Der fünfte Bub (35): Nicht produziert, dankbar akzeptiert.

Der erste Tag zu Hause verlief über Erwarten gut. Eine Frau aus der Kirche bringt das Mittagessen und bleibt bis zum Zvieri. Eine wohltuende Hilfe, so positiv-bejahend! Unglaublich: Unser Jüngster hat einen Vierstunden-Rhythmus. Meine Frau kam mit den Buben z’Schlag. Die Brüder wollen ihn alle zur gleichen Zeit halten. Im Quartier blieben die Leute stehen (etwas neugierig) und beglückwünschten uns. Ich streckte meine Brust heraus und war ein wenig stolz (ein wenig nur). Ich blieb stehen und atmete tief durch: Eine solche Frau, gesunde Kinder – ich kann es nicht produzieren, nur dankbar annehmen.

Der fünfte Bub (34): Weisse Platten.

Gut für Sauberkeits-Perfektionisten, doch für eine siebenköpfige Familie? Unser ganzer Eingangsbereich und die Küche ist mit weissen Platten ausgelegt. Das heisst: Man sieht, wenn es verschmutzt und wenn es sauber ist. Während dem Reinigen überlege ich mir Alternativen. Doch halt: Genau diese weissen Platten lernen mich, mit einer Umgebung, die nie perfekt sein wird, zurecht zu kommen.

Der fünfte Bub (33): Ein ganzer Köcher voller Söhne.

“Jetzt hast du einen ganzen Köcher voller … Söhne” (in Anlehnung an einen Bibelvers). So begrüsste mich eine Frau am Sonntag in der Kirche. Ich sass bereits eine Stunde vor Beginn in der Kinderhüte und liess die Jungs spielen. Das gab ein paar ruhige Momente zum Lesen. Ich liebe es mit einem dicken Schmöker mitten in der Bubenschar zu sitzen und zu lesen. Ich kann es als doppelte Übung sehr empfehlen: Konzentration und Geduld bei Unterbrüchen sind gleichermassen gefordert.

Home Education und die Sozialisierung

Home Education – d. h. Familien, die das Bildungsmanagement ihrer Kinder selber an die Hand nehmen – erregt immer wieder Aufmerksamkeit in den Medien. Kürzlich habe ich eine Diskussion um die “Sozialisierung” dieser Kinder mitverfolgt. Wer sich die verschiedenen Argumente vor Augen führen will, dem sei Artikel samt Kommentaren empfohlen. Ein paar Ausschnitte:

Funny, but of all the reasons we have chosen homeschooling, “socialization” rises to the top of the list for me. That is, we homeschool not in spite of “socialization” concerns, but in part because of them. Kids in the Christian homeschool co-op to which we belong are not little angels — there is no such place as utopia — but there is a shared set of morals and ethics among the parents, and that creates a healthy social order among the kids. My children are being socialized according to virtues that are much more difficult to find sustained in public schools — not because public schools are bad per se, but because they cannot help but reflect the values of the public.

One of the dangers of public school is that you are sending your children to learn to be “social” from a bunch of immature children (aka teenagers). Do you want your children to learn how to be a man from the teenager in his algebra class that sleeps all day, comes to school high, and has a child out of wedlock before he graduates?

My memories of school are not entirely filled with things learned in the classroom, but games played in the field. I think that it is simply natural for those ignorant of homeschooling to ask these questions. How else will we learn?

If one insists on correlating schooling with socialization, I’d guess the homeschoolers have a better ratio of well to poorly socialized.

It has nothing to do with schooling but the childs personality.

In den USA stellen die Homeschooler eine wachsende Gruppe dar (ca. 3 % der Kinder im “Schul-Alter”). Unternehmer und Universitäten nehmen sie gerne:

I’ve had the privilege of teaching home-schooled kids at the Univ of Dallas for the last four years. Give me a classroom full of students who ask intelligent questions; challenge me, the texts, and one another; do the homework; and excel on exams any day! Of course, even U.D.’s non-homeschooled students are excellent.

When I’m looking through a stack of applications for a part-time job, I always put the home-schooled teens in the short list pile.

T. J. Danke für den Hinweis!

Dreifaches Geschenk in harten Zeiten

Justin Taylor hat auf einen Artikel des kürzlich verstorbenen Harvard Professors William P. Stuntz hingewiesen. Dieser schrieb über seine chronischen Schmerzen:

Living with chronic pain is like having an alarm clock taped to your ear with the volume turned up—and you can’t turn it down. You can’t run from it; the pain goes where you go and stays where you stay. Chronic pain is the unwelcome guest who will not leave when the party is over.

