Von dem einen, das unsere Seele nicht entbehren kann

So müssen wir nun gewiss sein, dass die Seele kann alle Dinge entbehren ausser dem Wort Gottes, und ohne das Wort Gottes ist ihr mit keinem Ding geholfen. Wenn sie aber das Wort Gottes hat, so bedarf sie auch keines anderes Dinges mehr, sondern sie hat in dem Wort Genüge, Speise, Freude, Friede, Licht, Verstand, Gerechtigkeit, Wahrheit, Weisheit, Freiheit und alles Gute überschwänglich. So lesen wir im Psalter, sonderlich im 119. Psalm, dass der Prophet nach nichts mehr schreit, denn nach dem Wort Gottes. Und in der Schrift wird es für die allergrösste Plage und Gottes Zorn gehalten, wenn er sein Wort von den Menschen nimmt, wiederum für keine grössere Gnade, als wenn er sein Wort hinsendet…

Fragest du aber, welches ist denn das Wort, das solch grosse Gnade gibt und wie soll ich’s gebrauchen? Antwort: Es ist nichts anderes als die Predigt, von Christo geschehen, wie sie das Evangelium enthält. Welche so beschaffen sein soll und ist, dass du hörest deinen Gott mit dir reden, wie all dein Leben und Werk nichts sind vor Gott, sondern du mit allem, das in dir ist, ewiglich verderben müssest.  … Auf dass du aber aus dir heraus und von dir los, das ist, aus deinem Verderben loskommen könntest, setzt er dir vor seinen lieben Sohn Jesum Christum und lässet dir durch sein lebendiges, tröstliches Wort sagen: Du sollst in denselben mit festem Glauben dich ergeben und frisch auf ihn vertrauen. Dann sollen dir um dieses Glaubens willen alle deine Sünden vergeben, all dein Verderben überwunden sein und du gerecht, wahrhaftig, im Frieden, fromme und alle Gebote erfüllt sein, von allen Dingen frei sein…

Martin Luther, Von der Freiheit eines Christenmenschen, 5. Abschnitt. Reclam: Stuttgart 1995. (127)

Wissenschaft ohne die Fakten von Sünde und Wiedergeburt

To omit the facts of sin and of palingenesis from science means that everything must be considered normal as it is, so that man is not alienated from God, his being and his consciousness are not influenced by sin and he needs no restorative power from without and no special revelation to his consciousness in order to attain to a true view of the cosmos.

John Shortt gibt die Position Kuypers in ‘Encyclopedia of Sacred Theology’ (221-22) wider.

Ihr Frauen, lasst euren Männern mehr Raum (3): Verantwortung in Entscheiden übernehmen

Ich schneide ein schwieriges Thema an: Das Thema der Unterordnung. Meine Vorsicht hat zwei Gründe: Einerseits weiss ich um die Möglichkeit des Missbrauchs durch die Ehemänner. Andererseits bin ich mir bewusst, dass innerhalb des christlichen Lagers zwei Modelle existieren (Egalitarismus vs. Komplementarismus, siehe dieser längere Artikel aus der New York Times).

Ich persönlich gehe von der Komplementarität (d. h. gegenseitigen Ergänzung) von Mann und Frau aus. Der Mann ist dienender Leiter der Familie (siehe hier). Was Führung des Mannes in der Ehe bedeutet, hat John Piper feinfühlig ausformuliert (siehe dieser Post).

Was bedeutet dies für den Entscheidungsprozess in einer Ehe? Aus eigener Erfahrung einige Anregungen:

  1. Beziehe deine Frau frühzeitig in deine Gedankengänge mit ein.
  2. Achte auf Hinweise deiner Frau, spiele sie nicht herunter.
  3. Reserviere genügend Zeit für die intensive Klärung und zum Abwägen.
  4. Wer weise ist, sucht Beratung; je nach Entscheid ziehe ein erfahrenes Ehepaar bei.
  5. Bete zusammen mit deiner Frau.
  6. Übernimm die Verantwortung für den Entscheid.
  7. Plane dir einen Zeitpunkt, an dem ihr als Ehepartner gemeinsam auf den Entscheid zurückblickt.

Wir können erkennen, und wir irren

Ausschnitt aus der Prager Erklärung “Christlicher Glaube in Bildung und Erziehung” von 1997:

Wir glauben, dass die Menschen sich auf Satans Einflüsterungen hin entschieden haben, gegenüber Gott ungehorsam zu sein. In der Folge wurden wir von Natur aus sündig. Das war folgenschwer auch für die ganze Schöpfung.

Dies hat zu einer Welt geführt, in der das Gute und das Böse im Streit liegen. Das Wirken Satans und die Sündhaftigkeit unseres Wesens beeinträchtigen alle Gebiete unseres Lebens, alle unsere Beziehungen und deshalb auch unser Erkennen. Unsere Erkenntnis als gefallene Geschöpfe ist nicht nur begrenzt, sondern auch verzerrt und für Fehler und Irrtümer anfällig, da wir nun dazu tendieren, in menschlicher Erkenntnis die letzte Instanz zu sehen, und nicht in der göttlichen Offenbarung.

