Patchworkfamilien – das geheuchelte Familienglück

Ist Patchwork wirklich das Familienmodell der Zukunft? Auf jeden Fall passt es in unsere Unverbindlichkeitswelt. Doch unsere Selbstverwirklichungsmanie fordert ihren Preis. Und den zahlen die Kinder. So schreibt Melanie Mühl in der faz.

Die Kinder sind die Opfer der Ich-Optimierung. Das beweisen ein paar einfache Tatsachen, die viele nicht wahrhaben wollen. Zum Beispiel, dass Scheidungskinder später beinahe doppelt so häufig geschieden werden wie Nicht-Scheidungskinder. Dass sie stärker zu Depressionen und Schizophrenie neigen und häufiger kriminell werden. Sie haben Probleme, Nähe aufzubauen und Menschen zu vertrauen. Sie wissen nicht, wie sich Familie anfühlt, sie haben es nie gespürt. Eine Scheidung ist eine Selbstverständlichkeit und kein Schicksalsschlag mehr. Für ein Kind ist sie eine Tragödie.

Ron Kubsch hat eben auf den faz-Artikel hingewiesen.

Das Lied der Lieder (7): Nähe durch Bewunderung

Du hast mir das Herz geraubt … wie schön ist deine Liebe. (4,9+10)

Der Bräutigam beschränkt sich nicht mit dieser Zusammenfassung, sondern er zählt in den Versen vorher die körperliche Vorzüge einzeln auf. Die Bibelkommentatoren waren besonders bestrebt, diese Details wie „Brüste wie Gazellen“ zu vergeistigen.

Warum eine solche Aufzählung? Ich glaube, dass sie uns einen wichtigen Impuls für Beziehung geben kann: Drücke Bewunderung immer wieder konkret aus.

Lernerlebnis Nr. 38: An den Schwächen arbeiten.

Meine beiden Älteren sind keine Sportskanonen. (Ich war es auch nicht.) In den Sommerferien gingen sie eine Woche lang jeden Tag in eine Turnhalle, wo sie balancieren, klettern und springen konnten.

Lassen wir unsere Kinder auch an den Schwächen arbeiten? (Und bin ich auch als Vater darin Vorbild?) Dazu braucht es zweierlei: Einige Nerven mehr als üblich und viele Ermutigungen. Mein Zweiter überwand seine Angst und kletterte mit äusserster Anstrengung eine Leiter hoch, um sich eine oben aufgehängte Kleinigkeit zu angeln.

Das Lied der Lieder (6): Nähe durch Intimität

Der dritte Akt des Hohelieds beschreibt die Heimführung der Braut und die Hochzeit im Festsaal des königlichen Palastes. Als Schlusspunkt kommt die Aufforderung der Braut (und nicht des Bräutigams):

Mein Geliebter komme in seinen Garten und esse seine herrliche Frucht. (4,16)

Die Braut verwendet das Bild des Gartens als Bild für diese Exklusivität. Hast du schon mal einen schön angelegten Park gesehen, der öffentlich zugänglich ist? Es dauert nicht lange, bis er an Schönheit eingebüsst hat. Meine Frage: Gibt es in deinem Leben so etwas wie einen Zaun?

Trinkt und berauscht euch an der Liebe (5,1).

Ist Gott körperfeindlich? Das wollte uns die Kirche über Jahrhunderte einreden. Dieses Bild passt nicht. Gott hat ja den Höhepunkt geschaffen.

Das Lied der Lieder (5): Distanz durch Begegnung

Den zweiten Akt würde ich überschreiben mit „Gegenseitiges Suchen und Finden der Liebenden“. Es beginnt mit einem leidenschaftlichen Werben des Bräutigams:

Mach dich auf, meine Freundin, komm her, meine Schöne! (2,10)

Werben beginnt mit einer Einladung.

Ich suchte ihn, aber ich fand ihn nicht. (3,1)

Der Bräutigam taucht beim Haus der Braut auf. Aber sie will im Moment nicht. Und zum Zeitpunkt, als sie will, ist er verschwunden. Sie beginnt eine hektische Suche, leider erfolglos. Wenn sie will, will er nicht. Und wenn er will, will sie nicht mehr. Das Timing ist manchmal so seine Sache.

