Gegen die Unterscheidung von geistlicher und weltlicher Berufung

Deshalb rate ich niemandem, ja ich rate vielmehr allen  ab, in einen Orden oder Priesteramt zu treten, er sei denn mit dem Wissen ausgerüstet, daß er verstehe, daß die Werke der Mönche und Priester, wie heilig und hoch sie auch sein mögen, vor dem Angesicht Gottes in nichts unterschieden sind von den Werken eines Bauern, der auf dem Acker arbeitet, oder eines Weibes, das ihrer Haushaltung wartet, … Ja, es kommt häufiger vor, daß ein häusliches und schlichtes Werk einer Magd oder eines Knechtes Gott wohlgefälliger ist als alle Fasten und Werke eines Ordensmannes und Priesters – wegen des fehlenden Glaubens. Weil demnach die Gelübde heutzutage wahrscheinlich nur zur Prahlerei und zur Anmaßung wegen der Werke dienen, steht zu fürchten, daß es nirgends weniger Glauben, weniger von der Kirche gibt als eben bei Priestern, Mönchen und Bischöfen, und daß sie rechte Heiden und Heuchler sind, die sich für die Kirche oder für das Herz der Kirche, ebenso für Geistliche und Leiter der Kirche halten, obwohl sie doch nichts weniger als das sind.

Martin Luther, Von der babylonischen Gefangenschaft, Kapitel 3

Hast du gesehen, woher der Hagel kommt?

Dreimal wurden wir vergangene Nacht vom Gewitter heimgesucht, zweimal mit Hagel. Wir standen mit unseren Söhnen am Fenster und erlebten, wie in kurzer Zeit Taubeneier-grosse Hagelkörner auf die Erde peitschten. Wir wurden uns bewusst, über welche Macht unser Gott verfügt und wie sehr wir uns in jedem Augenblick in seiner Hand befinden.

Ich erinnere mich an die Aussagen in Hiob und den Psalmen, wo Gottes Grösse auch im Hagel beschrieben wird.

Bist du gewesen, wo der Schnee herkommt, oder hast du gesehen, wo der Hagel herkommt,

die ich verwahrt habe für die Zeit der Trübsal und für den Tag des Streites und Krieges? (Hiob 38,22+23)

Aus dem Glanz vor ihm zogen seine Wolken dahin mit Hagel und Blitzen. Der HERR donnerte im Himmel, und der Höchste ließ seine Stimme erschallen mit Hagel und Blitzen. (Psalm 18,13+14)

Es ist gut, sich am “Tag des Herrn” an seine Macht  zu erinnern, auf deren Hintergrund seine freie Gnade umso heller scheint.

Facebook ist nicht unsere Heimat

Nina Pauer über die durchlässigen (sozialen) Netze:

Seit wir … eine Kopie von uns online gestellt haben, kann man uns auf jeder Landkarte finden. Viele andere Inselstaaten haben das auch getan. Auch sie sind sichtbar geworden. Mit ihnen haben wir uns in kürzester Zeit zusammengetan. Und ergeben nun alle zusammen ein riesiges, schwimmendes Land auf dem Ozean. … Und obwohl Facebook natürlich irre praktisch ist und wir dort immer jemanden finden, der mit uns spricht oder der WG-Zimmer, Jobs oder Konzertkarten zu verscherbeln hat – dieses Land ist nicht unsere Heimat. … Netzwerke können durchlässig sein. Wir wissen, dass es wahr ist: Dass uns all diese mit uns verbundenen Menschen, die uns da umgeben, denen wir gerade etwas bedeuten und die uns heute wichtig sind, ebenso schnell vergessen könnten, wie sie uns kennengelernt haben. Dass wir für sie ebenso sympathisch wie austauschbar sind. Dass wir, wenn wir die Stadt wechseln müssten, keine gemeinsamen Bekannten oder coole Jobs mehr hätten, wir bei ihnen womöglich wieder weg vom Fenster wären. Dass, wenn es einmal brenzlig würde und wir einmal ernsthaft Hilfe oder Beistand bräuchten, uns ziemlich wahrscheinlich keiner von diesen Leuten zur Seite stehen würde. Ziemlich wahrscheinlich würden sie uns sogar einskalt  den Rücken zuwenden. Genau so wie wir ihnen.

