeit des Gesetzes ins Herz eingemeißelt ist, so können wir gewiß nicht sagen, sie seien in der Lebens­gestaltung völlig blind.

Johannes Calvin, Institutio, II,2,18+22.

Papablog (53): Ich bin von Opa weitergebildet worden.

Wir verbringen unseren Sommerurlaub bei meinen Eltern am Greifensee (warum auch in die Ferne fahren, wenn es nicht ums Prestige geht?). Am Nachmittag nimmt mein Vater die beiden Älteren und trainiert sie im Fahrradfahren: Kopf drehen, einhändig fahren, um ein Hindernis herumfahren, auf einem schmalen Brett über ein Mäuerchen balancieren. Jungs brauchen solche Herausforderungen – wenn sie übermütig sind, bedeutet das oft, dass sie geistig und körperlich zu wenig gefordert sind.

Papablog (51): Ein richtiger Mann

Abends vor dem Ins-Bett-Gehen muss ich unwillkürlich lachen: Ich habe vor sieben Jahren meinen Wagen verkauft, wir wohnen in einer Mietwohnung, ich arbeite Teilzeit. Ich fische nicht, jage nicht und schiesse nicht. Und wohin gehen die Wünsche meines Nachwuchses? Sie wollen einen fetten Geländewagen oder einen Porsche fahren, ein grosses Haus kaufen, viel verdienen und in der Freizeit fischen, jagen und schiessen. Ob das Kompensations-Gedanken sind? Wie wird es sein, wenn sie erwachsen sind?

10 Erziehungs-Tipps

  • Seien Sie in Ihrem Benehmen zu hundert Prozent konsequent.
  • Führen Sie immer aus, was sie angekündigt haben.
  • Sprechen Sie auf etwas an, reagieren Sie nicht.
  • Zählen Sie bis zehn und fragen Sie sich: ‘Was würde mein altes Ich in dieser Situation tun? Was sollte mein neues Ich tun?’
  • Drohen Sie Ihren Kindern nie.
  • Werden Sie nie ärgerlich. (Wenn Sie doch ärgerlich werden, entschuldigen Sie sich schnell dafür.)
  • Geben Sie keine Warnungen ab. (Wenn Sie Ihr Kind warnen, sagen Sie damit: ‘Du bist so dumm, dass ich dir das zwei Mal sagen muss.’)
  • Fragen sie sich: ‘Wessen Problem ist das?’ (Laden Sie sich keine Probelme auf, die nicht die Ihren sind.)
  • Glauben Sie nicht, dass das schlechte Benehmen aufhören wird.
  • Behalten Sie einen fröhlichen Gesichtsausdruck, auch wenn Sie lieber … etwas anderes tun würden.

Kevin Leman. Die Rebellen bändigen. Luqs-Verlag: Ingoldstadt 2010.

P. S. Also, das mit dem Drohen und Warnen nehme ich mir zu Herzen. Und: Ich weiss, dass diese Regeln, als moralische Appelle aufgefasst, entweder zu Verzweiflung (das schaffe ich nicht) oder zu Selbstgerechtigkeit (das kriege ich schon hin) führen können. Ich benötige als Sünder immer wieder seine Vergebung.

Das zweifache Werk Gottes in der Welt

Es ist wichtig, zwei zweierlei Arten von Gottes Wirken zu unterscheiden.

Es ist hilfreich sich vor Augen zu halten, dass wir auf der Grundlage des christlichen Glaubens ein zweifaches Werk Gottes in der Welt erkennen können: Das erste Werk ist hauptsächlich das von Gott dem Vater, das zweite Werk ist hauptsächlich das von Gott dem Sohn, und beide kommen im Menschen zu ihrem Ziel durch das Wirken des Heiligen Geistes. 

So haben beispielsweise alle Menschen ein bestimmtes Wissen über Gottes moralisches Gesetz als Gabe “eingepflanzt” bekommen (vgl. Röm 1,32 + 2,14-15):

Es gibt zwei Arten, wie Gott uns Wissen über sein moralisches Gesetz vermittelt: Zum einen gibt es ein allgemeines Wissen über Gottes Gesetz. Dabei handelt es sich um eine Gabe Gottes, die er durch allgemeine Offenbarung allen Menschen zuteil werden lässt, auch denjenigen, die dieses Wissen zurückweisen. Zum anderen kommt man zu einer tiefergehenden Erkenntnis von Gottes Gesetz, indem man sich mit Mose, den Zehn Geboten, den Propheten und dem Rest der Bibel beschäftigt. Dieser zweite Weg ist immer mit Gottes Gnadenbund und der Erlösung in Christus verbunden. Unsere Kenntnis von Gottes moralischem Willen, der sowohl in der Schöpfung als auch in der Schrift offenbart wird, ist immer vom Wirken des Heiligen Geistes abhängig.

Hier geht es zum Aufsatz von Thomas K. Johnson. Im zweiten Teil des Aufsatzes beschreibt er kurz verschiedene falsche Varianten von Dualismen, u. a. der moderne und postmoderne öffentlich-private Dualismus:

Hier wird behauptet, dass Glaube privat interessant und hilfreich sein kann, aber öffentlich irrelevant ist. Der Glaube wird dabei als irrational angesehen, während das öffentliche Leben streng rational sein muss. Diese Denkweise ist ein direkter Angriff auf die Kernaussagen des christlichen Glaubens.