Papablog (19): Füttern und spielen

Auf dem Heimweg von der Kirche begegnen wir einem Ehepaar mit ihrem einzigen knapp einjährigen Sohn. Beim näheren Hinsehen bleibt mir doch fast die Spucke weg: Der Kleine sitzt im Wagen. In der Hand hält er das Handy der Eltern. Es tutet. Seine Mutter kauert in der Hocke, um ihn zu füttern. En Guete! Dieser Vorgang ist fast sprichwörtlich: Wir füllen unseren Nachwuchs ab.

Papablog (18): Auf das Kind zugehen.

Wir waren bei einem befreundeten Ehe- und Familientherapeuten auf Besuch. Irgendwie wünschst du dir als Vater, dass alles wie am Schnürchen läuft. Nachdem ich die erste Steifheit überwunden hatte, versuchte ich so selbstverständlich wie zu Hause mit den Kindern umzugehen. Erschwerendes Element: An einem neuen Ort erkunden die Kinder stets die Grenzen, und wenn du am Reden bist, entgeht dir schnell etwas. Also richtete ich einen Moment meine Aufmerksamkeit auf den Gesprächspartner, den nächsten auf die Kinder und versuchte so die Balance zu halten.

Mein Vierter legte sich am Wegrand ins Gras und gab uns zu verstehen, dass er nicht mehr weitergehe. Wir gehen weiter und lassen den Kleinen stehen. “Eine gute Teststrecke”, war mein erster Gedanke. Mein Zweitjüngster verfügt über grosse Kraftreserven und hat in seiner kognitiven Entwicklung einen Sprung gemacht. Er drückt seinen Willen mündlich und körperlich klar aus. Und jetzt kommt der wichtige Moment: Wer geht wem entgegen? Meistens ist mein erster intuitiver Gedanke zum Kind zurück zu gehen. Doch genau solche Momente sind entscheidend. Ich beobachte viele Momente, in denen die Eltern dem Kind entgegen gehen und ihm damit ausdrücken, wer am längeren Hebel ist. Die Eltern verkörpern den Hafen der Geborgenheit, das Kind geht zu ihnen (und nicht umgekehrt).

Allerdings kommt im nächsten Moment ein Traktor gefahren, und der Kleine ist in akuter Gefahr. Schnell springe ich hin und nehme ihn an der Hand. Denn für seine Sicherheit bin ich verantwortlich! Noch etwas nehme ich aus dieser kurzen Begebenheit mit: Wer dem Kind immer nachgibt, hat genau in solchen Momenten, in denen das Kind in Gefahr ist, keine Kraft mehr und überlässt das Kind seinem eigenen Willen.

Papablog (17): Köpfe drehen sich im Gleichtakt

Manchmal muss ich unvermittelt schmunzeln. Meine drei Älteren nehmen sich an der Hand und gehen zielsicher voraus. Ich sehe alle Köpfe eifrig nach links und nach rechts drehen, während sie die Strasse überqueren. Sie haben es eilig: Sie müssen die Legostation aufräumen, damit ich das Puppenhaus vom Estrich holen kann.

Papablog (16): Eine Station.

Nach den Samstags-Ämtli bringen wir meiner Schwester eine Kleinigkeit vorbei. Eigentlich ist es nicht meine Gewohnheit: Der Bus kommt, und wir fahren eine Station mit. Nur einen kitzekleinen Moment etwas bequem sein…

Papblog (15): Übergänge feiern.

Ich komme vom letzten Arbeitstag nach Hause. Über 11 Jahre war ich dort beschäftigt. Ich schleppe die letzten Akten nach Hause – und werde mit einem Apero empfangen. Meine Frau tischt frisches Gebäck und Melonen auf. Wir danken Gott für seine Versorgung in den letzten Jahren.

Über die Unlust zum Guten

Daher heißen alle Menschen Lügner … weil keiner aus Herzens Grund Gottes Gesetz hält noch halten kann / Denn jedermann findet bei sich selbst Unlust zum Guten und Lust zum Bösen. Wo nun nicht freie Lust zum Guten ist / da ist des Herzens Grund nicht am Gesetz Gottes / Da ist dann gewißlich auch Sünde und Zorn verdient bei Gott / obgleich äußerlich viele gute Werke und ehrbares Leben scheinen.

Denn ob du wohl auswendig das Gesetz mit Werken hieltest / aus Furcht der Strafe / oder Liebe des Lohns / So tust du doch alles / ohne freie Lust und Liebe zum Gesetz / sondern mit Unlust und Zwang / wolltest lieber anders tun / wenn das Gesetze nicht wäre. Daraus denn schließt sich / daß du von Herzens Grund dem Gesetz feind bist.

