Friedrich Nietzsche (1844-1900) resümiert im Vorwort seiner posthum herausgegebenen Spätschrift “Ecce Homo” über sein Schaffen und seine Perspektive darauf. Er war definitiv Künder der (Post-)Moderne:
Ideale umwerfen statt Menschheit verbessern: “Das letzte, was ich versprechen würde, wäre, die Menschheit zu »verbessern«. Von mir werden keine neuen Götzen aufgerichtet; die alten mögen lernen, was es mit tönernen Beinen auf sich hat. Götzen (mein Wort für »Ideale«) umwerfen – das gehört schon eher zu meinem Handwerk.”
Einen einmaligen Platz einnehmen: “Wer die Luft meiner Schriften zu atmen weiß, weiß, daß es eine Luft der Höhe ist, eine starke Luft. Man muß für sie geschaffen sein, sonst ist die Gefahr keine kleine, sich in ihr zu erkälten. Das Eis ist nahe, die Einsamkeit ist ungeheuer – aber wie ruhig alle Dinge im Lichte liegen! wie frei man atmet! wieviel man unter sich fühlt!”
Das Verbotene zur Norm(alität) erklären: “Philosophie, wie ich sie bisher verstanden und gelebt habe, ist das freiwillige Leben in Eis und Hochgebirge – das Aufsuchen alles Fremden und Fragwürdigen im Dasein, alles dessen, was durch die Moral bisher in Bann getan war. Aus einer langen Erfahrung, welche eine solche Wanderung im Verbotenen gab, lernte ich die Ursachen, aus denen bisher moralisiert und idealisiert wurde, sehr anders ansehn.”
Schliesslich: “Hier redet kein Fanatiker, hier wird nicht »gepredigt«, hier wird nicht Glauben verlangt.”