Online-Bibliothek der Puritaner zum Download

Die Online-Ressourcen sind gewaltig, unsere Aufnahmekapazitäten sinken. Dennoch: Wie wäre zwei, drei Wochen TV-Verzicht und einem Leseabenteuer? Hier stehen hunderte von tollen Büchern auf dem Netz, die gelesen werden wollen. Zum Beispiel: John Owen  ”A Discourse Concerning the Holy Spirit” – eine Abhandlung über den Heiligen Geist. Hier habe ich beschrieben, wie ich beim Lesen vorgehe.

Der fünfte Bub (102): Er ist eigenwillig.

Wir sind auf dem Rückweg Freibad nach Hause. Es ist acht Uhr abends. Vor uns geht eine Mutter; der Vater ist mit beiden Töchtern bereits mit dem Fahrrad vorausgegangen. Der Buggy ist gefüllt mit Taschen. Den Wagen stösst der jüngste Sprössling. Das heisst: Er fährt damit den Weg, den sich ein gut Zweijähriger abends um acht eben wählt. Wir kommen mit der Mutter ins Gespräch. Sie meint, es sei anstrengend mit ihm. “Er ist eigenwillig.” Mit bedeutungsvollem Seitenblick auf ihren Sohn weiht sie uns in ihren Alltag ein. “Und das mal fünf”, sinniert sie mit Blick auf unsere fünf Jungs. Sie nimmt ihn auf den Arm, was er nicht so toll findet. Er beginnt sie zu schlagen. Auch das scheint in Ordnung zu gehen (klar, unter der Kategorie “eher anstrengend”). Was braucht es noch, um den Sohn in den Wagen zu setzen und den Übergriffen des Sohnemannes ein ruhiges und bestimmtes Ende zu setzen? Eine Rumänin meinte einmal, dass wir Schweizer unseren Kindern viel zu viel Freiraum gewährten. Diese Rückmeldung hat uns damals sehr beschäftigt. Ich glaube, sie hatte Recht.

Bei ihm sein

Wenn ich in den vergangenen Tagen und Wochen ab und zu von der Hölle gebloggt habe, kommt irgendwann die Frage: Und was ist mit dem Himmel? Ron hat ein schönes Zitat von Augustinus aus dessen Werk “Vom ersten katechetischen Unterricht” aufgeschaltet:

Wer aber wegen der ewigen Glückseligkeit und der immerwährenden Ruhe, die den Heiligen für ‎die Zeit nach diesem Leben in Aussicht gestellt ist, Christ werden will, damit er nicht mit dem Teufel ‎ins ewige Feuer, sondern mit Christus ins ewige Reich eintritt, der ist wahrhaft ein Christ. In jeder ‎Versuchung ist er auf der Hut, daß das Glück ihn nicht verderbe, das Unglück ihn nicht breche; im ‎Überfluß der irdischen Güter bleibt er bescheiden und maßvoll, in der Bedrängnis tapfer und ‎geduldig. Wenn er sich noch weiter vervollkommnet, kann er zu solcher Glaubensstärke kommen, ‎daß seine Liebe zu Gott größer wird als die Furcht vor der Hölle; sogar wenn Gott zu ihm sagen ‎würde: »Gib dich für immer den fleischlichen Genüssen hin und sündige, soviel du vermagst, und ‎du wirst trotzdem nicht sterben und nicht in die Hölle geworfen, allein bei mir wirst du nicht sein«, ‎würde er entsetzt sein darüber und auch jetzt keine einzige Sünde begehen, aber nicht so sehr ‎aus Angst, dorthin zu stürzen, wovor er sich fürchtete, sondern um dem keinen Anstoß zu geben, ‎den er so sehr liebt. In ihm allein ist die Ruhe, »die kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, ‎und die in keines Menschen Herz eingedrungen ist, die Gott denen bereitet hat, welche ihn ‎lieben«.‎

Dunkle und helle Stellen in der Bibel

Das allerdings gebe ich zu, dass viele Stellen in der Schrift dunkel und verworren sind, nicht um der ‎Hoheit der Dinge, sondern um unserer Unkenntnis der Worte und der Grammatik willen, die aber nicht die ‎Erkenntnis aller Dinge in der Schrift hindern können. Denn was kann in der Schrift noch Erhabeneres verborgen ‎sein, nachdem die Siegel aufgebrochen sind (Offb. 6, 1) und der Stein von der Grabestür gewälzt ist, jenes ‎höchste Geheimnis verkündigt worden ist, dass Christus, der Sohn Gottes Mensch geworden, dass Gott ‎dreifältig und doch einer sei, dass Christus für uns gelitten hat und ewiglich regieren werde. Ist das nicht in aller ‎Welt bekannt und verkündigt? Nimm Christus fort aus der Schrift, was wirst Du weiter in ihr finden? Die Dinge, ‎welche in der Schrift verkündet sind, liegen also klar am Tage, mögen auch einige Stellen bisher um ‎unbekannter Worte willen dunkel sein. Töricht aber ist es wahrlich und gottlos, zu wissen, dass der ganze Inhalt ‎der Schrift im klarsten Licht liegt, und wegen einiger dunkler Worte die Tatsachen für dunkel zu erklären. Wenn ‎an einer Stelle die Worte dunkel sind, so sind sie doch an einer anderen klar verständlich. Dieselbe Sache aber, ‎welche auf das offenkundigste aller Welt vorgetragen ist, wird in der Schrift einmal mit klaren Worten ‎vorgetragen, ein anderes Mal liegt sie bisher wegen der unverständlichen Worte verborgen. Es liegt wirklich ‎nichts daran, wenn die Sache sich im Lichte befindet, dass irgendeines ihrer Merkmale im Dunkeln liegt, ‎während jedoch viele andere ihrer Merkmale im Lichte stehen. Wer wird behaupten, ein Öffentlicher Brunnen ‎befinde sich nicht im Lichte, weil die in der Seitenstraße stehen, ihn nicht sehen, während doch alle, die auf ‎dem Markt sind (wo er steht), ihn sehen können? DER SCHRIFTINHALT IST KLAR VERSTÄNDLICH!‎