Aus: Martin Luther. Vorrede auf die Epistel S. Paul an die Römer.

Ein unbeabsichtiges Problem: Die Trennung zwischen Lehre und Leben

One of the significant problems in contemporary Christianity is that people unwittingly drive a wedge between theology and the living of Christian life. … Theology is what we believe, and Christian life is what we do, but the intimate connection between these is often not clearly stated and sometimes not even understood.

Part of the reason there is a divorce between doctrine and Christian life is that conemporary evangelicals normally understand 'doctrines' as concepts, teachings, true ideas …, and we unwittingly see these doctrines as the objects of our faith.

He, and he alone, is properly the object of our faith, our trust, our submission. Doctrines are statements designed to point us to God; they are not meant as objects of faith themselves. … As a result, students and others unwittingly substitute truths about God for God. …

For example, how many times have you heard people talk about 'a personal relationship with Christ'? Lots of times, right? But how often have you heard anyone really explain what that means?

Donald Fairbairn. Life in the Trinity. IVP: Nottingham 2009.

Zum Dualismus von Theorie und Praxis siehe auch dieser und dieser Post.

Hartgesottene Gesetzlichkeit

Ich habe ein Stück weiter gelesen in Hannah Fervers Buch “Uncompromising” (siehe auch hier und hier). Ihre Ehrlichkeit ist erfrischend:

I am honest about myself, I realize that I’m a hard-core legalist. … I do things all the time because they make me feel like a better person, to uplift my sense of superiority and self-esteem. I use good works like steroids to pump up my ego – not out of a heart genuinely wanting to serve Christ.

I don’t need training to become a bigger, better legalist, to have a more fortified sense of self-righteousness.  I’m pretty sure there’s a reason God didn’t title the Bible, Six Easy Steps to a Happy Life.

It’s not about what you do. Jesus says, it’s about whom you do it for.

Warum der Mensch zur Megalomanie neigt

Man knows more than the immediate natural situation in which he stands, and he constantly seeks to understand his immediate situation in terms of a total situation. Yet he is unable to define the total human situation without colouring his definition with finite perspectives drawn from his immediate situation.

Man is tempted to deny the limited character of his knowledge, and the finiteness of his perspectives. He pretends to have achieved a degree of knowledge which is beyond the limit of finite life. This is the ‘ideological taint’ in which all human knowledge is involved, and which is always something more than mere human ignorance. It is always partly an effort to hide that ignorance by pretension.

This ability to stand outside and beyond the world, tempts man to megalomania and persuades him to regard himself as the god arount and about whom the universe centres. Yet he is too obviously involved in the flux and finiteness of nature to make such pretensions plausibly. The real situation is that he has an environment of eternity which he cannot know through the mere logical ordering of his experience.

Reinhold Niebuhr. The Nature and Destiny of Man. Vol. I. Westminster John Knox Press: Louiseville 1996. (182, 124-125)

Ein Leiter nimmt eine Auszeit und spricht von Sünde

Was geschieht, wenn schillernde Figuren, Führer von Gottes Volk, beschuldigt und angeklagt werden? Wir werden daran erinnert, dass wir uns nicht an Menschen hängen sollen – und dass auch sie begnadigte Sünder sind und bleiben.

Der Brief, der C. J. Mahaney auf seinem Blog veröffentlicht hat, bewegt mich. Wann habe ich selbst als dienender Leiter meiner Familie meine Sünde als solche bezeichnet?

Over the last few years some former pastors and leaders in Sovereign Grace have made charges against me and informed me about offenses they have with me as well as other leaders in Sovereign Grace. These charges are serious and they have been very grieving to read. These charges are not related to any immorality or financial impropriety, but this doesn’t minimize their serious nature, which include various expressions of pride, unentreatability, deceit, sinful judgment, and hypocrisy.

I believe God is kindly disciplining me through this. I believe I have by the grace of God perceived a degree of my sin, and I have been grieved by my sin and its effects on others.  I have had the opportunity to confess my sin to some of those affected in various ways by my sin. And I am so very grateful for their forgiveness.  But I want to perceive and confess any and all sin I have committed.  Although my experience of conviction has already started—and this is an evidence of God’s mercy—I’m sure there is more for me to perceive and acknowledge.  Even with the charges I disagree with it has been beneficial to examine my soul and ask for the observation of others.  And I am resolved to take responsibility for my sin and every way my leadership has been deficient, and this would include making any appropriate confessions, public or private.  Most importantly I want to please God during this season of examination and evaluation.