Typisch schweizerisch: Ein Buch von vorne nach hinten lesen.

Wie gehe ich an Bücher heran? So wurde ich kürzlich gefragt. Hier sind einige Tipps:

  • Ich lese regelmässig (täglich). Anstatt die Lektüre als Pflicht vor mir her zu schieben, setze ich mir Etappenziele. Zum Beispiel: Ich investiere eine, zwei oder drei Stunden in ein Buch.
  • Zuerst lese ich das Inhaltsverzeichnis. Aufgrund des Aufbaus versuche ich mir ein erstes Bild zu machen.
  • Dann gehe ich zum Literaturverzeichnis und „scanne“ die Quellen. Oftmals entdecke ich so neue Titel, die ich dann auf eine Liste übertrage.
  • Als nächstes gehe ich zum Schluss und lese das Fazit. Allenfalls lese ich dann die Schlusssätze der einzelnen Kapitel.
  • Wenn ich merke, dass der Inhalt anspruchsvoll ist, suche ich auf dem Netz nach Zusammenfassungen.
  • Einige Büchern lese ich dann abschnittsweise – immer den ersten Satz und alle Beispiele. Wenn ich nicht mehr mitkomme, lese ich den ganzen Abschnitt.
  • Ich streiche mir wichtige Stellen an: Z für Zitate, B für Begriffe, T für Thesen, Fragezeichen für Unklares, Fazit für Zusammenfassungen.
  • Wenn ich ein Buch nicht auf einmal verdauen kann, lege ich es auf die Seite und nehme es nach einiger Zeit wieder hervor.

Mehr davon: Hanniel Strebel. Was sonst noch?

Lektüre 2010 – die Top Ten Liste (2)

  • „In unserer westlichen Wohlstandsgesellschaft hat sich zunehmend die Mentalität durchgesetzt, dass wir eine schmerz- und sorgenfreie Existenz verdienen. Bietet uns das Leben das Gegenteil, haben wir nicht nur das Recht, jemand anderem oder irgendeinem System die Schuld zu geben und uns zu bemitleiden. Vielmehr beschäftigen wir uns dann auch die meiste Zeit damit, sodass keine Zeit oder Energie mehr für den Dienst an anderen Menschen übrig bleibt.“ So schreibt John Piper am Anfang des Buches „Beharrlich in Geduld“. In drei Büchern beschäftigt er sich mit neun Persönlichkeiten (Augustinus, Luther, Calvin; Newton, Simeon, Wilberforce; Bunyan, Cowper, Brainerd), deren Leben helles Licht und herausfordernde Botschaft für mein Leben sind. Die drei Werke „Überwältigt von Gnade“, „Beharrlich in Geduld“ und „Standhaft im Leiden“ können online heruntergeladen werden auf www.clv.de.
  • Ich bin Vater von vier Jungs. Damit bin ich je länger je mehr mit einem Thema konfrontiert: Der Faszination der virtuellen Welt. Gib deinen Buben ein Spiel, und sie sind beschäftigt, ja geradezu berauscht. Gerhard Hüther hat mich aufgeklärt: Die emotionalen Zentren im Gehirn werden aktiviert und ein negatives Ausgangsgefühl (sprich Langeweile) weggenommen. Die Herausforderung ist es, den Nachkommen im realen Leben solche Erlebnisse zu ermöglichen. Ich empfehle den Ratgeber „Computersüchtig“ von Wolfgang Bergmann und Gerhard Hüther wärmstens.
  • Ein engagiertes Plädoyer für die institutionelle Kirche? Da kommt mir Dietrich Bonhoeffer „Gemeinsames Leben“ in den Sinn. Er schrieb das kleine Buch in einem Energieanfall nieder – in der Vorahnung des kommenden Weltkrieges. „Wer seinen Traum von einer christlichen Gemeinschaft mehr liebt als die christliche Gemeinschaft selbst, der wird zum Zerstörer der christlichen Gemeinschaft. … Wer sich das Bild einer Gemeinschaft erträumt, der fordert von Gott, von dem Andern und von sich selbst die Erfüllung.“ Wer eine Einführung in das Gesamtwerk Bonhoeffers wünscht, dem sei die Ausgabe “Dietrich Bonhoeffer Auswahl” empfohlen.
  • Ein weiterer Leckerbissen, im Brockenhaus geangelt, ist die Biographie von Peter Brown “Augustinus von Hippo”. Vor über 40 Jahren erstmals erschienen, gilt es heute als Standardwerk zu Augustinus’ Lehre und Leben. Die einzelnen Etappen seines Lebens sind sorgfältig nachgezeichnet, bereichert durch zahlreiche ausgesuchte Zitate (ausgezeichneter Quellen-Apparat) und wertvolle Hintergrundinformationen.
  • Wo ist meine geistliche Heimat? In diesem Buch ist sie beschrieben. „Young, Restless, Reformed“ ist Produkt einer Recherche von Collin Hansen, ehemals Journalist von Christianity Today. „Doctrine dictate deeds.“ Wir brauchen eine erneuerte Theologie, die radikal Gott-zentriert ist.

