Lagune, See oder Bergbach?

Ist der Glaube an Gott rational? Führende reformierte Philosophen antworten mit einem „Ja“ auf diese Frage. Mavrodes bringt dazu einen eindrücklichen Vergleich:

Nehmen wir an, eine Gruppe von Entdeckern gelangt zu einem See und fragt sich: „Kann man dieses Wasser trinken?“ Wenn das Wasser mit kontaminiert ist, lautet die wahre Antwort: „Nein, es ist nicht sicher, ob man dieses Wasser trinken kann.“ Diese Antwort ist wahr, enthält jedoch nicht alle Informationen. Das Wasser könnte getrunken werden, wenn es erhitzt worden wäre.

Wenn die Gruppe aber zu einem klaren Bergbach kommt und dieses Wasser nicht kontaminiert ist, kann es ohne Kochen getrunken werden. Erhitzen macht das Trinken nicht sicherer.

Oder aber die Gruppe gelangt zu einer Lagune, deren Wasser vergiftet ist. Dieses Gift kann nicht durch Kochen entfernt werden.

Manche säkularen und religiösen Philosophen haben angenommen, dass der Glaube wie die Lagune ist. Der Glaube ist irrational. Dies kann nicht geändert werden.

Andere haben gedacht, dass der Glaube eher mit dem See zu vergleichen ist: Unter gewissen Umständen ist der Glaube irrational, doch er kann rational gemacht werden. (Diese Philosophen wussten dann in der Regel auch, wie dies geschehen kann.)

Und eine kleine dritte Gruppe hielt den Glauben für einen klaren Bergbach. Er kann nicht rational gemacht werden, weil er in sich rational ist.

Aus: Georg I. Mavordes. Jerusalem and Athens Rivisited. In: Alvin Plantinga and Nicholas Wolterstorff (Ed.) Faith and Rationality. University of Notre Dame Press: Notre Dame/London: 1991.

Lernerlebnis Nr. 88: Beobachte ein Kind…

…wenn es verzichten muss (beobachte auch mal dich selbst). Der Bruder fährt mit dem Götti davon, Oma spendiert dem Jüngeren ein Eis, der Jüngste darf allein auf den Mistkran sitzen. Diese Momente greife ich mit dem Benachteiligten auf. Ich schenke ihm Aufmerksamkeit und spreche über seine Gefühle (Wut, Eifersucht).

Christen im Spannungsfeld zwischen Anpassung und Absonderung

Ziehen wir uns aus der Gesellschaft zurück? Nehmen wir das Amt des Propheten wahr und kritisieren? Oder engagieren wir uns vorbehaltslos? Thomas K. Johnson hat ein ausgewogenes Verständnis der Rolle der Christen in der Gesellschaft dargestellt. Er sieht sie im Spannungsfeld zwischen Absonderung und Anpassung.

  • Critique: Das Wort Gottes ist der endgültige Kritiker der Natur. Es konfrontiert uns mit unserer Sünde. Gleichzeitig müssen wir es mit seiner konfrontativen Art in die Welt hineinsprechen. Amos ist das Beispiel eines Sozialkritikers in der Bibel. Sünde betrifft auch die Gedanken und Gefühle. Die Kritik geht auf die Ebene der Werte. Francis Schaeffer spricht von den (westlichen) Grundwerten des persönlichen Friedens und des Wohlstands. Diese müssen in Frage gestellt bzw. gründlich kritisiert werden!
  • Correlation: Das Eingehen des Wortes Gottes auf die grundlegenden Bedürfnisse einer Kultur. Gott ist ein Gott, der Fragen stellt. Es gibt daher eine Korrelation zwischen den Lebensfragen der Menschen und den Antworten Gottes in der Bibel. Das Wort Gottes spricht unsere tief sitzenden Ängste an. Angst ist die Wahrnehmung des gefallenen Zustandes der Welt.
  • Construction: Schaffung einer Gegenkultur durch das Wort Gottes. Seit der Auferstehung Christi haben Christen Gegenkulturen geschaffen – ohne die bestehende Kultur aufzulösen.  Sie gründeten Schulen, Universitäten, Krankenhäuser und Waisenheime. Diese sind im Lauf der Zeit oft Teil der säkularen Kultur geworden. Unser erster Beitrag soll stets das Evangelium sein! Es gibt keinen Grund für irgendeine christliche Organisation, irgendwann mit der Evangelisation aufzuhören.
  • Contribution: Bereicherung einer Kultur durch das Wort Gottes. Die Erde wird zu einem schöneren und lebenswerteren Ort gemacht. Christliche Philosophen haben zuerst über Menschenrechte gesprochen. Heute wollen Europäer Menschenrechte schützen, ohne dass sie dafür eine richtige Erklärung haben. Die frühen modernen Wissenschaftler im 16./17. Jh. waren zumeist überzeugte Christen. Ihr Leitgedanke: Wir sollen die Natur studieren, weil sie Gottes Natur ist. Heute sind die Wissenschaften eine der tragenden Elemente unserer Kultur.  Die Geschichte ist nicht fertig: Wir können neue Institutionen gründen, die von der Kultur aufgenommen werden.