Tatsächlich gibt es eine Wirklichkeit, die wir erkennen können. Aber statt den Anspruch zu erheben, dass wir sie im Griff hätten, sollten wir immer demütig die Möglichkeit anerkennen, dass wir irren können.

Götzendienst – was war (ist) schon dabei?

Weshalb war es zu biblischen Zeiten attraktiv ein Stück Holz anzubeten? Kevin DeYoung hat eine Liste gepostet.

1. Idolatry was guaranteed. The formula was simple. Carve a god out of wood or stone and the god would enter the icon. Now that you have a god in your midst, you can get his (or her) attention quickly. Your incantations, oaths, and offerings will always be noticed.

2. Idolatry was selfish. Scratch the gods backs and they’ll scratch yours. They need food and sacrifices; you need blessings. Do your stuff and they’ll be obliged to get you stuff.

3. Idolatry was easy. Ancient idolatry encouraged vain religious activity. Do what you like with your life. So long as you show up consistently with your sacrifices, you’ll be in good shape.

4. Idolatry was convenient. Gods in the ancient world were not hard to come by. Access was almost everywhere. Statues can be used in the home or on the go.

5. Idolatry was normal. Everyone did it. It’s how woman got pregnant, how crops grew, how armies conquered. Idolatry was like oil: nothing ran in the ancient world without it.

6. Idolatry was logical. Nations are different. People are different. Their needs and desires are different. Obviously, there must be different deities for different strokes. How could one god cover all of life? You don’t eat at one restaurant do you? The more options the better. They can all be right some of the time.

7. Idolatry was pleasing to the senses. If you are going to be especially religious, it helps to be able to see your god. It’s harder to impress people with an invisible deity.

8. Idolatry was indulgent. Sacrificing to the gods did not often require sacrifice for the worshiper. Leftover food could be eaten. Drink could be drunk. Generosity to the gods leads to feasting for you.

9. Idolatry was sensual. The whole system was marked by eroticism. Rituals could turn into orgies. Sex on earth often meant sex in heaven, and sex in heaven meant big rain, big harvests and multiplying herds.

Gott als Urheber der Wirklichkeit – die Folgen für den Mathematikunterricht

Immer wieder lese ich es, z. B. hier in einer Zusammenfassung von Gordon Clarks “A Christian Philosophy of Education”:

Non-theistic justification of any kind for any type of education is a failure. Even non-theistic math is a failure because arithmetic then means nothing. Nothing would have any value at all.

Im Rahmen meiner PhD-Arbeit werde ich der Frage nachgehen: Welcher Zusammenhang kann zwischen dem Sachunterricht, eben z. B. Mathematik, und einer christlichen Weltanschauung hergestellt werden? Oder besser gesagt: Wie schlägt die Denkvoraussetzung, dass Gott Urheber der geschaffenen Wirklichkeit ist, auf den Mathematikunterricht durch?

Wie können wir wissen?

Michael Horton fasst den ersten Teil seiner Systematischen Theologie “Knowing God” so zusammen:

We may summarize the first part of this volume as an exposition of the principal elements of a covenantal task. First, this task presupposes that God is qualitatively distinct from the creature. Therefore, creaturely knowledge will always be revealed, dependent, accomodated, ectypal, and analogical rather than coniciding with God’s arechtypal knowledge at any point.

Second, this task presupposes that God’s revelation comes to us from outside of ourselves. Even the law, which is universally declared to the human conscience ever since creation, becomes a personal summons to judgement in our encounter with God in his self-revelation. The gospel is not buried deep within us but is known only in special revelation.

Third, every covenant has its canon – the historical prologue, stipulations, and sanctions that constitute and develop a norm for God’s people. The new covenant canon, therefore, constitutes and regulates the faith and practice of the covenant community, rather than being generated by it.

Michael Horton. Systematic Theology. Zondervan: Grand Rapids 2011. (210)

Schlüsselerlebnisse mit Kindern (5): Für sie war es längst vorbei.

Wir sitzen beim Abendbrot, ich bin später nach Hause gekommen. Der Tag war einer der mühsamen Sorte: Viel Zank und Reibereien. Meine Frau hatte mir untertags angerufen, damit ich die Konflikte direkt mit meinen Söhnen besprechen konnte. Eine Stunde vor dem Heimkommen hatte ich meinen Söhnen per Telefon Aufträge gegeben.

Als ich nach Hause kam, sassen alle Junioren ruhig am Tisch. Es gab Brot und Wasser. Ich fragte der Reihe um ab, wer wie geplagt wurde. Und wie er anderen ausgeteilt hatte. Alle gaben bereitwillig Auskunft. Ich merkte, dass sie wirklich betroffen waren. Für sie waren die Ereignisse schon weit weg. Ich beschloss einen Schlussstrich zu ziehen. Jeder bekannte zuerst Jesus und dann dem anderen seine Verfehlung (inklusive wir Eltern). Wie befreiend, dann als Familie in einer be- bzw. gereinigten Atmosphäre weitermachen zu dürfen!