Das Konzentrat des christlichen Glaubens in Frage-/Antwortform

Es tut gut, sich immer wieder mit dem christlichen Glauben auseinander zu setzen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten dies zu tun. Manche bevorzugen einen thematisch-gemeinschaftlichen Zugang und besuchen einen Alphakurs. Eine weitere ausgezeichnete Möglichkeit ist es, gemeinsam durch die Bibel zu gehen. Der Grossteil des Inhalts ist erzählend und beispielhaft aufgebaut. Drittens gibt es den systematischen Zugang. In Frage-/Antwortform, für die Unterweisung von Kindern und Erwachsenen gedacht, präsentieren die Katechismen ein Konzentrat des christlichen Glaubens. Mit einer Gruppe habe ich in den letzten Wochen den Heidelberger Katechismus durchgenommen. Der reformierte Katechismus hat über die Jahrhunderte Anerkennung und Verbreitung gefunden. In einer Zeit, in welcher der emotionale Zugang zum Glauben dominiert, lohnt es sich, sich mit den 129 Fragen und Antworten beschäftigen.

In der Kurpfälzischen Kirchenordnung von 1563 heisst es vom Heidelberger Katechismus:

Catechismus in unsrer christlichen Religion heisst ein kurzer und einfältiger mündlicher Bericht von den fürnehmsten Stücken der christlichen Lehre darin von den Jungen und Einfältigen wiederum gefordert und gehört wird, was sie gelernt haben. Denn es haben alle Gottselige von Anbeginn der christlichen Kirche sich beflissen, ihre Kinder daheim, in Schulen und Kirchen, in der Furcht des Herrn zu unterweisen…

Der Kurfürst Friedrich (der den Katechismus als „mein Katechismus“ bezeichnete) schrieb in einem Verteidigungsbrief an seine Fürstenkollegen:

dass wir alle, solang wir leben, nicht Meister, sondern Lehrjungen in der Schule Christi bleiben, auch Menschen sind, so irren mögen (können), deswegen auch stetiger Unterweisung und guter Erbauung wohl vonnöten haben.

Hier geht es zum Skript.

Passendes Buch: Don't Call It a Comeback: The Old Faith for a New Day.

Lektüre 2010 – die Top Ten-Liste (1)

Wenn mich jemand fragt, was ich am liebsten tue, so antworte ich meistens: „Lesen, schreiben und singen.“ Wie viele Anstösse habe ich dieses Jahr durch das Lesen von Büchern bekommen! Hier ist meine Top-Ten-Liste (ohne innere Rangfolge).

  • Rousas John Rushdoony. Der Nachkomme armenischer Einwanderer stammte aus einer Familie von Geistlichen. Schon als kleiner Junge war er sich seiner Berufung gewiss. Zeitlebens hat er gelesen – pro Tag bis zu drei Bücher. Von Hause aus war er Pädagoge. Sein Werk „The Messianic Character of American Education“ hat er vor 50 Jahren verfasst. Die Grundaussage ist radikal, man mag nicht mit allen Argumenten mitgehen. Doch die Analyse überzeugt: Die Pädagogen haben ihre dem Christentum entlehnten Heilserwartungen auf die Ausbildung übertragen. Die Folgen: Eine Idealisierung der Kindheit, utopische Erwartungen an die Bildung und eine gottähnliche Rolle des Staates.
  • Alex und Brett Harris, Zwillinge und Anfang Zwanzig, stellen das westliche Teenager-Konzept radikal in Frage. Ihr Standpunkt: Nutze die wichtigste Zeit deines Lebens. Wie denn? Tu Dinge, die dich aus deiner Wohlfühlzone holen! Tu Dinge, die über das hinausgehen, was von dir erwartet wird! Tu Dinge, die du nicht allein machen kannst! Tu Dinge, die sich nicht sofort auszahlen! Tu Dinge, die sich von dem abheben, was alle tun! Ihre beiden Erstlingswerke „Do Hard Things: A Teenage Rebellion Against Low Expectations” und “Start Here: Doing Hard Things Right Where You Are” haben mich bewegt.
  • Ich suche nach Theologen, die für das Hier und Heute griffige Antworten liefern und mit Hingabe Gottes Wort in die heutige Zeit übersetzen. Kevin deYoung gehört dazu. Sein Blog gehört zur täglichen Pflichtlektüre. Die Kadenz seiner Beiträge erstaunt, der Tiefgang ebenfalls. Dieses Jahr hat er ein Begleitbuch zum Heidelberger Katechismus herausgegeben „The Good News We Almost Forgot“. In 52 Kapiteln geht er durch den Katechismus, der eine präzise Systematik mit seelsorgerlicher Tiefe verbindet. Wer ein alternatives Andachtsbuch für 2011 sucht, wird hier fündig.
  • C. S. Lewis gehört zu den ganz grossen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Nicht nur erleben seine Chroniken von Narnia durch die Verfilmung einen Relaunch. Du kannst irgend eines seiner Bücher in die Hand nehmen, und du gerätst ins Nachdenken. In einer Zeit, in der viel von Menschenrechten die Rede ist, gehört „Die Abschaffung des Menschen“ auf den Nachttisch. Lewis erklärt, was die Auswirkungen für den Menschen sind, wenn die Werte nur noch subjektiv sind: Der Mensch schafft sich selber ab.
  • Edith Schaeffer, die Frau des berühmten Apologeten Francis Schaeffer, ist ebenfalls Buchautorin. In ihrem Buch „The Hidden Art of Home Making“ verrät sie uns, wie wir unseren Alltag intensiver erleben können (ich habe eine deutsche Version des Buches in einem Thuner Brockenhaus gefunden). Musizieren, malen, schreiben, kochen, gärtnern, gestalten, Beziehungen pflegen – es gibt so viele Dinge, die unser Leben bereichern. Das Glücksrezept, so bestätigt uns die Glücksforschung, lautet: Aktion und nicht Konsumation. Die Tipps, vor 40 Jahren geschrieben, sind heute und morgen einsetzbar. Danke, Edith!