Hier geht es zum Aufsatz “Christus und die Kultur”.

Segmentierung in der Kirche

Vielerorts hört man Klagen darüber, dass Gemeinden nur dann an den Menschen wirklich interessiert sind, wenn es sich um Mitarbeiter oder wenigstens um Veranstaltungsbesucher handelt. Damit jedoch gehen sie kaum anders mit ihnen um als Unternehmen mit ihren Kunden und Angestellten, womit sich niemand zu wundern braucht, wenn die Gemeinde umgekehrt als Dienstleister und „Jobbörse“ betrachtet wird.

Aus: Thomas Weissenborn. Christsein in der Konsumgesellschaft. Francke: Marburg 2010.

100 Bücher für 2011

Wir haben Zugang zu ausgezeichneten Büchern. Sie stehen überall, in Bibliotheken, Brockenhäusern, Kirchen. Viele sind als pdf übers Netz erhältlich. Für einen begeisterten Leser wie mich ein täglicher Grund zur Dankbarkeit.

Trevin Wax sinniert darüber, ob es empfehlenswert sei, 2011 100 Bücher zu lesen. Ja, kommt er zum Schluss, so lange es nicht oberflächliches Lesen wird. Quelle dafür ist oft Stolz und Angeberei.

  • Lies 100 Bücher pro Jahr.
  • Nimm dir 10 davon und "lebe" einige Zeit darin.

Ein schönes Ziel für 2011!

Hier sind die Tipps aus 2010:

  1. Set a reasonable goal.
  2. Read everywhere.
  3. Read faster.
  4. Read smarter.
  5. Turn off the TV.
  6. Read what you like.
  7. Stretch yourself.

Passendes Buch: Tony Reinke. A Christian Guide to Reading Books.

Der Panzer des Spotts

Setzt sich die Gewohnheit des Spottens fest, so bildet sie um den Menschen den undurchdringlichsten Panzer gegen den Feind, den ich kenne. Und das Vergnügen des Spottes ist vollkommen frei von den Gefahren, die allen andern Ursachen des Lachens innewohnen. Es ist auf tausend Meilen von der wahren Freude entfernt: es tötet den Geist, statt ihn zu schärfen; und es weckt keine Zuneigung zwischen denen, die dieser Gewohnheit huldigen.

C. S. Lewis. Dienstanweisung an einen Unterteufel.  Herder: Freiburg im Breisgau 1992.

Unverdientes Glück

So merciful and so full of pity is God, that when miserable man, whom He had no need of, who did Him no good, nor could be of any advantage to Him, had made himself miserable by his rebellion against God, He took such pity on him that He sent His only Son to undergo his torment for him, that he might be delivered and set free. And now He offers freely, to bestow upon those rebels, complete and perfect happiness to all eternity upon this, His Son’s account. There never was such an instance of goodness, mercy, pity, and compassion since the world began…

Jonathan Edwards, Works 10,424, zitiert in: Owen Strachan. Douglas Sweeney. Jonathan Edwards on Beauty. Moody Publishers: Chicago 2010.