Da fand ich ihn, den meine Seele liebt. Ich hielt ihn fest und liess ihn nicht mehr los. (3,4)

Man hat sich gegenseitig verpasst, gesucht und wieder gefunden. Kennst du das Phänomen? Du hast ihn gefunden und klammerst dich an ihn. Die Reaktion der Gegenseite: Mehr Freiraum. Achtung, Achtung, Appell an uns Männer: Du sollst deine Frau hegen und pflegen – sagt Paulus. Sie sorgsam umgeben. Darum: Suche nicht das Weite, sondern nütze solche Momente des Klammerns. Lass dich auf eine vertraute Begegnung ein!

Lernerlebnis Nr. 37: Warum Kinder sich langweilen sollten

Wer mit Kindern Urlaub verbringt, kennt die Situation: “Und was machen wir jetzt?” Die Kinder warten auf den nächsten Schub Programm und Unterhaltung. Diese Einweg-Forderung kann Eltern ziemlich nerven. Ich stimme darum Biswanger zu: Kinder sollten mit der Langeweile umgehen lernen.

Für Erwachsene mit Job und Kindern und mannigfaltigen Interessen ist diese Langeweile irgendwie nicht mehr im Angebot. Ich bin auch nicht mal sicher, ob sie für Kinder der heutigen Zeit noch zu haben ist. Schliesslich sind wir alle dabei, uns zu Tode zu informieren, kommunizieren und unterhalten – ich nehme mich da nicht aus. Und ergo kann ich es meinen Kindern nicht verübeln, wenn auch sie zuweilen die Haltung pflegen: her mit den Freunden, rein mit dem Film, rein mit dem Zucker, und wo ist die nächste Action?

Hier geht es zum Artikel im Mama-Blog des Tages-Anzeigers.

Der Glaube an die Existenz Gottes

John Leslie Mackie (1917 – 1981), renommierter Religionsphilosoph, diskutiert in seinem Werk “Das Wunder des Theismus” (Übersetzung durch Reclam 1985) alte und neuere Argumente für und gegen die Existenz Gottes. Weshalb ist der Glaube an einen Gott für ihn ein Wunder?

Das Vorkommen theistischer Überzeugungen und ihre anhaltende geistige Macht über zahlreiche vernünftige Menschen sei “so überraschend, dass sie als ein Wunder zumindest im ursprünglichen Sinn zu gelten hat”. Ein Wunder definiert Mackie als “übernatürlicher Eingriff in ein normalerweise geschlossenes System”, in dem die Naturgesetze gelten.

In dieser Hinsicht pflichte ich ihm bei: Gott spricht davon, dass er Menschen die Augen öffnet, “dass sie sich bekehren von der Finsternis zum Licht und von der Gewalt des Satans zu Gott.” (Apg 26,18) Der Mensch ist in seinem natürlichen Zustand “tot … in den Sünden” und wird “mit Christus lebendig gemacht” (Eph 2,4+5).

Das Lied der Lieder (4): Nähe durch Anziehung

Das Thema „Nähe und Distanz“ ist eines der Grundmotive des Hohelieds – und gleichzeitig ein wichtiges Thema jeder Ehebeziehung. Ich unterscheide zwischen sechs verschiedenen Beziehungs-Zuständen. Sie lehnen sich an die 6 Akte des Hohelieds an.

Ein Kommentator setzt über den ersten Akt des Hoheliedes die Überschrift (1,1 – 2,7) „Das gegenseitige Entbrennen der Liebenden“. Die Braut äussert darin folgenden Wunsch:

Zieh mich dir nach, so laufen wir. (Hohelied 1,4)

Spannend ist in diesem Gedicht der Wunsch der Braut, dass der Bräutigam vorausgehen soll.

Wo weidest du? Wo hältst du Mittagsrast? (Hohelied 1,7)

Die Braut signalisiert Interesse am Aufenthaltsort des Bräutigams. Sie kennt seine täglichen Gewohnheiten (noch) nicht. Aber das Interesse ist erwacht. Das Feuer beginnt langsam zu brennen.

Das Lied der Lieder (3): Ein Frauenheld schreibt über die grosse Liebe?

Wer sich in der Bibel etwas auskennt, der weiss, dass Salomo, Schriftsteller des Hohelieds, ein Playboy par excellence war. Er hielt sich einen Harem von 1000 Frauen. Man fragt sich: Von so einem Frauenhelden soll eine solch zarte Beschreibung der grosse Liebe stammen? Kein Wunder, dass verschiedene Kommentatoren sagen: Salomo kann gar nicht der Verfasser sein. Andere spekulieren darüber, dass Salomo einem einfachen Hirten die Frau ausgespannt hat. Eine dritte Gruppe geht davon aus, dass Salomo von seiner ersten grossen Liebe redet, an die er sich später wehmütig zurück erinnert.