Nina Pauer. Wir haben keine Angst. Fischer: Frankfurt 2011. (118-119)

Unser Bibelstudium – vom Relativismus angegriffen

Der moderne Angriff auf die Realität – dass es eine objek­tive, erfahrbare Realität außerhalb von uns selbst gibt – hat das Bibelstudium zu einem subjektiven Sumpf gemacht. In Gemeinden werden in kleinen Gruppen subjektive Eindrü­cke zu Bibeltexten ausgetauscht, ohne dass diese Ansichten in der ursprünglichen Bedeutung verwurzelt sind. (23)

… Da wir keine objektive Realität außerhalb von uns selbst kennen können, kann es auch in unseren Büchern keine objektive Bedeutung geben. Eine Auslegung soll aus dem Text eines Autors nichts Objektives herausholen, sondern nur unsere Vorstellung wiedergeben, die wir beim Lesen haben. Unsere Vorstellung zählt aber nicht, denn andere, die unsere Texte lesen, würden auch keinen Zugang zu unserer Intention haben. Alles ist ein Spiel. Allerdings ein böses, denn all diese Gelehrten bestehen darauf, dass es einen Maßstab für ihre eigenen Liebesbriefe und Verträge gibt: nämlich ihre eigene Absicht. Bei der Bank oder dem Eheberater wird es nicht durchkommen, wenn jemand »Ja« versteht, obwohl ich »Nein« geschrieben habe.

John Piper. Dein Leben ist einmalig – vergeude es nicht. CLV: Bielefeld 2003. (24)

Der evangelikale Anti-Intellektualismus (1): Imitieren statt prägen

Ich lese gebannt das Buch von Os Guinness (*1941) “Fit Bodies, Fat Minds” (Baker: Grand Rapids 1994). In loser Folge werde ich einige Zitate posten.

Failing to think Christianly, evangelicals have been forced into the role of cultural imitators and adapters rather than originaters. In biblical terms, it is to be worldly and conformist, not decisively Christian. (14)

15-jähriger revolutiert Krebsforschung

Ein müdes Lächeln für eine amerikanische Erfolgsstory? Manchmal denke ich: Wir Europäer sind so arrogant. Von dieser Geschichte eines 15-jährigen, der ein bahnbrechendes Produkt zur Erkennung von Krebs entwickelte, lerne ich mehreres:

1. Das Zutrauen seiner Eltern:

His parents, he says, never really answered any of the questions they had. Go figure it out for yourself, they would say. “I got really into the scientific method of developing a hypothesis and testing it and getting a result and going back to do it again.”

2. Die Begeisterung für das, was er tut:

His advice for kids (and their parents) trying to figure out what to do with their creativity and imagination: “Make sure to be passionate about whatever it is you get into, because otherwise you won’t put the right amount of work into it.”

3. Die Charakterfestigkeit, als ihn 200 (!) Forscher abblitzen liessen:

Andraka was rejected by almost 200 researchers in his search for a lab to do his nanotube strip work until one scientist at Johns Hopkins gave him the space to work. “No one will be excited about your work if you’re not excited about it.”

Transformation statt Evangelisation

Ich las den idea-Artikel vom 2.5.12 (siehe z. B. hier) zum wiederholten Male. Ich denke, dass Parzanys Aussagen Gewicht haben:

Einen Mangel an evangelistischer Verkündigung macht der ProChrist-Leiter [Ulrich Parzany] aber nicht nur in der Volkskirche aus; auch in den Freikirchen und pietistischen Gemeinschaften werde sie zunehmend vom Begriff “Gesellschaftstransformation” abgelöst: Christen versuchen, dem Evangelium zum Durchbruch zu verhelfen, indem sie die Gesellschaft verändern. Parzany lehnt dieses Bemühen nicht rundweg ab, kritisiert aber die Zielvorstellung: “Wer meint, er würde durch diakonisches und politisches Handeln Relevanz in der Gesellschaft gewinnen und könnte dadurch dem Evangelium mehr Gehör verschaffen, der täuscht sich!” Bei allen positiven Veränderungen, die aufgrund der Bekehrung Einzelner und des vorbildhaften Lebens der Gemeinden möglich seien, habe sich Gott die endgültige Transformation der Gesellschaft vorbehalten – “durch die Auferweckung der Toten, das Weltgericht und die Schaffung des neuen Himmels und der neuen Erde”. Darauf vertrauten Christen; sie handelten nicht aus der Vermessenheit heraus, dass sie das selbst schaffen könnten.