Aus: Martin Luther. Vom unfreien Willen (1525); pdf-Download hier.

Die Hölle ins Diesseits verlagert

Die Bibelauslegung – im aufklärerischen Stil – meint keineswegs endlose Strafen, wenn im ‎hebräischen oder griechischen „ewig“ stehe. Es ist halt als lange Dauer zu verstehen. Und ‎Aussagen über ein künftiges Leben lassen sich nicht machen (Schleiermacher). Diese Einflüße ‎der Bibelkritik zeigen sich in der Abkehr von den räumlichen Höllenvorstellungen. Ein immer ‎mehr symbolisch-bildhaftes Verständnis der Texte wird sichtbar. Die alten Höllenvorstellungen ‎kommen so nicht oder kaum noch zur Sprache. Es wird nun zunehmend von der Hölle im ‎Diesseits die Rede sein.‎

Antje Rösler. Die Frage nach der Hölle. ‎

Gottes Gerechtigkeit

Gott ist gerecht. Dieses Attribut wird ihm oft gegeben:

  • Gott ist Gerechtigkeit – sein Wesen
  • Gott zeigt Gerechtigkeit – sein Vorbild
  • Gott will Gerechtigkeit – seine Forderung
  • Gott setzt Gerechtigkeit durch – sein Handeln im Gericht
  • Gott schafft Gerechtigkeit –sein  Handeln für uns
  • Gott verleiht Gerechtigkeit – sein Geschenk an uns in der Rechtfertigung
  • Gott verwirklicht Gerechtigkeit – sein Geschenk an uns in der Heiligung
  • Gott tut Gerechtigkeit in und durch uns – unser gerechtes Handeln

Gerechtigkeit ist immer an Personen und an Gottes Wesen und Gebote gebunden und nie eine losgelöste juristische Richtigkeit. Die Gottesgerechtigkeit im Römerbrief meint beides – eine solche, die von Gottes Wesen bestimmt und von Gott her dem Menschen zuteil wird.

Aus: Thomas Schirrmacher. Der Römerbrief. 1. Band. VTR/RVB: Hamburg/Nürnberg 2001.‎

Der fünfte Bub (101): Drei Reaktionen an einem Tag.

Das haben wir noch nie erlebt – drei negative Reaktionen an einem Tag. Eine betagte Dame vertraute uns ihre Lebensgeschichte an. Sie hatte zuerst sechs Töchter, dann einen Sohn bekommen. Sie hätte ihn gut erzogen, doch er habe sein Leben “versaut”. Eine Mutter von zwei Kleinkindern meinte nur: “Buben sind hormongesteuert.” Auf dem Rückweg im Bus meinte eine weitere Frau: “Sch…, es hätte ein Mädchen geben sollen.”

Der fünfte Bub (100): Über den Tod.

“Warum kann man gleichzeitig zu Jesus gehen und beerdigt werden?” Carsten ist voller Fragen über den Tod seiner Urgrossmutter. Seine erste Frage: “Ist sie im Spital gestorben?” Kaum zu glauben, welche Gedanken sich ein Vierjähriger sich zum Tod macht.

Ohne Gerechtigkeit sind die Staaten nur große Räuberbanden

Was sind überhaupt Reiche, wenn die Gerechtigkeit fehlt, anderes als große Räuberbanden? Sind doch auch Räuberbanden nichts anderes als kleine Reiche. Sie sind eine Schar von Menschen, werden geleitet durch das Regiment eines Anführers, zusammengehalten durch Gesellschaftsvertrag und teilen ihre Beute nach Maßgabe ihrer Übereinkunft. Wenn eine solche schlimme Gesellschaft durch den Beitritt verworfener Menschen so ins große wächst, daß sie Gebiete besetzt, Niederlassungen gründet, Staaten erobert und Völker unterwirft, so kann sie mit Fug und Recht den Namen „Reich“ annehmen, den ihr nunmehr die Öffentlichkeit beilegt, nicht als wäre die Habgier erloschen, sondern weil Straflosigkeit dafür eingetreten ist.

Hübsch und wahr ist der Ausspruch den ein ertappter Seeräuber Alexander dem Großen gegenüber getan hat . Auf die Frage des Königs, was ihm denn einfalle, daß er das Meer unsicher mache, erwiderte er mit freimütigem Trotz: „Und was fällt dir ein, daß du den Erdkreis unsicher machst? aber freilich, weil ich es mit einem armseligen Fahrzeug tue, nennt man mich einen Räuber, und dich nennt man Gebieter, weil du es mit einer großen Flotte tust.“

Aus: Augustinus. Vom Gottesstaat. 4. Buch, 4. Abschnitt