Rezension: Ostern – vier Fragen an die Auferstehungsgeschichte

Rebecca McLaughlin (Twitter) versteht es, Antworten zu Fragen, wie sie in der Gegenwart gestellt werden, zu formulieren. Ich habe über ihre Publikationstätigkeit berichtet (Interview) und bereit ihr kurzes Büchlein “Weihnachten – unglaublich” vorgestellt. Neu ist auch ihr Buch “Das neue Credo – fünf säkulare Glaubenssätze im Test” übersetzt worden.

Sie leitet ihr Buch zu Ostern “Ostern – unglaublich?” mit diesen Worten ein:

Mama, was essen Meerjungfrauen? « Diese Frage stellte mir mal mein dreijähriger Sohn Luke. »Meerjungfrauen sind nicht echt«, erklärte ich. Daraufhin er: »Sind Elefanten echt?«
Dieselbe Frage hat er mittlerweile auch über Schlangen, Kühe, Schweine und Affen gestellt – obwohl er einige davon schon selbst gesehen hatte! Es muss für einen Dreijährigen verwirrend sein, denn ich lese ihm Geschichten über echte und imaginäre Dinge vor; woher soll er den Unterschied kennen? Eine Lösung wäre, dass ich ihm nur noch Werke vorlese, die Fakten wiedergeben. Doch so viele der besten Geschichten enthalten nicht ganz echte Dinge: Magie, Meerjungfrauen, Drachen und unwahrscheinliche Happy Ends. Vielleicht deshalb hat mich folgendes Zitat so blitzartig getroffen, als ich letztens ziellos durch Instagram scrollte: »Durch das Geschichtenlesen erlernt ein Kind auf sanfte Art und Weise die härteste Wahrheit, die das sterbliche Leben überschattet: Es gibt keine Happy Ends.«*
Der Satz stammt aus einem Essay der Schriftstellerin Margaret Renkl aus der New York Times. Mein erster Reflex bestand instinktiv in dem Ausruf: »Das ist nicht wahr!«
Und das wäre eine typisch menschliche Reaktion. Ob religiös oder nicht – wir werden konditioniert, an Happy Ends zu glauben. Wir wollen (wie es ein agnostischer Freund von mir ausdrückte), »dass das Universum einen Plan für uns hat« – und einen Sinn, der höher ist, als dass unsere Überreste einmal als Dünger verwendet werden.
Doch ist das alles nur Wunschdenken? Auf Autofahrten mit meinen Kindern hören wir uns zurzeit Peter Pan an. Als Fee Naseweis im Sterben liegt, sagt sie zu Peter, dass sie denkt, sie könne wieder gesund werden, wenn Kinder an Feen glaubten. Peter wendet sich an alle Kinder: »Wenn ihr glaubt…, klatscht in die Hände; lasst Naseweis nicht sterben.« Wie alt wir auch sein mögen, ein Teil von uns möchte bei diesem Aufruf klatschen – wenn nicht für Feen, dann für etwas anderes Magisches, das uns aus dem Alltäglichen und Endlichen herausholt.
Sind Happy Ends also nur ein Schwindel – eine sanfte Lüge, die wir unseren Kindern erzählen, bis sie alt genug sind, die Wahrheit zu begreifen? Oder können wir doch irgendwie »glücklich bis in alle Ewigkeit leben«, wie es in englischsprachigen Märchen heisst?

Frage 1: Ist das Leben Jesu historisch belegbar? “Es stimmt weder, dass die Evangelien lange nach den Ereignissen geschrieben wurden, über die sie berichteten, noch dass sie von Leuten geschrieben wurden, die keinen Zugang zu dem hatten, was Jesus tatsächlich gesagt und getan hat. Vielmehr wurden sie noch zu Lebzeiten der Männer und Frauen geschrieben, die Jesus überallhin begleiteten, und sie bieten uns komprimierte Biografien eines Mannes, der Hunderte von Kranken heilte und Hunderte Predigten in Dutzenden von Städten und Dörfern hielt. Nach jedem vernünftigen historischen Massstab sind die Evangelien sehr gute Belege – viel besser sogar als viele Dokumente über andere Personen der Antike, die wir als zuverlässig ansehen.” (25f)

Frage 2: Ist der Tod Jesu ethisch begründbar? “Zeigen uns die Evangelien Jesus also nun als das freiwillige Opfer des Zornes seines himmlischen Vaters? Nein. Sie zeigen uns seine tiefe, menschliche Furcht vor dem, was er entschieden hatte, auf sich zu nehmen. Sie zeigen uns aber auch, wie sehr er alles unter Kontrolle hatte – was man an seinen mehrfachen Ankündigungen seines Todes erkennen kann. Sie zeigen uns ausserdem, wie Jesus vor der harten Realität der Hölle gewarnt hat und davor, dass er eines Tages als Richter wieder auf die Erde kommen würde. Wir sind vielleicht nicht der Meinung, dass Sünde bestraft werden muss. Mit unserer tief verwurzelten kulturellen Überzeugung, dass Menschen von Natur aus gut sind und dass Böses nur die Folge von fehlerhafter Erziehung oder Kindheitstraumata ist, ist die Vorstellung, dass Gott uns zu Recht richten wird, kaum kompatibel. Aber Jesus ist da ganz anderer Ansicht. Er behauptet, dass das Böse aus unseren eigenen Herzen kommt (Markus 7,20-23) und dass Gott uns völlig zu Recht für unsere Sünde richtet.” (40f)

Frage 3: Ist die Auferstehung Jesu historisch glaubwürdig? “Viele Menschen denken heute, dass unsere leichtgläubigen, unwissenschaftlichen Vorfahren zwar leicht davon zu überzeugen waren, dass jemand von den Toten auferstanden ist, wohingegen moderne, gebildete Menschen die Auferstehung niemals ernst nehmen könnten. Ich habe aber schon mit unzähligen führenden Akademikern zusammengearbeitet, die diesen zentralen historischen Anspruch des Christentums sehr wohl glauben – sie arbeiten an Universitäten wie IT oder Cambridge in allen möglichen Bereichen von Physik bis hin zur Philosophie und stammen aus den unterschiedlichsten Ländern wie England, Indien, China und Iran. Sie haben ihre Rationalität nicht aufgegeben, um ihr Leben auf einen anti-wissenschaftlichen, historisch unbegründeten Glauben zu bauen. … ‘Die historischen Belege für die Auferstehung stehen denen für so ziemlich jedes andere Ereignis der Antike in nichts nach.'” (55f)

Frage 4: Ist Jesu Angebot attraktiv? “Ihr Vertrauen auf Jesus zu setzen, bedeutet, zuzugeben, dass Sie ein Sünder sind, der Gottes Gericht verdient, und zu glauben, dass Jesus gekommen ist, um dieses Gericht auf sich zu nehmen – aus Liebe zu Ihnen. Dann wird er mit Ihnen durch Leid und Tod gehen und Sie in Ewigkeit in Liebe mit in dieses Leben aufnehmen. Das ist kein Wunschdenken, kein kindliches Bedürfnis, für Fee Naseweis zu klatschen. Es ist vielmehr unsere einzige Hoffnung, an die sich auch manche der intelligentesten Leute der letzten 2000 Jahre geklammert haben.” (69)