Ohne Christus in Ewigkeit verloren

Nach Parzanys Auffassung mangelt es den Christen zurzeit am Bewusstsein “über die Dramatik, dass alle Menschen ohne Jesus Christus in Ewigkeit verloren gehen, also von Gott getrennt und verdammt sind”. Ferner fehle “das Vertrauen in die Wirksamkeit des Wortes Gottes”. Der Glaube komme aus der Predigt (Römerbrief 10,17). Parzany: “Ein soziale Pantomime reicht daher nicht aus!”

Fundamentalismus-Keule gegen Evangelikale

Die Verkündigung dürfe sich nicht auf private Gespräche beschränken, denn die öffentliche Predigt signalisiere den Anspruch auf verbindliche Gültigkeit der christlichen Botschaft für alle Menschen. Doch das sei, so Parzany, “nach postmodernem Verständnis unerträglicher Fundamentalismus”.

Jede Organisation braucht einen Zukunftsentwurf

Es gibt viele Modelle und Ansätze zur Strategieentwicklung. Dieser Ansatz von Rolf Balling vereint die drei Wege:

  • Organisation zum Driften: Experimentieren, tüfteln, nahe am Geschehen
  • Analyse durch Experten: Analyse aller bisher verfügbaren Daten
  • Unternehmerische Intuition: Erahnen, wohin es gehen könnte

Auch wenn ich weltanschaulich nicht bei allen Ansätzen mitgehen mag, regen mich diese drei Wege an. Und: Das Vorgehen lässt sich auch auf die Organisation “Familie” übertragen.

So viel Gold, wie du wegtragen kannst

Wäre es nicht eine Ermutigung für einen Untertan, wenn sein Prinz zu ihm sagen würde: »Du wirst mich sehr ehren und mir Freude bringen, wenn du zu jener Goldmine gehst und so viel Gold für dich selbst ausgräbst, wie du wegtragen kannst?« Genauso auch bei Gott, wenn er sagt: »Gehe zu den Verordnungen, hole dir so viel Gnade, wie du bekommen kannst, grabe so viel Errettung aus, wie du kannst, und je mehr Freude du hast, desto mehr werde ich mich geehrt fühlen.

Thomas Watson, zitiert in: John Piper. Wenn die Freude nicht mehr da ist. CLV: Bielefeld 2004. (17)

Schlüsselerlebnisse mit Kindern (16): Regelungen während der Ferienzeit

Beat Tanner, Paar- und Familientherapeut, hat Radio Lifechannel ein Interview zu “Ferien und Regeln” gegeben.

Tanner schreibt zudem:

  1. Es braucht klare Abmachungen und Regeln. Lockern der Regeln macht keinen Sinn. Die Regeln müssen der Situation angepasst  und Erwartungen klar kommuniziert werden.
  2. Wir Eltern sollen uns überlegen, wie gut wir unser Kind kennen. Was braucht unser Kind, um verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen? Bei welchen Situationen ist  es in der  Lage selber zu entscheiden und bei welchen nicht? Soll ich mit ihm darüber sprechen, wie es mit Versuchungen umgehen soll? Zum Beispiel dem Ruf heimzukommen und den Eltern  Folge zu leisten, auch wenn es schön wäre, noch ein bisschen auf dem Spielplatz mit anderen Kindern zu spielen. In welchen Situation braucht es elterliche Unterstützung? Weiss mein Teenager, wie er reagieren kann, wenn ihm Drogen, Alkohol oder Sex angeboten wird?
  3. Bei älteren Kindern und Jugendlichen sollen Eltern ihren Teenager fragen, wie er sich den „Ausgang“ vorgestellt. Gerade Teenager haben oft ein gutes Gespür, was richtig oder falsch ist. So können wir unsere Teenager loben oder sie allenfalls darauf hinweisen, dass ihre Vorstellungen nicht mit derjenigen der Eltern übereinstimmen und sie einen für uns akzeptablen Vorschlag machen sollen. So sind sie in die Verantwortung genommen, und gleichzeitig respektieren wir sie.
  4. Kinder im Vorschulalter profitieren am meisten von den Ferien, wenn die Struktur in den Ferien im Grundsatz die gleiche ist wie während der normalen Schul- bzw. Arbeitszeit.
  5. Wir Eltern sollen uns auch darüber nachdenken, welche Regeln wir für uns selber aufstellen bzw. welche Erwartungen wir an die Ferien haben.