Zentral für die Förderung des theologischen Liberalismus ist Art und Weise sowie Inhalt der Unterweisung der neuen Generation. So wie mir kürzlich ein Familienvater erzählte, der auf der Suche nach einer Gemeindeheimat für die Familie war. «Ich fragte die Kinder jeweils, was sie im Kindergottesdienst gemacht hätten. Als sie mir an einem Ort berichteten, dass sie Bibelverse auswendig lernten, dachte ich mir: Hier bleiben wir.»
Die Frage stellt sich: «Zerstört die Sonntagschule unseren Glauben?» Sie scheinen junge Rebellen oder alte Pharisäer zu hervorzubringen. Ich nenne es darum den «Sonntagschul-Effekt».
Fakt ist, dass wir einen Grossteil unserer Kinder an den Säkularismus verlieren. «Ein Grossteil der Kinder aus gläubigem Elternhaus wechseln die Religion. Sie schliessen sich dem Säkularismus an. Sie behalten eine moralistisch-therapeutische Vorstellung vom Glauben.» Zwischendurch führte ich intensive Debatten wie diese: «Wenn sich unsere Kinder zum Säkularismus bekehren». Ein Teilnehmer: «Ich sehe mittlerweile Hauptproblematik darin, dass die meisten Gemeinden in ihrer Kinder- und Jugendarbeit vor allem moralis(tis)ch ausgerichtet sind. Das bewirkt, dass die Kinder in ihrer Umgebung meist doch recht anständig leben, was ja zunächst positiv ist. Leider erkennen viele dadurch nie die Notwendigkeit von Gnade für ihr eigenes Leben.»
Welche nette, aber einseitige Belehrung die Kinder jahrelang über sich ergehen lassen, habe ich am Beispiel zweier beliebter Kinderbücher von Max Lucado geschildert. Die grosse Trumpfkarte des Evangelikalismus scheint die Liebe zu sein. Der Begriff wurde bis zum Umfallen strapaziert: «Der „Liebesgötze“ ist geschaffen, ein Gott der für seine Liebe alles kompromittiert – seine Heiligkeit, seine Gerechtigkeit, seine Unwandelbarkeit, seinen Zorn und seine Herrlichkeit, damit er den Menschen ja gut gefällt.»
Dies wird vorgebahnt durch eine bestimmte Art der Erziehung in frommen Kreisen: «Wo sehe ich die Hauptproblematik der Erziehung in frommen Kreisen? Sie liegt in einem formelhaften Moralismus, kombiniert mit einer relativistischen Praxis.»
Dennoch: Eine fromme Vergangenheit ist keine Entschuldigung für eine laue Gegenwart. Auch der Gemeinde den Rücken zu kehren, ist keine gesunde Antwort. Wir brauchen Gemeindeneugründungen!