Wie wir die Dinge erklären

Richard Swinburne schreibt zum Grundmuster seiner Argumentation:

Wissenschaftler, Historiker und Detektive beobachten Tatsachen und nehmen dann eine Theorie an, von der sie meinen, dass sie das Beobachtete am besten erklärt.

Eine solche Theorie bzw. Ansatz der Erklärung enthält nach Swinburne vier Elemente:

  1. Es lässt uns (mit Präzision) viele und viele verschiedene Ereignisse erwarten, die wir beobachten (und wir beobachten keine Ereignisse, deren Nichtvorhandensein es uns erwarten lässt.)
  2. Das vorgeschlagene Gesetz ist einfach.
  3. Es fügt sich gut in das vorhandene Wissen ein.
  4. Wir würden diese Ereignisse sonst nicht erwarten (d. h. es gibt kein konkurrierendes Gesetz, welches uns diese Ereignisse erwarten lässt und welchse die Kriterien 1-3 ebensogut erfüllt wie das vorgeschlagene.

Aus: Richard Swinburne. Gibt es einen Gott? Ontos-Verlag: Heusenstamm 2006.

Väter, hört ihr euren Kindern wirklich zu?

Noch eine Mahnung an mich als Vater. Sie betrifft das Zuhören.

Es wird Ihnen nicht entgangen sein, dass mein Vater kein Dummkopf war. Er hatte sogar etwas Geniales an sich. Doch gleichzeitig hatte er … mehr Talent, eine Sache durcheinanderzubringen oder eine Information falsch aufzufassen, als irgend jemand sonst, den ich je kannte. Infolgedessen war es unmöglich, ihm irgend etwas von den Realitäten unseres Schuldaseins begreiflich zu machen, obwohl er (nichtsdestoweniger) immer wieder fragte.

Das erste und einfachste Hindernis für die Kommunikation war die Tatsache, dass er, nachdem er sich ernstlich erkundigt hatte, die Antwort nicht abwartete oder sie wieder vergass, kaum dass sie ausgesprochen war. Es gibt wohl eine Reihe von Fakten, die ihm, vorsichtig geschätzt, jede Woche einmal auf seine Frage hin mitgeteilt wurden und die er jedesmal als vollkommene Neuigkeit aufnahm.

Seine eigene Version war, hatte er sie sich erst einmal zurechtgelegt, unauslöschlich, und jeder Versuch, sie zu korrigieren, entlockte ihm nur ein ungläubiges ‘Hm! Also, früher hast du die Geschichte aber anders erzählt.” …. Auf Leute die er noch nie gesehen hatte, wandte er das anhnungsvolle und labyrinthische Verfahren an, das er ‘zwischen den Zeilen lesen’ nannte. Hatte er sich erst einmal in dieses Labyrinth begeben, konnte er an jedem beliebigen Punkt in der weiten Welt wieder herauskommen; und stets mit unerschütterlicher Überzeugung.

Was waren die Folgen für die Beziehung zu den Söhnen?

Seine Gegenwart machte nicht nur unseren verbotenen, sondern auch all unseren harmlosen Aktivitäten ein Ende. Es ist schon hart – nein, es ist niederträchtig, wenn ein Mann in seinem eigenen Hause als Eindringling empfunden wird. …es steht fest, dass ich es zunehmend als bedrückend empfand, mit ihm zusammenzusein.

Es war ausserordentlich ermüdend. Und in meinen eigenen Beiträgen zu diesen endlosen Redereien … fiel mir zunehmend eine gewisse Künstlichkeit auf. … Die Jovialität meines Vaters und mein eigener heimlicher Ungehorsam trugen beide dazu bei, dass ich zur Heuchelei getrieben wurde. Ich konnte nicht ‘ich selbst sein’, wenn er zu Hause war. Gott verzeihe mir, der Montagmorgen, wenn er wieder zur Arbeit musste, war für mich das strahlendste Juwel der Welt? (C. S. Lewis. Überrascht von Freude. S. 148-154.)