Zur Frage der Geistleitung

Gemeinsame Grundlage der Mystik und der Heiligungsbewegung ist … die Annahme der Möglichkeit der direkten 'Führung' der Gläubigen durch Gott. (Klaus Fiedler)

Schirrmacher setzt sich in seiner Ethik mit dieser Annahme auseinander. Er stellt zunächst fest, dass die reformatorische Theologie über Jahrhunderte einen anderen Standpunkt eingenommen hätte. Sein Haupteinwand lautet: Wo in der Bibel werden wir aufgefordert, wichtige Entscheidungen aufgrund von äusseren Zeichen und inneren Empfindungen zu fällen, die wir im voraus von Gott erbitten? Und: Wer legt überhaupt fest, bei welchen Dingen der Geist befragt werden muss und bei welchen nicht?

Bei der Beantwortung ist die Unterscheidung zwischen dem souveränen und dem ethischen Willen Gottes wichtig. Der souveräne Wille umfasst alles, was tatsächlich passiert, also das Gute und das Böse. Der moralische Wille ist im Alten und Neuen Testament offenbart worden und definiert allein, was Sünde ist. Der souveräne Wille Gottes nimmt viele Entscheidungen vorweg und spielt deswegen in der Planung eine grosse Rolle. Es ist keine Sünde, eine Änderung des souveränen Willens zu erbitten oder auf eine Änderung jeder von Gott gegeben Situation hinzuarbeiten – denn auch Änderungen unterstehen Gottes souveränem Willen.

Kann Gott aber nicht seinen souveränen Willen durch Prophetie kundmachen?  Tatsächlich wurden so einzelnen Menschen zukünftige Ereignisse offenbart. Doch: Es betraf normalerweise Ereignisse für die ganze Welt, das ganze Volk Gottes oder zumindest eine Gruppe von Menschen und eigentlich nie private Angelegenheiten. Direkte übernatürliche Führung für spezielle Entscheidungen war die Ausnahme, nicht die Regel. Zudem wurden solche Offenbarungen durch Worte und durch mit Worten erklärte Bilder, nirgends jedoch durch Ahnungen, Empfindungen, Gefühle oder erst zu deutende Zeichen offenbart.

Fazit: Gott hat dem Menschen Freiheit gegeben, innerhalb des souveränen Willens Gottes (also innerhalb des Möglichen) und innerhalb des moralischen Willens Gottes (also innerhalb des Erlaubten) zwischen verschiedenen Wege zu wählen. Bei der Freiheit der Entscheidung geht es nicht um Sünde oder Nichtsünde, um Gehorsam oder Ungehorsam, durchaus aber etwa um weise oder unweise Entscheidungen, um Entscheidungen mit ganz unterschiedlichen Folgen, für die der Mensch dann auch einstehen muss.

Aus: Thomas Schirrmacher. Ethik. Bd. 3. RVB/VTR: Hamburg/Nürnberg 2002.

Über-Vorbereitung

Gut zu beherzigen: Über-Vorbereitung kann eine Form des falschen Selbstvertrauens sein.

If I can’t work hard and then leave the results to God, that shows I am ultimately trusting in myself, not Him. Especially in my sermon preparation, I am learning that over-preparation can be a form of self-trust.

Hier geht es zum Aufsatz.

Analoge Eltern, digitale Teens

Albert Mohler reagiert auf einen Bericht der New York Times über Heranwachsende, die sehr viel Zeit in der virtuellen Welt verbringen. Der Titel ist Programm „The Dangerous Worlds of Analog Parents with Digital Teens”.

Parents cannot be spectators in the lives of their children, but should set rules, establish expectations, enforce limitations, and constantly monitor their teenagers’ digital lives. Anything less is a form of parental negligence.


Albert Mohler reagiert auf einen Bericht der New York Times über Heranwachsende, die sehr viel Zeit in der virtuellen Welt verbringen. Der Titel ist Programm „The Dangerous Worlds of Analog Parents with Digital Teens”

Parents cannot be spectators in the lives of their children, but should set rules, establish expectations, enforce limitations, and constantly monitor their teenagers’ digital lives. Anything less is a form of parental negligence.

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