Gute und Böse

Gute und Böse, wir und die andern, Europäer und Terroristen – als Christen müssen wir vorsichtig sein mit solchen platten Unterscheidungen. Wiederholen wir einfach, was wir in den Medien lesen, oder untersuchen wir unsere Anschauungen (und Vorurteile) aus der Sicht biblischer Weltanschauung? Jeder Mensch ist im Bild Gottes geschaffen, und jeder Mensch ist Sünder. D. A. Carsons Vorlesung nach dem 9/11 setzt sich mit dem anspruchsvollen Thema auseinander (siehe hier).

Love demands that we do not demonize Osama bin Laden. He is a human being made in the image of God. He is an evil man, and he must be stopped, but he is a man, and we should take no pleasure in destroying him. Vengeance is the Lord’s alone.

Zum Thema “TV als Projektionsfläche unserer Selbstgerechtigkeit” geht es hier.

Eine bewegende Geschichte aus Japan

Heute bekam ich eine Mail mit dem Link zur folgenden Geschichte. Japan gilt als eines der am wenigsten mit dem christlichen Glauben erreichten Länder der Erde.

Manami ist ein Mädchen unter vielen, deren Eltern am 11. März starben oder vermisst sind. Sie war im Kindergarten, als das Erdbeben passierte. Ihre Mutter holte sie sofort ab und brachte sie nach Hause. Dieses war auf einer Anhöhe gebaut, direkt neben einer Grundschule, die als Platz ausgewiesen war zu dem Leute bei Tsunamiwarnungen fliehen können. Aber die Tsunami mit über 30 Metern Höhe überflutete mit einer Schlammlawine sogar diesen “sicheren” Ort. Manamis Eltern und ihre 2jährige Schwester wurden von der Welle mitgerissen. Nur Manami überlebte. Ihr Kindergartenrucksack hatte sich in einem Fischernetz verfangen, was ihre Rettung war. Aber erst eine Woche später fand sie ihre Großmutter in einer Notunterkunft. Sie war erschrocken, wie sehr ihre Enkeltochter gelitten hatte. “Sie schaute schweigend traurig vor sich hin. Ich dachte, sie hatte vergessen, wie man sprechen kann.”
Zehn Tage nach der Flut, sagte Manami plötzlich, dass sie einen Brief an ihre Mami schreiben will. Sie öffnete ein Heft, suchte sich einen Buntstift aus und fing an in Hiragana, das sie erst kürzlich gelernt hatte, zu schreiben.
Über eine Stunde hinweg schrieb sie den folgenden Brief:

Liebe Mami,
Ich hoffe, Du lebst.
Geht es Dir gut?

Kurz darauf schlief sie ein. 
Die vierjährige Manami hat nach einer Weile wieder angefangen zu lächeln, aber sie möchte nicht in die Nähe ihres zerstörten Elternhauses gehen. Manchmal huscht ein Schatten des Schmerzes über ihr Gesicht. Ihre Großmutter möchte die Kleine zu sich nach Hause nehmen, aber diese weigert sich. “Ich warte hier, bis mich meine Mama abholt!”, sagt sie. “Wird Papa bald anrufen?”, fragt sie, während sie das eingeschaltete Handy ihres Vaters fest in ihren Händen hält.

Ist das Kinderspiel eine Erfindung der Psychoanalyse?

Vor einiger Zeit habe ich über die Bewegung der Rebelutionaries berichtet. Diese postulieren, dass das Etikett "Teenager" eine unglückliche Erfindung der westlichen Welt der Neuzeit sei (siehe hier). In der Lebensphase, in der am meisten Kraft vorhanden ist, fehlt die entsprechende Verantwortung (die Gesellschaft qualifiziert sie noch als Kinder), und das Vakuum wird in der Regel nicht durch Lernen als Investition in die Zukunft, sondern mit Müssiggang ausgefüllt  (neudeutsch "hängen").

Ich glaube tatsächlich, dass wir es hier mit einer Fehlkonzeption zu tun haben und bin sehr dankbar für die Impulse dieser Bewegung. Ich zähle mich selbst – obwohl schon Mitte 30 – dazu. Meine Frage, die ich mit mir herumtrug, war vielmehr: Wie weit darf denn ein Kind ein Kind sein? Im Bewusstsein, dass dies auch schon wieder ein Wertung ist – im Sinne einer unbelasteten, von den Zwängen der Erwachsenenwelt verschonten Lebensphase – fragte ich mich: Wie weit ist denn Spiel eine sinn-volle Beschäftigung?

