Predigt: Familie auf dem Fundament der Gnade

Predigt von David Jany (46 Minuten); weitere Zusammenfassungen aus dieser Serie: “Hauptlinien des Eheverständnisses” sowie “Die Eltern ehren”

Eine neugeborene Giraffe steht am ersten Tag auf, ist nach einem Jahr selbständig und verlässt nach 4 Jahren das Muttertier. Kinder erblicken völlig hilflos das Licht der Welt und werden etwa während zwei Jahrzehnten auf das Leben in der Gesellschaft vorbereitet. Die Dauer dieses Erziehungswegs sind der einzigartigen Lern- und Denkfähigkeit der menschlichen Lebewesen geschuldet.

In Epheser 5+6 beschreibt Paulus die Neuordnung der Beziehungen duch das Evangelium, angefangen bei den Geschlechtern und innerhalb der Ehe, dann bei Kindern und Eltern. Das Evangelium schafft eine familienfördernde Gemeinschaft. 

  1. Die Ordnung
  • Kinder sind ein Geschenk Gottes. Jedes ist Seine Absicht. Sie gehören uns nicht als Besitz.
  • Kinder zu begleiten ist wertvollste und harte Arbeit. Eine der grössten Belastungen für Kinder ist die Qualität der elterlichen Paarbeziehung.
  • Kinder sind kein privates Hobby, sondern betreffen die ganze Gesellschaft. Stelle dir den Dreijährigen in echt vor, der als Karrierekiller gilt. Als Gemeinde mit vielen Erwachsenen sollten wir eine andere Haltung einnehmen und Familien wie auch Kinder fördern.

Paulus benennt es klar und überraschend für die damalige Gesellschaft: Ihr Väter, ihr habt auch eine Aufgabe. Kinder und Väter stehen in einer gegenseitigen Verantwortung. Paulus sagt nicht “ihr Mütter”, denn Erziehung ist auch Vätersache. Man kann die Kinder nicht am Abend in 10 Minuten erziehen. In der Familientherapie spricht man vom diadischen Coping, dass nämlich die Partner einander in der Erziehung ergänzen.

Eltern sind unersetzlich für die Erziehung; die beste pädagogische Ausbildung kann sie nicht wettmachen. Weise Fachpersonen dürfen deshalb nicht einfach übernehmen. Die neuen Elterngenerationen sind stark verunsichert. Sind Kinder über- oder unterbetreut? Werden Kinder zu Tyrannen erzogen? Soll es im Tram schreien oder lieber ruhig am Gerät hängen?Darum ist das wichtigste Geschenk für Eltern: Ermutigung! Dies wurde dem Prediger im Restaurant in der Kolonne bewusst, als ein gestresster Vater mit zwei Kleinkindern durch eine Bemerkung aufgerichtet wurde. “Sie machen es so gut mit ihren beiden Söhnen.”

  1. Die Krise

Väter sollten ihre Kinder nicht zum Zorn reizen. Was löst bei Kindern Zorn aus? Meistens ist diese Gefühlsreaktion mit Tränen vermischt. Er entsteht beispielsweise, wenn man sich unfair behandelt oder nicht gehört fühlt. Paulus möchte also sagen:  Nehmt sie ernst, hört ihnen zu, damit keine Distanz entsteht. Heute spricht man von Sensitivität. “Sollen wir Kinder erziehen, müssen wir Kinder mit ihnen werden.” (Martin Luther) Es gibt auch eine stille Form von Zorn, das traurige In-sich-gekehrt-Sein. Da lohnt es sich besonders hinzuschauen. 

Erziehen im Herrn bedeutet, die Kinder nicht zu sich ziehen und abhängig zu machen, sondern zu einem Ziel hinzuziehen. Kinder brauchen Liebe (man hat Freude an mir) und Struktur (klare Linie mit Konsequenzen unabhängig von Stimmungen). Dies bringt für das zum Ausdruck: «Ich bin meinen Eltern nicht egal».

Schlechte Ehebeziehungen muss man unabhängig von den Kindern angehen. Eltern dürfen nicht wie Planeten um die Sonne kreisen. Für Kinder ist es am schönsten, Teil der sicheren Beziehung der Eltern sein. Ebenso ist es Gift, wenn man den Ehepartner vor den Kindern schlecht macht.

Auch wenn man seine eigene Linie gefunden glaubt, sind andere Varianten für die Erziehung möglich. Es braucht demütiges Ringen. 

  1. Das Evangelium

Sogar die schwierigsten Eltern sagten einmal bei der Geburt: Ich will ein guter Vater sein. Später schreien sie sie an, reissen ihnen an den Haaren oder lesen das Tagebuch der Kinder. Wir sind unseren Kindern zu nahe, um ihnen wirklich nahe zu sein. Dahinter steckt: Sie sollen uns spiegeln, dass wir es gut machen.

Ein Beispiel: Ein Mann kommt um 1750 nach Hause, um mit den Kindern zu spielen. Um 1815 sollten die Kinder die Ämtli fertig haben; er ist «easy», nicht wie die sture Mutter. Das ist jedoch Manipulation pur!

Weiteres Beispiel: Das Kind hat auswärts gespielt. Die Mutter (alleinerziehend) sagt diesem beim Abholen: “Hast du wieder Probleme gemacht?” Damit beschämt sie das Kind erneut.

Wir haben vom Glauben her eine Antwort auf das Kernproblem. Wir sind nämlich selbst vom himmlischen Vater adoptierte Kinder und erleben da echte Familienliebe. Dann können wir sie aushalten, wenn es ganz mühsam wird und ihnen gleichzeitig Struktur geben, weil wir nicht ihre besten Kumpel sein müssen.

Und wenn Kinder andere Wege gehen? Da entsteht schnell der Eindruck «wir haben es nicht geschafft». Mit Jesus kann ich dies auch dies aushalten. Heimliche Verachtung (“die sind fast schon ein wenig defekt.”) werden nicht nur Kinder, sondern auch Eltern aus der Gemeinde hinausdrängen.