Über seinen Zustand berichtete er:

Today, my back and especially my right leg hurt as much as they ever have, and the odds are overwhelming that they will hurt for as long as this life lasts. Cancer will very probably kill me within the next two years. I’m 50 years old.

Stuntz spricht von einem dreifachen Geschenk in harten Zeiten:

First, God usually doesn’t remove life’s curses. Instead, he redeems them. … (2.) Jesus’ life and death also change the character of suffering, give it dignity and weight and even, sometimes, a measure of beauty.
… (3.) Our God remembers even his most forgettable children.

Flucht vor der politischen Verantwortung ist Heilsegoismus

Klare Worte vom Ethiker Georg Huntemann:

Viele ernsthafte … Christenmenschen fühlen sich ja gerade aus der Welt heraus errettet, wie Noah aus der Sintflut in seiner Arache. Wäre es nicht Sünde, sich da noch in der sündigen Welt zu engagieren? Mission, Liebestätigkeit, Barmherzigkeit – ja, das wurde und wird bewirkt, das sind Inseln der Rettung im Ozean einer verlorenen Welt. Aber politisches Engagement als Veränderung dieser Welt, aus der heraus man ja gerade gerettet wurde, scheint nach dieser Logik des Heilsweges sinnlos.

Bekehrt und wiedergeboren werden kann ohnehin nur der einzelne, aber nicht eine Gesellschaft. Und ist diese Gesellschaft, so wie sich sich heute darstellt, nicht ganz und gar auf dem Wege des Bösen? Fallen nicht schon die Schatten der Endzeit auf diese Welt? Steht nicht die Erwartung der Wiederkunft Christi vor der Tür? Warum soll man eine Welt verändern, die dem Endgericht entgegengeht?

Ist darüber hinaus Politik nicht ein schmutziges Geschäft? Geht es da nicht um gottlose Macht, um faule Kompromisse, Anwendung von Lug, Trug und List? Bringt politisches Leben nicht letztlich doch verweltlichtes Leben? Und wie soll man denn die Bergpredigt mit ihrer Verkündigung der Feindes- und Nächstenliebe und des Machtverzichtes mit Politik, in der es doch immer um Macht geht, in Einklang bringen?

Und wer will denn in der Gemeinde überhaupt etwas von Politik hören? Ist nicht das persönliche Heil wichtiger als das grausam Alltägliche politischer Querelen? Sind die Bekehrten und Wiedergeborenen nicht letztendlich Schutzsuchende, die Geborgenheit suchen, aber eben nicht verantwortlich entscheiden und handeln wollen?

… Weil Christen nicht auf einer Insel der Seligen, sondern mitten in einer christentumsverfremdeten Gesellschaft leben, ist die politische Existenz des Christen eine Tatsache, und die Verneinung der politischen Verantwortung pure Heuchelei. In einem demokratischen Staatswesen tragen Christen, ob sie es nun wollen oder nicht, Mitverantwortung für das sogenannte weltliche Regiment. Wer sich dieser Aufgabe entzieht, wird seiner Berufung nicht gerecht. Er flieht vor einem von Gott gegebenen Auftrag, so wie Jona vor dem Auftrag floh, die Stadt Ninive zur Umkehr zu rufen. 

Georg Huntemann. Gottes Gebot oder Chaos – was bringt Europas Zukunft? Edition VLM: Lahr 1992. (47-49)

Informationen sammeln oder vorhandenes Wissen beurteilen?

Wir leben in einer vom Internet und elektronischen Datenbanken geprägten Gesellschaft, in der das Sammeln und Verarbeiten von Informationen als Schlüsselfähigkeiten für Bildung, Management und Dienstleistungen gesehen werden. Dieser Ansatz steht jedoch in einem scharfen Kontrast zu dem, was wir in der Bibel zum Thema Wissen finden, sei es in den Sprüchen, die uns zur Weisheit ermahnen, oder in der paulinischen Aufforderung unser ganzes Denken von Christus erneuern zu lassen. Hier liegt der Schwerpunkt nicht darauf Informationen zu sammeln, sondern auf der Entwicklung einer ganzheitlichen Perspektive, von der aus wir das vorhandene Wissen beurteilen können. Das ist theologische Weisheit.