Dazu eine doppelte Antwort:

Als Gott den erneuerten Zustand seines Volkes Israels verhiess, malte er den (idealen) Zustand so aus:

Es sollen hinfort wieder sitzen auf den Plätzen Jerusalems alte Männer und Frauen, jeder mit seinem Stock in der Hand vor hohem Alter, und die Plätze der Stadt sollen voll sein von Knaben und Mädchen, die dort spielen. (Sacharja 8,4+5)

Das Spiel gehört demnach natürlicherweise zur Kindheit. Das ist für uns Westler keine Neuigkeit: Die Psychoanalyse hat das Spiel als Verarbeitung des Unbewussten zu einem zentralen Element der Therapie von Kindern gemacht. Historiker bestätigen, dass das Spiel seit eh und je zum Leben der Kinder gehörte:

In ihrem häuslichen Lebensbereich und ausserhalb haben Kinder, Knaben wie Mädchen, kleinere Kinder ebenso wie Schulkinder und Heranwachsende zu allen Zeiten gespielt. Davon ist in alten Text- und Bildzeugnissen viel die Rede, und davon zeugen eine Vielzahl durch die Archäologie geborgener und ausgewerteter Spielzeugfunde. (Christa Berg. (Hrsg.) Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte. Bd. 1. C. H: Beck'sche Verlagsbuchhandlung: München 1996: 143).

Die Bedeutung des Spiels für die kindliche Entwicklung ist nicht erst eine Entdeckung der modernen Psychologie, schon antike Autoren äussern sich dementsprechend. Dasbei wird das Alter zwischen drei und sechs Jahren als das entscheidende Spielalter angesehen: Kinder soollen in dieser Zeit durch Spielen ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten entwickeln. Die Erwachsenen scheinen diese Aktivitäten mit einigem Interesse verfolgt zu haben, denn spielende Kinder sind ein beliebtes Motiv in der Vasenmalerei. (Johannes Christes. Richard Klein. Christoph Lüth. (Hrsg.) Handbuch der Erziehung und Bildung in der Antike. WBG: Darmstadt 2006:34-35.)

Der fünfte Bub (73): Vier Monate.

Es hat vier Monate gedauert: Unser Ältester wünschte sich sehnlichst ein neues Fahrrad mit Federgabel und 21 Gängen. Meine Frau durchforstete Ricardo, sie wurde regelmässig überboten. An einem Samstagmorgen standen die beiden – meine Frau mit unserem Ältesten – punkt acht Uhr morgens an der Velobörse. Am Schluss des Rundgangs hatten beide Tränen in den Augen: Er befand kein Fahrrad als tüchtig, und sie war traurig über den erfolglosen Rundgang. Da entdeckten sie einen Vater, der seinem älteren Sohn eben ein neues Fahhrad gekauft hatte und für das gebrauchte einen Käufer suchte. Noch bevor das Fahrrad an die Börse gelangte, war es in den Händen eines neuen stolzen Besitzers. Preisrahmen eingehalten, kaum gefahren, mit Federgabel. Wie sollen wir unsere Kinder lernen, das Material zu achten? Manchmal braucht es eben diesen Vorlauf von vier Monaten.

Über die Notwendigkeit des doppelten Hörens

Auf Theoblog hat sich eine interessante Diskussion über die Systematische Theologie von Michael Horton entfaltet. Das Werk bleibe thematisch stark innerhalb des eigenen “Reviers”. Ein Kommentator überträgt diese Thematik auf die Aufgabe der Verkündigung:

Pastoren leben oft nicht in der “Realität” (z.B. dem 40h oder 50h Arbeitsleben) und predigen “Prinzipien”, die wenig mit der Realität der meisten Menschen zu tun haben?

Oder: Pastoren sind so liberal, dass sie zwar die Zeitung lesen und wissen, was abgeht, aber die Ereignisse dann nicht aus biblischer Sicht einordnen bzw. das Geschriebene dann nicht neu versuchen zu durchdenken mithilfe von christlichen Grundannahmen (denn viele Zeitungsautoren schreiben ja mit humanistischen / nichtchristlichen Grundannahmen und kommen daher zu vorhersehbaren Interpretationen.)

