Buchhinweis: Gemeinde im säkularen Kontext

Mein “Gerippe” aus der Lektüre von Philipp Bartholomä & Stefan Schweyer “Gemeinde mit Mission: Damit Menschen von heute leidenschaftlich Christus nachfolgen” (Brunnen, 2023).

Hauptthese: „Gemeinde mit Mission“ ist eine Gemeinde mit dem Auftrag, in einem säkularen Kontext Menschen mit Gott zusammenzuführen. (Pos. 120)

Teil I: Verständnis für den Kontext

  • Ausgangslage: Freikirchen haben eine relative Wettbewerbsstärke, aber kein ausgesprochenes missionarisches Wachstum. (365) … Heute ist der christliche Glaube für die meisten unglaubwürdig und irrelevant geworden. Die christliche Erzählung hat ihre frühere Funktion und Prägekraft als dominierende Weltdeutung verloren – gerade in Kernbereichen der Gesellschaft wie Familie, Sexualität, Bildung, aber auch in Wirtschaft und Politik. (503)
  • Statistik: Gerade Menschen aus den wachsenden säkularisierten Gesellschaftsschichten, die gänzlich ohne christlich-kirchliche Prägung aufwachsen, werden von Freikirchen kaum erreicht. (406)
  • Aufgabe: (Es geht darum den Glauben) nachvollziehbar (denen zu) vermitteln, die keinerlei biblisches Vorverständnis mehr haben, intuitiv den christlichen Glauben als veraltet und überholt empfinden und meist unreflektiert dem subjektiven Moralempfinden des gesellschaftlichen Mainstreams folgen. (526)
  • Richtig verstandene Kontextualisierung … bedeutet nicht, wie es manchmal heißt, den Menschen ,zu geben, was sie hören wollen‘, sondern die biblischen Antworten, die die Menschen vielleicht gar nicht hören wollen, in die Lebensfragen einzubringen, die sie jetzt und hier bewegen – in einer Sprache und Form, die sie verstehen, über Gedankengänge und Argumentationen, die für sie relevant sind, auch wenn sie diese vielleicht ablehnen. (zit. Timothy Keller, 767)

Teil II: Weichenstellungen

Eine tragfähige Basis

  • Weder Anpassung noch Weltflucht: Christen sind dazu berufen, anders zu leben (und nicht angepasst), dabei aber sichtbar zu sein (und nicht weltabgewandt). (852)
  • Keine Preisgabe des heissen Glutkerns des Glaubens: Die Infragestellung theologischer Kernwahrheiten der missionarischen Wirksamkeit mehr schadet als hilft. (862)
  • Navigieren zwischen Gesetzlichkeit („Gott vergibt dir deine Sünden, aber jetzt liegt es an dir!“) und Gesetzlosigkeit (“„Gott liebt dich, und du kannst machen, was du willst!“). (1085+1096)
  • Ohne (biblisch gegründetes) Zielbild von Kirche fehlt dem kirchlichen Engagement die gemeinsame Ausrichtung. (1252)

Haltungsfragen

  • Eine neue Mentalität entwickeln: Wir brauchen ein „Opel-Moment“: ein „Umparken im Kopf“, neue Perspektiven, eine neue Mentalität. (1432)
  • Einen Anknüpfungspunkt finden: Eine liebevolle Begegnung mit ihren dauerhaft unerfüllten Sehnsüchten ist für viele der Auslöser. (1640)
  • Status Pilger und Exilanten: Die Gemeinde ist eine Weggemeinschaft, eine Gemeinschaft von Pilgern. (1743) … Eigentlich ist die Existenz im Exil eine Situation der Schwäche und der Ohnmacht. (1795)
  • Echte Gemeinschaft: Ohne die anderen wird es kalt. Wir sind aufeinander angewiesen. Und wenn wir einander haben, tut es weh. (1916)
  • Realitätscheck: Missionarische Leidenschaft verbindet sich mit kontextueller Sensibilität. … Das persönliche und gemeindliche „Hingehen“ und das „Hinzukommen“ von Außenstehenden gehören zusammen. (2118+2124)

Teil III: Konkrete Schritte gehen

  • Die Leidenschaft stärken: Im innersten Kern der missionarischen Leidenschaft steht Gottes leidenschaftliche Liebe zu dieser Welt. (2190)
  • Den Kontext verstehen (2392ff)
    A-Bereich: Dieser Bereich ist die gemeinsame Schnittfläche zwischen Kultur und Evangelium.
    B-Bereich: Das sind die Aspekte des Evangeliums, die in der Gesellschaft Widerspruch auslösen.
    G-Bereich: Das ist der Bereich der gesellschaftlichen „Götzen“, also derjenigen Aspekte der Kultur, die im Widerspruch zum Evangelium stehen
  • Kultur prägen: Gastfreundschaft spielt eine missionarische Schlüsselrolle. (2574) Im Zentrum der Gastfreundschaft steht die Tischgemeinschaft. (2633)
  • Feiern: Der Gottesdienst ist die intensivste Form der Begegnung Gottes mit der Gemeinde. (2852)
  • Befähigen: „Wer geistlich wachsen will, lebt evangelistisch.“ (3036)
  • Einladen: Persönliche Kontakte und gemeindliche Angebote wirken dynamisch zusammen. (3296)

Angemessener Realismus wird durch eine unentbehrliche Perspektive der Hoffnung ergänzt. (3561)