Ich sehe keinen Grund, Salomo nicht als Autoren zu anerkennen. Wer die Schriften Salomos kennt, insbesondere die Sprüche, weiss: Er wusste sehr wohl, was er machte. Nur: Wissen allein bewahrt nicht vor Entgleisung. Delitzsch hat es auf den Punkt gebracht:

Es spiegelt sich im Lied die Gewalt des Sinnlichen, die diese auf den Autor ausübt. Gerade im Leben Salomos wird sichtbar, wie sich das Sinnliche aber nicht nur positiv, sondern auch negativ auswirkt.

Wenn Kinder ihre Eltern misshandeln

Auf einem Urlaubsspaziergang sah ich im Vorbeigehen die Schlagzeile des Tagesanzeigers "Wenn Kinder ihre Eltern misshandeln".

Kinder und Jugendliche erpressen ihre Eltern auf perfide Art, werfen mit Gegenständen nach ihnen und traktieren sie mit Faustschlägen.

Sind die steigenden Zahlen darauf zurückzuführen, dass sich Eltern häufiger melden? Oder sind die Fallzahlen tatsächlich steigend? Dies bleibt aufgrund fehlender Vergleichszahlen offen. Die Dunkelziffer ist jedenfalls hoch, denn viele Eltern schämen sich, den häuslichen Notstand zuzugeben.

Dario Venutti stellt sie, die Frage der Fragen (die zugegebenermassen etwas abgedroschen klingt):

Ist die Gewalt gegen Eltern ein weiterer Beleg für den oft beklagten Zerfall der Familie und eine allgemeine Verrohung der Jugend?

Er stellt folgende These auf:

Wer seinen Kindern hauptsächlich Angst einflösst, vermittelt ihnen ein geringes Selbstwertgefühl. Da wird Gewalt seitens der Kinder zum letzten Mittel, um Aufmerksamkeit zu erregen.

Doch dies ist nur die eine Seite der Medaille. Denn: Wer mit den Kindern

wie ein Kumpel umgeht, läuft Gefahr, keine Grenzen zu setzen und damit seine Rolle als Eltern preiszugeben. Schläge gegen die Mutter sind ein Zeichen dafür, dass Kinder dieses Vakuum füllen. Soll Erziehung gelingen, braucht es beides: verlässliche Regeln und den Aufbau einer Beziehung.

Ähnlich sieht es auch die Familientherapeutin Gallebes. Hinter den Dramen stünden oft

langjährige Geschichten von Eltern, die ihre Kinder verwöhnen, die nicht zu viele Regeln aufstellen, nicht zu streng sein wollen. Irgendwann merken sie, dass sie doch Grenzen setzen müssen. Dann ist es oft schon zu spät. Die Jugendlichen akzeptieren diese Grenzen dann gar nicht mehr.

Aus Sicht christlicher Ethik stimme ich beiden Seiten zu

  • der Seite der Beziehung: Durch den verbindlichen Rahmen der Ehe wachsen unsere Kinder in einer Atmosphäre der Geborgenheit auf. In einer wohlwollenden Umgebung erfahren sie bedingungslose positive Wertschätzung. 
  • der Seite der Disziplinierung: Eltern wissen um die Verdorbenheit des Kindes. Sie können ihre Gaben Gott und zum Wohl anderer Menschen, aber auch zum Nachteil des Nächsten einsetzen. Bei manchen Gelegenheiten fragen sich Eltern: Wie kann er (oder sie) plötzlich so böse und hinterhältig sein? Kinder sind Sünder. Kein Mensch genügt (auch die Eltern nicht).

Deshalb ist es eine vorrangige Aufgabe die Kinder zu Christus zu bringen. Es gilt dasselbe, was J. I. Packer in Bezug auf die Prediger sagt:

Während sie ihr Werk tun und den Menschen Christus vor Augen malen, tut der mächtige Retter, den sie verkündigen, Sein Werk durch ihre Worte und sucht Sünder mit seiner Errettung heim, indem Er ihren Glauben weckt und sie aus Barmherzigkeit zu sich zieht. (J. I. Packer in: John Owen. Durch seinen Tod. RVB: Hamburg 1994.)

Passende Buchreihe: Hanniel Strebel. Lernerlebnisse mit Kindern.