Oder: Pastoren sind zwar nicht liberal, sondern bibeltreu, aber beschaeftigen sich dann gar nicht mehr mit dem, was wirklich passiert, und wenn, dann nur so oberflaechlich, dass ihre Interpretation der aktuellen Dinge z.B. viel zu reduktionistisch ist. (Z.B.: Ein Erdbeben geschieht irgendwo: ja, klar, das ist ja schon in der Offenbarung beschrieben. Die EU formt sich mit zentralistischen Tendenzen: ja, klar, das steht ja schon in der Offenbarung” etc, ohne jede Detailkenntnis oder Verstaendnis von Oekonomie, Politik etc. – Ein Pastor muss ja nicht Volkswirtschaft oder Politikwissenschaft studiert haben, aber ein oder zwei “neutrale” Standardwerke würden ihm nicht schlecht tun.)

Ich stimme dem zu: Es braucht das, was John Stott das “doppelte Hören” genannt hat.  Das Hören auf das, was Gott in seinem Wort sagt, und das Hören auf das, was in dieser Welt passiert.

Was ist das ultimative Ziel jeder Predigt?

Hier die Definition einer Predigt von John Piper:

The heralding of good news about God in Jesus Christ based on the written word of God from a messenger sent by God including enough teaching to make the news plain and helpful.

Und das sind seine 10 Thesen über das ultimative Ziel jeder Predigt.

1. Whatever lasting good God ever does or ever did or ever will do for any individual person, he does and did and will do because of his free, utterly undeserved grace.

2. This free grace, that gives every lasting good to people, can benefit us justly only because of Jesus’ wrath-absorbing, righteousness-providing, sin-atoning, guiltremoving, substitutionary death for us.

3. Without this kind of atoning death of Christ, God’s grace would not save us, but only increase our condemnation because of the hardness of our hearts.

4. But by the blood of Christ, God really purchased us for himself and secured not only every lasting good that we receive, but also the gift of repentance and faith through which we receive everything else.

5. Therefore every sermon that holds out any lasting good to any person (as every Christian sermon must) should be based on, and interwoven with, the gospel of the living Christ’s substitutionary death.

6. This gospel basis and gospel interweaving of our sermons should be clear enough so that gospel-deniers (like Muslims, Jews, Hindus, Buddhists, atheists, legalists, libertines, etc) will not approve of our sermons. There should be enough of Christ and of his cross that those who deny the gospel don’t approve the sermon.

7. This gospel basis and gospel interweaving of our sermons should be clear enough so that the living Jesus will be honored as the ground and goal of the message because of his grace-securing sacrifice for us.

8. This gospel basis and gospel interweaving of our sermons should be clear enoughso that the imperative that flows from the message is, first and foremost, faith in the blood-bought reality that God is 100% for us in Christ (that is, faith in the justifying work of Christ), and then, secondly, the obedience that comes from this faith (that is, the fruit of the sanctifying work of the Spirit).

9. In this sense then every sermon proclaims Christ. His atoning work is the ground of all it offers. His glory is the ultimate goal of all it aims to achieve. And the written revelation of Christ’s unfolding ways in history (that is, Scripture) is the only authoritative source from which we bring this work and ground and this glory to
light (expository exultation).

10. Thus with Christ-crucified as the ground and goal and matter of every sermon (and all of life) the ultimate aim of God in creation is advanced: the praise of the glory of God’s grace, through the joy of his people in him.

Hier geht es zu den Kursnotizen.

Der reiche und der arme Mann

Das war die Aufgabe an verschiedene Pastoren:

We asked a roundtable of pastors and theologians two questions:

  1. You are standing on stage before 100,000 people from every nation on earth and asked to share the gospel in 100 words or less. What would you say
  2. You are standing before a small crowd from your church’s neighborhood and asked to share the gospel in 100 words or less. What would you say? [Authors were asked to include a couple of words describing their neighborhood. We have included these in italics when provided.]

Und diese Geschichte teilt einer der Befragten mit Muslimen:

Two men went to the mosque to pray. One was a rich man, the other a poor man. The rich man went through his libations and prayers as he did five times a day. As he was praying, he began to have a sexual fantasy about the young wife who lived next door to his home. But he finished his prayers and went home. The poor man stood off at a distance. He came so infrequently to the mosque, that he couldn’t remember the positions for prayer or his libations. But he looked up to heaven, beat his breast, and said, “Forgive me, O Lord, for I’m a sinner.” Who went home justified? Mr Stiles says that every Muslim he has asked this question has answered “The rich man.”

Danke, Justin Taylor, für den Link.