Als Jesus uns zu beten lehrte, Geheiligt werde Dein Name, bezog er sich auf das dritte Gebot. Du sollst den Namen des HERRN nicht missbrauchen (Matthäus 6, 9 und 2. Mose 20, 7). Der gottesfürchtige Mensch wird danach streben den Namen des HERRN zu heiligen, wobei sich an dieser Stelle gleich die Frage anschließt: Was ist der Name des HERRN? Direkt nach dem tragischen Vorfall mit dem Goldenen Kalb bittet Mose Gott darum ihn sehen zu dürfen, woraufhin Gott seinen Namen offenbart: HERR, HERR, Gott, barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue, der da Tausenden Gnade bewahrt und vergibt Missetat, Übertretung und Sünde, aber ungestraft lässt er niemand, sondern sucht die Missetat der Väter heim an Kindern und Kindeskindern bis ins dritte und vierte Glied (2. Mose 34, 6-7). Den Namen des HERRN zu ehren verlangt nach einer vollen Anerkennung von Gottes liebevollem, heiligem Charakter. Es muss das betende Anliegen unseres Herzens sein, dass Gott von uns und von der Welt in seiner Gnade und Heiligkeit erkannt wird.

In der christlichen Theologie und Ethik brauchen wir Menschen, die theologisches Wissen mit kulturhermeneutischen Fähigkeiten verbinden können und dadurch theologisch denken.  Diese Leute werden das Wissen und die Informationen aus der Welt und aus der Bibel mit einer christlichen Weltanschauung betrachten, welche geprägt ist von den theologischen Grundüberzeugungen über Schöpfung – Fall – Erlösung, Gesetz und Gnade, Gott und seinem Werk. Der Rahmengeber und das Zentrum dieser Perspektive ist der komplexe Name und Charakter Gottes – YAHWE, wie er Mose offenbart und von Jesus bezeugt worden ist. Aus diesem Namen, der gleichzeitig Barmherzigkeit und Heiligkeit meint, kommen eine Reihe miteinander verbundener Komplementaritäten des authentischen christlichen Glaubens: Die Beziehung zwischen Gesetz und Evangelium, das Verhältnis von Form und Freiheit und der Zusammenhang von Glaube und Kultur. 

Thomas K. Johnson im  Vorwort meines neuen Buches über Home Education

Der fünfte Bub (32): Kribblig waren sie, die Buben.

Die Tage vor der Geburt waren sie kribblig meine vier. Früher schon habe ich über das Gute-Nacht-Ritual und die beschränkten Plätze nachts in den Elternbetten geschrieben. Da hilft nur eines: Meine Frau legt sich – als ruhender Pol – zu ihnen. Wenn ich später wieder ins Zimmer komme, schlafen alle dicht zusammen gekuschelt. Unter dem Tag toben die Jungs wild herum, nachts sind sie anlehnungsbedürftig. Ich habe mich schon oft gefragt, was mit denen geschieht, die dieses Vorrecht nicht geniessen dürfen.

Der fünfte Bub (31): Wie kommt das Baby zur Welt?

Mein Zweiter bekommt ein wir eltern-Heft in die Hand – ein Themenheft zur Geburt. Das Thema beschäftigt den knapp Sechsjährigen. Er blättert hastig die Seiten durch und studiert die Fotos. “Das ist doch unangenehm, wenn man immer auf dem Kopf ist.” Er meint das Baby im Bauch. Ob man einfach drücken müsse, damit das Baby käme.

Ein bisschen mehr als die anderen

Mir kommt dies bekannt vor:

I’m always trying to figure out how I can possibly be obedient to all that the Lord seems to want from us. At times it feels like God expects us to be 24-7 prayer warriors with a commitment to social justice and involvement in the pro-life cause and lead lengthy family devotions and mentor a young Christian and read five Christian books a month and work through Operation World and adopt a child from Africa. Have you ever thought, “Lord, I don’t have enough hours in the day to be obedient to all that you expect from me?” If you have, something is wrong with the way you use your hours or with your sense of God’s expectations.

Darum gilt:

Most importantly, any lasting obedience must grow out of the gospel. Trying to measure up or get rid of low-level guilt are not good motivations for radical sacrifice. We read and give and go overseas and evangelize and feed the poor and adopt orphans and get up early to pray and mentor college students and write blogs because we have nothing to prove, nothing to earn, and nothing to do except glorify God in a million different ways and enjoy him forever.

Danke, Kevin DeYoung, ein sehr hilfreicher Aufsatz.